Schiefbahn: Eine Reise nach Kamerun

In Schiefbahn wurden die Frauen nach Afrika entführt – und erfuhren mitunter schockierende Fakten.

Schiefbahn. In der Hoffnungskirche an der Schwanenheide ging es afrikanisch zu. Im Rahmen des Weltgebetstages der Frauen wurde den Besucherinnen auf höchst anschauliche Weise Kamerun nähergebracht mit all seinen Problemen.

Christa Röhrscheid und Kathrin Ladwig bildeten das Empfangskomitee: In bunten Kleidern, wie sich auch Frauen in Afrika tragen, begrüßten sie die Besucherinnen: "Willkommen in Kamerun." Martina Schuler trat als "Reiseleiterin" auf, die den Mitreisenden einiges zu bieten hatte. Sie gab einführende Informationen über das Land in Zentralafrika, das von der Fläche her ein Drittel größer ist als Deutschland, das reich an Rohstoffen ist und in dem dennoch 20 bis 40 Prozent der Menschen unterhalb der Armutsgrenze leben.

Das Besondere an dem Abend: Frauen schlüpften in die unterschiedlichsten Rollen: Aus Hella Stahl beispielsweise wurde die Lehrerin Lucy. "Nur die Hälfte der Kinder kommt zum Unterricht, obwohl in Kamerun 1998 die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde", erzählte sie. Nur 40 Prozent der Kameruner können lesen und schreiben.

Kathrin Ladwig beschwerte sich als afrikanische Hühnerzüchterin über die Importe von tiefgefrorenen Hähnchen. Maria Fahl beklagte als Kleinbäuerin die Korruption im Land. Edith Max erklärte das Gesundheitswesen in Kamerun aus Sicht einer dort arbeitenden deutschen Krankenhausärztin. Sie erzählte von Bestechlichkeit, von Pflegern und Schwestern, die Aufgaben übernehmen, die eigentlich Ärzte machen müssten. Von einer Müttersterblichkeit, die höher ist, als in Mitteleuropa im Mittelalter.

Kamerun - so richtig sympathisch dürfte das Land den Besucherinnen des Weltgebetstages nicht geworden sein dank grausamer Rituale wie das "Brüste-Bügeln", das das Erwachsenwerden bei Mädchen um zwei Jahre hinauszögern soll. Helga zum Bruch und Karin Weege waren in die Rollen afrikanischer Witwen geschlüpft und verrieten, wie grausam mit Frauen verfahren wird, deren Mann stirbt. Und: 30 Prozent der Männer sind mit mehreren Frauen verheiratet. Immerhin existieren Christentum, Islam und afrikanische Religionen friedlich nebeneinander.

Die "Reisegruppe" überbrückte die Zeit bis zum Gottesdienst mit einem typisch afrikanischen Essen: Frauen der Gemeinde hatten unter anderem ein Weißkohlgericht mit Ingwer und Erdnusscreme sowie einen Rote-Bete-Tomatentopf zubereitet. Und irgendwie dürften ihnen die sozialen Probleme, die es bei uns gibt, vergleichsweise unbedeutend vorgekommen sein.

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