Seit 30 Jahren gärtnern Schüler auf dem Pausenhof

Der Garten der Astrid-Lindgren-Grundschule erhielt schon mehrere Auszeichnungen. Vor drei Jahrzehnten entstand das Projekt.

Seit 30 Jahren gärtnern Schüler auf dem Pausenhof
Foto: Norbert Prümen

Schiefbahn. An der Turnhallenaußenwand der Astrid-Lindgren-Grundschule ranken sich die Himbeeren und Brombeeren hoch. Genau gegenüber sind es die Johannisbeeren, die bereits etliche Rispen angesetzt haben, die jetzt nur noch rot und dick werden müssen. In einem kindgerechten Hochbeet sind es hingegen Getreidesorten, die das Bild bestimmen. Neben Mais, Hartweizen und Buchweizen sind es alte Sorten wie Emmer, Einkorn und Dinkel, deren Halme in die Höhe ragen. Große Stecker mit den verschiedenen Pflanzennamen sind überall zu sehen. „Schließlich sind wir eine Schule, und da können wir direkt die Rechtschreibung und das Lesen üben“, sagt Christa Röhrscheid mit einem Lächeln, während sie durch den Schulgarten geht.

Dieser ist nicht mit ein paar Schritten zu durchqueren, sondern er nimmt das gesamte hintere Gelände der Grundschule ein. Eine Streuobstwiese mit verschiedenen Obstbaumsorten, Nistkästen und Insektenhotels fehlen ebenso wenig wie ein Naturteich und eine Kräuterschnecke. In Pflanzkübeln wachsen Zucchini, Tomaten, Kartoffeln und Erdbeeren. Und mit Stein- und Totholzhaufen sowie Brennnesseln, Sträuchern und Blumen schafft man Lebensraum für Tiere. „Im Herbst bauen wir zudem immer Igelburgen, damit die Tiere Plätze zum Überwintern finden“, berichtet Röhrscheid, die den Schulgarten seit seiner Entstehung betreut. Und das liegt in diesem genau 30 Jahre zurück.

Die Grundschule erhielt schon mehrere Auszeichnungen für ihren Schulgarten und die damit einhergehenden Projekte. Mit 16 Kindern ist die Garten-AG voll ausgelastet. Sie richtet sich an die Dritt- und Viertklässler. Einmal pro Woche geht es nach dem Unterricht für anderthalb Stunden in den Garten. Naschen dürfen aber alle Kinder, wenn Obst und Beeren reif sind.

Dabei war vor 30 Jahren eigentlich gar nicht geplant, dass es einen Schulgarten geben sollte. „Ich hatte die Idee, im Rahmen des Sachkundeunterrichtes ein Projekt ,Vom Korn zum Brot’ umzusetzen, um den Schülern erlebbar zu machen, wie das Korn wächst, es geerntet und weiterverarbeitet wird“, erinnert sich der frühere Schulleiter Willi Kamp. Auf der Grasfläche hinter der Schule wurden so kleine Beete angelegt, in die das Getreide gesät wurde.

Die Viertklässler düngten die Felder oder ließen ohne Nährwertunterstützung wachsen, um zu sehen, wie sich das Getreide entwickelte. Dann ging es ans Ernten, danach backten die Schüler gemeinsam und schrieben sogar ein Gedicht zum Brot. Das Projekt wurde mit einer großen Begeisterung aufgenommen, die zum Entschluss führte, einen eigenen Schulgarten anzulegen und weiter zu gärtnern.

Es entstand eine Garten-AG, deren Leitung Röhrscheid übernahm. Der Garten erhielt im Laufe der Jahre immer mehr Elemente, wobei alle mithalfen. „Als wir unseren Teich angelegt haben, hat die Feuerwehr daraus eine Übung gemacht und uns den Teich gefüllt“, erzählt Röhrscheid. Landwirte sponsern Pflanzen und Samen. Und wenn Hilfe benötigt wird, wie zuletzt bei der Anlage des Grünen Klassenzimmers, reicht eine Information an die Eltern und zahlreiche helfende Hände gehen in den Einsatz.

„Es ist toll, so mit der Natur verbunden zu gärtnern. Man lernt viele neue Sachen“, schwärmt Justus von der Garten-AG. Alle Kinder, nicht nur die der AG, lieben ihren Garten. „In der Kinderkonferenz unserer Schule ist der Wunsch entstanden, den Garten noch mehr in den Pausen nutzen zu können. Die Kinder wünschten sich Sitzplätze“, sagt Schulleiterin Cerstin Pelz. Ein Wunsch, der erfüllt wurde.

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