St. Tönis: Auf ins Leben – nach Bolivien

Inga Fier (18) aus St. Tönis lässt ihrer Schulzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr in Südamerika folgen.Sie arbeitetdort als Missionarin auf Zeit im Kinderheim.

St. Tönis. Abi - Urlaub - Studium? Die 18-jährige Inga Fier aus St.Tönis macht auf ihrem Weg zwischen Schule und Universität einen Umweg. Er führt sie tausende Kilometer weit in den Westen, dann hinunter in den subtropischen Teil von Bolivien. Noch genauer gesagt: nach Santa Cruz de la Sierra.

In Boliviens größter Stadt wird im September aus der Michael-Ende-Absolventin Inga Fier eine Missionarin auf Zeit (MaZ). Sie wird dort in dem Kinderheim "Hogar de la Esperanza" arbeiten, wo 150 Kinder leben. Die meisten dieser Kinder haben Eltern, die im Gefängnis sitzen.

Ein Jahr Bolivien: Was für ein Aufbruch - raus aus dem Klassenzimmer, hinein in den (rauen) Alltag eines fremden Landes. Inga Fier hat sich darüber genaue Gedanken gemacht: "Ich wollte eine Auszeit von der Schule, vom Lernen und Zeit gewinnen vor der Entscheidung, was ich später tatsächlich machen möchte."

Erst erwog sie, als Au pair nach Australien oder in die USA zu gehen. Aber dann las sie in der Schule die Information über ein Freiwilliges Soziales Jahr. "Das klang interessant. Man kann persönliche, tiefere menschliche Erfahrungen machen und das Jahr bringt zugleich auch anderen etwas." Über den kirchlichen Orden Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel (Sitz im Sauerland) wird Inga auf ihre Zeit und Aufgabe in Südamerika vorbereitet.

"Wir hatten gerade ein dreitägiges Seminar mit 20 jungen Leuten. Da habe ich zwei Mädchen kennengelernt, die wie ich in dem Kinderheim arbeiten werden."

Die Betreuung der Kinder, vom Baby- bis ins Teenageralter, wird ihre Aufgabe sein. "Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe geben und Aktionen auf die Beine stellen, damit die Kinder auch mal eine Abwechslung haben."

Vor Ort wird Spanisch gesprochen. Inga Fier ist zuversichtlich, dass ihre drei Jahre Schul-Spanisch einen guten Start möglich machen. "Ich denke, das lernt man mit der Zeit."

Apropos Zeit: Ein Jahr weg von zu Hause, raus dem beschaulichen St. Tönis hinein in eine Millionenstadt - wie reagieren Familie und Freunde darauf? "Meine Eltern finden es gut", sagt die 18-Jährige, auch wenn ihnen ein Jahr sicher lang erscheine und "man nicht einfach mal so rüberfliegen kann".

Sie selbst erhofft sich von den Auslandsmonaten viele persönliche Erfahrungen. "Ich muss mich ja selber behaupten, sprachliche Barrieren beiseite schieben, meine Unabhängigkeit leben." Überwiegt die Vorfreude auf diese Zeit?

Inga nickt: "Ja, ich freue mich sehr." Es seien 80 Prozent Vorfreude, nur 20 Prozent mulmiges Gefühl. "Wir mussten übrigens einen Brief an uns selber schreiben, wie wir uns fühlen, welche Erwartungen wir an das Jahr haben. Den bekommen wir nach drei Monaten in Bolivien ausgehändigt. Eine tolle Idee, finde ich."

Sie selbst will auf jeden Fall Tagebuch führen. "Ist doch spannend, das nach einer Zeit noch einmal zu lesen." Die Vorbereitungen auf Bolivien laufen noch. Einige Impfungen hat Inga Fier bereits bekommen, andere stehen noch aus. In diesen Tagen muss sie auch unbedingt noch ihren Flug nach Bolivien buchen. "Es wird Zeit!" Zeit für den Aufbruch.

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