„Schorsch“ hilft nach dem Feuer

Der Kioskbesitzer vom Wilhelmplatz setzt sich für Vater und Sohn ein, die durch einen Brand ihre Wohnung verloren.

„Schorsch“ hilft nach dem Feuer
Foto: NN

St. Tönis. „Einige sagen, ich hätte eine soziale Macke“, sagte am Donnerstag Georg genannt Schorsch Joosten. Der 36-Jährige bedient gerade in seinem Kiosk auf dem St. Töniser Wilhelmsplatz. So wie er das seit Februar 2004 macht.

Per Zufall hatte Schorsch Joosten von der Feuerwehr von dem Waschmaschinen-Brand am vergangenen Samstag in einem Dreifamilienhaus an der nur etwa 350 Meter entfernten Krefelder Straße erfahren. Und als er sich kurz darauf den Brandort ansah, wusste er, dass dort einer seiner Kunden wohnt, der bei ihm oft mit seinem Sohn Linus (7) vorbeischaut.

Da die Wohnung des alleinerziehenden Vaters (36, möchte seinen Namen nicht in der Zeitung lesen) im Erdgeschoss, dort stand auch die defekte Waschmaschine, teilweise ausgebrannt beziehungsweise verrußt war, startete der Kiosk-Besitzer sofort eine bemerkenswerte Hilfsaktion. All seinen Kunden schilderte Joosten den Vorfall, bat um Hilfe. Und die kam von allen Seiten.

So brachten unter anderem Feuerwehrmänner Mikrowelle und Kaffeemaschine vorbei, spendeten Kunden für Vater und Sohn unter anderem Bekleidung oder warfen einige Euros in eine Spendendose. „Eine Nachbarin stellte sogar ein Bett zur Verfügung“, sagte der Kioskbesitzer am Donnerstag, der sich für Samstag etwas Besonderes ausgedacht hat: Von acht bis 20 Uhr gibt es an seinem Pavillon („George Stehcafé und Kiosk“) gegen eine kleine Spende Kaffee und Kuchen.

Serviert werden die Sachen auch von dem alleinerziehenden Vater und von Linus. Die Beiden sind vorübergehend bei einer Verwandten in St. Tönis untergebracht und hoffen, nach der Sanierung bald wieder in ihre Wohnung ziehen zu können. Obwohl derzeit noch nicht klar ist, wer für die Schäden letztendlich aufkommt.

Wie die WZ berichtete, waren bei dem Brand sieben Menschen leicht verletzt worden. Das Feuer war gegen sechs Uhr morgens ausgebrochen. Den Bewohnern war frühzeitig der Weg ins Freie gelungen. Einige wurden vom Notarzt versorgt, andere wurden einige Zeit im St. Töniser Krankenhaus stationär aufgenommen — wie Vater und Sohn.

„Die Spardose bleibt hier noch länger stehen“, sagte Schorsch am Donnerstag, der auch dem 37-jährigen Vater eine Freude machen will: „Er malt gerne, mit Spray und Acrylfarben auf Leinwand.“ Einige Leinwände und Spraydosen wurden ebenfalls schon gespendet. Ein erstes Bett ist da, es fehlten aber noch Bezüge oder Kissen. Wer helfen möchte, sollte am Freitag mal zum Wilhelmsplatz kommen.

Wieso übrigens soziale Macke? Schorsch sagt dazu, dass er oft mit seinen Kunden persönliche Probleme erörtere. Als ein weiteres Beispiel fällt ihm der Heiligabend des Jahres 2009 ein. Eine alleinerziehende Mutter hatte ihren damals 17-jährigen Sohn kurz zuvor rausgeschmissen. „Und da er nicht wusste, wo er übernachten sollte, habe ich ihn aufgenommen“, erzählz Joosten. Mittlerweile habe der inzwischen 22-Jährige eine eigene Wohnung. Aber nahezu täglich komme er bei ihm vorbei.

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