Schlossfestspiele: Turbulenter Flug durch die Phantasie

Bei den Schlossfestspielen feierte das Kinderstück „Peter Pan“ Premiere.

Neersen. Allzu lange Zeit lassen sich die Zuschauer nicht für den Applaus. Was aber nicht daran liegt, dass sie von der Premiere von Peter Pan, dem diesjährigen Kinderstück bei den Schlossfestspielen Neersen, nicht begeistert sind.

Die Erwachsenen scheuen den Regen, der exakt bis zum Schlussapplaus gewartet hat, um ein paar Tropfen herunter zu schicken. Die Kinder dürfte es heimwärts ziehen, damit sie selbst mit der Phantasie, zu der das Stück anregt, die Abenteuer erleben, die an diesem Morgen über die Bühne vor dem Schloss gegangen sind.

So, wie Wendy (Isabell Dachsteiner) und ihr Bruder Michael (Leonardo Arivelo), die zu Beginn des Stückes in die Rollen von Peter Pan und Käpt’n Hook schlüpfen, bis die Eltern sie ins Bett bringen.

Eine Nacht, in der sie den Jungen, der nie erwachsen werden will, selbst zu sehen bekommen. Und der auch das Argument liefert, warum dieses Zweiflern nie gelingen wird. „Mich kann nur sehen, wer an mich glaubt“, sagt er, überzeugend gespielt von Holger Stolz.

Zu einem stringent und kurzweilig erzählten Bühnenstück hat Jan Bodinus den Roman von James M. Barrie verarbeitet. Alle Schauspieler sind in ihren Rollen gut besetzt, wobei besonders die Nebenrollen viel Freude machen. Sven Post ist ein prachtvoll böser Käpt’n Hook.

Thomas Kornmann und Claudia Dölker schlüpfen überzeugend in mehrere Rollen, mimen Mutter und Vater, Fee Glöckchen und das verlorene Kind Löckchen, Indianerhauptmann und Indianerprinzessin sowie den Piratenkoch Smee, so überzeugend, dass viele Kinder gar nicht merken, dass sie mehrere Rollen gespielt haben und die Figuren beim Schlussapplaus vermissen. Regieassistentin Katharina Reiners übernimmt nicht nur große Teile der offensichtlichen Umbauten, sie amüsiert auch als Pudelhündchen, das sich unter Wendys Bett zusammenrollt und herrlich mit heraushängender Zunge hechelt.

Mit Sprachwitz und Ironie sorgt die Inszenierung für Lacher bei den Erwachsenen. Ein wichtiges Element ist die Ausstattung von Silke von Patay. Werden Wendys und Michaels Betten gedreht, lassen sich aus den Rückwänden das Piratenschiff bilden, wird die bemalte Unterseite gezeigt, weiß jeder, dass die Handlung nun im Dschungel der Insel Nimmerland spielt.

Auf dem Kamin des Elternhauses der Kinder stehen das Bild eines Indianerdorfes und ein Modellschiff. Diese Elemente machen bewusst, was ausreicht, um die Kinder in andere Welten fliegen zu lassen. Herzerfrischend wirken die liebevollen Details, wenn beispielsweise Wendys Puppe zur Gallionsfigur des Piratenschiffs wird.

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