St. Johannes Baptist Anrath Domwächter machen offene Türen möglich

Anrath · 21 Frauen und Männer sorgen in Anrath dafür, dass die Kirche St. Johannes Baptist außerhalb der Gottesdienste und Andachten geöffnet ist. Die Domwächter sind seit Jahren im Einsatz.

 Pfarrer Markus Poltermann freut sich, dass Maria Funken und Bruno Kuzinnna (von links) als Domwächter mitmachen.

Pfarrer Markus Poltermann freut sich, dass Maria Funken und Bruno Kuzinnna (von links) als Domwächter mitmachen.

Foto: Wolfgang Kaiser

. Es ist ein unscheinbarer Aufsteller. Aber wenn er vor dem Haupteingang der Anrather Kirche St. Johannes Baptist steht, dann hält mancher Bürger inne und geht die Stufen zum Kirchenportal hoch, drückt die leicht offene stehende Tür auf und tritt ein. „Herzlich willkommen. Unsere Pfarrkirche ist für Sie geöffnet. Die linke Seitentür steht für Rollstühle und Kinderwagen offen“, lautet der Aufdruck auf dem Aufsteller, der zum Besuch einlädt.

Seit 14 Jahren kann jeder die katholische Kirche außerhalb der Gottesdienste und Andachten betreten und für sich selbst Momente der Ruhe und Besinnung finden. Etwas, das nicht alltäglich ist, denn viele Kirchen bleiben außerhalb ihrer Messen geschlossen. Der Grund sind Vandalismus und Diebstahl, die in den unbeaufsichtigten Gotteshäusern stattgefunden haben. In Anrath machen es 21 Frauen und Männer möglich, dass die Kirche an drei Tagen in der Woche für alle Menschen zusätzlich zugänglich ist. Wobei wegen der Corona-Krise jetzt sogar vermehrt geöffnet ist. „Immer, wenn jemand aus unserer Gruppe Zeit hat, kommt er oder sie vorbei, schließt die Kirche auf, bleibt vor Ort und lädt so zu einem Kirchenbesuch außerhalb unserer normalen Öffnungszeiten ein“, sagt Maria Funken.

Sie gehört seit rund zehn Jahren zu den Domwächtern, wie die Gruppe der Ehrenamtlern genannt wird – angelehnt an die Domwächter des Kölner Doms, die allerdings in einer roten Robe mit schwarzem Kragen ihren Dienst versehen. Eine Robe tragen die Anrather Ehrenamtlichen nicht, dafür aber einen Ausweis mit Namen, der auf ihre Tätigkeit hinweist. „Als Domwächter im Einsatz zu sein, gibt einem selber viel. Man findet selber Ruhe und Besinnung, und das tut einfach gut“, sagt Funken. Das empfindet Bruno Kuzinna ebenfalls. Er gehört von Anfang an zu der Gruppe. „Ich war damals im Kirchenchor und bin angesprochen worden, ob ich mir vorstellen könnte, Domwächter zu werden“, erinnert er sich. Ihm macht es Freude, und auch seine Frau macht mit.

Die Idee zu dem Angebot kam im Jahr 2006 aus den Reihen der Gemeindemitglieder. Sie wollten an einigen Tagen in der Woche zusätzliche Öffnungszeiten möglich machen, um Menschen einen Besuch und ein Gebet in der Kirche zu ermöglichen. Nach Gesprächen mit Pfarrer und Kirchenvorstand bildete sich der „Arbeitskreis offene Kirche“. Durch Mundpropaganda wurden es immer mehr Domwächter. Mit 21 Helfern ist jeder alle 14 Tage für eine Stunde Kirchenaufsicht gefragt. Es gibt einen Organisationsplan, der jeweils für zwei Monate erstellt wird. Fällt jemand aus, gibt es kurze Kommunikationswege für Ersatz. Seit Herbst wird das Angebot sogar musikalisch untermalt. Eine Musikanlage wurde an die Verstärker in der Kirche angeschlossen, und es läuft leise, besinnliche Hintergrundmusik. „Wie wichtig den Menschen das Angebot ist, zeigt sich gerade in der Corona-Krise“, sagt der Anrather Pfarrer Markus Poltermann. Die Besucherzahlen stiegen, und in der Marienkapelle standen bis zu 100 Kerzen auf den dafür vorgesehenen Metallplatten, die Menschen während der Öffnungszeiten entzündeten. Funken und Kuzinna berichten von vielen schönen Gesprächen, die sie mit den Besuchern der Kirche führen. Denn während die einen mit ihren Gedanken allein sein möchten, suchen andere ein Gespräch.

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