St. Cornelius: Auf Zerstörung folgte Festtag

1942 wurde die Pfarrkirche stark beschädigt, ab November 1947 — vor 70 Jahren — konnten die Katholiken das Gotteshaus wieder nutzen.

St. Cornelius: Auf Zerstörung folgte Festtag
Foto: Heimatbund

St. Tönis. Es war ein Festtag für die Katholiken in St. Tönis: Fünf Jahre, nachdem die Pfarrkirche von einer Bombe so stark beschädigt worden war, dass in ihr keine Gottesdienste mehr gefeiert werden konnten, zog die Gemeinde im November 1947 wieder in die Kirche ein. Mit einem Kirchweihfest wurde der erste Gottesdienst nach dem Krieg gefeiert, schreibt Paul Wietzorek in seiner Chronik über St. Tönis.

Hans Weinand, Kirchenvorstand

Hans Weinand vom Kirchbauverein erinnert an das Jubiläum. „Das sollte nicht in Vergessenheit geraten“, findet der Mediziner im Ruhestand. Deshalb lädt die Gemeinde für den morgigen Sonntag zu einer Gedenkstunde von 10 bis 11 Uhr, also vor der Heiligen Messe, in die Kirche ein. Pfarrer Hermann-Josef Klumpen und Hans Weinand werden über die Zeit nach dem Krieg berichten.

2011 hat Weinand, der auch Mitglied im Kirchenvorstand ist, den Kirchbauverein St. Cornelius gegründet. Seitdem beschäftigt sich der 76-Jährige mit der Geschichte und der Sanierung des Gotteshauses. „Die heutigen Schäden gehen auf die Kriegsschäden zurück. Durch unzulängliches Baumaterial, mit dem nach 1945 die Kriegsschäden behoben wurden, sind Folgeschäden entstanden“, weiß der Vorsitzende des Kirchbauvereins.

Löcher im Dach, falsch verlegte Dachpfannen und zugemauerte Lüftungsschächte seien die Ursachen dafür, dass viele Jahre lang Wasser in das Gebäude eindringen konnte. Der Bimsstein des Dachgewölbes hatte sich dadurch ausgedehnt, das Holz des Dachstuhls war morsch und faul, die Wände feucht und mit Pilz befallen. „Mehrere Balken, auch tragende, mussten in der Dachkonstruktion ausgetauscht werden“, erzählt Weinand.

Während diese Arbeiten bereits abgeschlossen sind, muss das Gewölbe im Hauptschiff noch bearbeitet werden. Erst aber sind die Fachleute am Dach der Taufkapelle tätig. „Der Abfluss des Hauptdachs war zu klein“, sagt Weinand. Dadurch habe sich das Regenwasser auf dem Dach der Kapelle gesammelt. Nun sei der Ablauf vergrößert worden. „Statt Schiefertafeln bekommt die Taufkapelle jetzt ein Blechdach“, sagt Weinand.

Im nächsten Jahr sollen die gleichen Arbeiten auf der anderen Seite durchgeführt werden. Auch am Dachreiter und am Sockel müsse noch gearbeitet werden. Die Sanierung der Kirche wird vermutlich 1,3 Millionen Euro kosten. Das Bistum trägt 70 Prozent, den Rest muss die Gemeinschaft der Gemeinden Kempen-Tönisvorst aufbringen.

Auch vor 70 Jahren waren die Arbeiten mit dem Kirchweihfest im November noch lange nicht abgeschlossen. So wurde erst im Oktober 1948 die neue Orgel geweiht, und zum Osterfest 1953 waren die ersten der von Gustav Fünders geschaffenen bunten Chorfenster fertig.

„Zur Vollendung des Wiederaufbaus der Kirche und zum 400-jährigen Bestehen der eigenständigen Pfarre St. Tönis schenkte die Zivilgemeinde 1954 ein weiteres Fenster“, schreibt Wietzorek in seiner Chronik. Die neuen — und wie sich später herausstellte viel zu schweren — Glocken hingegen läuteten erst am ersten Adventssonntag 1960.

St. Tönis blickt auf eine lange kirchliche Tradition zurück. Schon 1411 wurde eine erste Kapelle in der Ortschaft errichtet. Sie war den beiden Heiligen St. Cornelius und St. Antonius geweiht. 1483 wurde mit dem Bau eines Kirchturms begonnen, der allerdings 1585 einstürzte und „Teile des Gewölbes und der Pfeiler der Kirche unter sich begrub“, wie Wietzorek schreibt. Aber die Gemeinde ließ sich nicht unterkriegen: 1619 wurde mit dem Wiederaufbau des Turms begonnen. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges allerdings ging diese Kirche mit ihrem Turm in Flammen auf. Die Katholiken stellten die Kirche wieder her, aber bis der Turm stand und eine Spitze hatte, sollten 200 Jahre vergehen. Nach einem Erweiterungsbau wurde das Gotteshaus in der Ortsmitte 1885 gesegnet. Eine zweite Erweiterung folgte 1904. Seitdem hat die Kirche ihre heutige Form.

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