Willich Sichtbar machen, was man spürt

Manfred G. Bode ist Mitglied der Künstlergilde Neersen und plant eine Bilderserie zum Niederrhein.

Willich: Sichtbar machen, was man spürt
Foto: Georg Salzburg

Schiefbahn. „Ich bin ja gerade mal 79“: Dieser Satz passt zu Manfred G. Bode. Für jemanden, der im nächsten Jahr 80 wird, wirkt er erstaunlich jugendlich, körperlich und geistig beweglich. Den Wunsch, Kunst zu studieren, hatte er sich als junger Mann nicht erfüllt. Aber als er vor 13 Jahren Rentner wurde, startete er voll durch. Heute noch ist das Mitglied der Künstlergilde Neersen voller Ideen und Tatendrang. Die Kunst war während seines langen und erfolgreichen Berufslebens immer in Sichtweite. Als leitender Angestellter beim Burda-Verlag war er in Kontakt mit Werbeagenturen und hatte ein gutes Verhältnis zum kunstsinnigen Hubert Burda. „In dieser Zeit habe ich ein gutes Gefühl für Kunst bekommen“, weiß Bode.

An den Niederrhein zog es ihn 1974 — damals hatte er als Key-Account-Manager das Burda-Büro in Düsseldorf übernommen. Das Talent brachte er mit, den Feinschliff holte er sich bei dem Grevenbroicher Künstler Jürgen Meister. Malen und zeichnen sind die Stärken von Manfred G. Bode. Früher hatte er auch mit Stein gearbeitet. In seinem Garten stehen zwei seiner Steinskulpturen am Pool — ganz in Gold. Eine stellt den Sonnengott Ra dar. „Ra war morgens jung, frisch und strahlend und bei Sonnenuntergang ein alter Mann, den die Isis aber über Nacht wieder aufpäppelte“, so der Künstler.

Seine persönliche Isis heißt Barbara, ist 74 Jahre alt und servierte ihm während des Interviews einen Tee mit 49 Kräutern. Das Paar ist seit 54 Jahren verheiratet, sie malt er am liebsten. Barbara Bode holt eine Bleistiftzeichnung hervor — sie stammt von ihrem Mann, ist 58 Jahre alt und erzählt von der Liebe zu ihr und von seinem künstlerischen Talent. Neben Porträts sind Landschaften seine zweite große Leidenschaft. Manfred G. Bode liebt starke Farben, er malt plakativ, seine Bilder sind Hingucker. Die Niederrhein-Impressionen in seinem Atelier wirken von den Motiven her vertraut, die Farben sind jedoch ungewöhnlich: So ist eine Winterimpression mit Kopfweiden nicht in Weiß, sondern in Lila gehalten, einer der Lieblingsfarben des 79-Jährigen.

Für dieses Jahr hat er sich einiges vorgenommen: „Ich plane eine Serie zum Thema Niederrhein, möchte das sichtbar machen, was man in dieser Landschaft spürt.“

Das eine tun, ohne das andere zu lassen, das bedeutet konkret, dass Bode weiterhin „Köpfe“ malt. Da er nicht immer nur seine Frau porträtieren möchte, setzt er sich auch mal in ein Kö-Café und beobachtet das schöne Geschlecht, speichert diese Bilder ab und setzt sie zu Hause an der Leinwand um. Was früher der dezente Anzug als Arbeitskleidung war, ist heute der rote Overall. Übrigens: Der Künstler übernimmt auch gerne Auftragsarbeiten: „Bis zum Jahresende muss ich ein großes Porträt malen, eine Landschaftsimpression und ein etwas technisches Bild mit einer Querflöte, zu der die Tochter des Auftraggebers ein besonderes Verhältnis hat“, verrät der 79-Jährige.

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