Schlossfestspiele: Liebe, Lust und Leidenschaft

Die Premiere der „Mittsommernachts-Sex-Komödie“ hat die Besucher in Neersen begeistert.

Neersen. Spritzig leicht, doch mit Tiefgang, das ist die Mittsommernachts-Sex-Komödie, die am Samstag die erste Abendpremiere der Schlossfestspiele 2013 in Neersen feierte.

Das Stück von Woody Allen lehnt sich an den Sommernachtstraum von William Shakespeare an, interpretiert ihn zeitgemäß, voller Wortwitz, Sarkasmus und mit einer gehörigen Portion Galgenhumor.

Sie kommt ohne sichtbar gemachte Gegenwelt der Elfen aus. Sie findet ihre Entsprechung in den Gedanken, Phantasien und Gefühlen der sechs Protagonisten.

Allen scheut sich nicht, die Ursachen für die unzweifelhaft vorhandene Magie der Augenblicke von nichts anderem befeuern zu lassen, als von den oft als stinkprimitiv gescholtenen Sexualtrieben, allenfalls unterstützt von ein paar Flaschen roten Weins.

Damit erhebt er sich über den Pragmatismus des alternden Intellektuellen Leopold (Heinz-Hermann Hoff) und den der Krankenschwester Dulcy (Jennifer Kornprobst), von der sich Arzt Maxwell (Michael Foerster), der immer geht, bevor er sich verliebt, durch „routinemäßigen Beischlaf anästhesieren“ lassen will.

Ausgerechnet diesen eingefleischten Frauenhelden trifft wie ein Hammer die Liebe auf den ersten Blick, als er im Haus seines Freundes Andrew (Mark Weigel) und dessen Frau Adrian (Verena Held) auf Ariel (Leticia Thate) trifft, die Braut von Leopold.

Der Reigen ist eröffnet, in dem auch Andrew und Adrian, das Paar, dessen Ehe „nicht funktioniert, aber gut geht“ (Zitat Andrew) auf ihre eigene, leicht unterkühlte Art wieder zueinander finden.

Die Regie von Jürgen Morche lässt im ersten Teil des Stücks ausreichend Raum, die Charaktere und ihre Konflikte in Ruhe darzustellen. Besonders Weigel entfaltet sorgfältig alle Konflikte, in denen sich Andrew befindet.

Er sucht zunächst die Schuld für das erkaltete Liebesleben bei seiner Frau. Er baut einen Apparat zur Sichtbarmachung der Geisterwelt und spricht sich in nächsten Atemzug gegen die Poesie: „Ich arbeite an der Wallstreet“. Andrew ist die Rolle, die Woody Allen in dem gleichnamigen Film selbst übernahm.

Silke von Patay lehnt sich in der Kostümwahl an die Mode der frühen Jahre des 20. Jahrhunderts an. Immer wieder gelingen dadurch zauberhafte Bilder von der Schlosskulisse. Das Stück wird begeistert aufgenommen und passt gut zum Motto der 30. Spielzeit — „Lebenslust“.

Nächste Aufführung: 3. Juli.

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