Schiefbahn: Anwohner-Protest: Lieber „Urwald“ als Alleen-Radweg

Naherholung: Die Pläne für die ehemalige Bahntrasse zwischen Neersen und Willich stoßen auf ein geteiltes Echo.

Schiefbahn. Eigentlich müsste die Freude bei den Anliegern groß sein: Statt vorbeiratternder Züge hinter ihrem Grundstück - so wie früher - , soll auf der alten Bahntrasse von Neersen über Niederheide und Alt-Willich ein rund acht Kilometer langer Alleenradweg entstehen (die WZ berichtete). Über dieses Projekt informierte jetzt die CDU im Niederheider Hof - und stieß bei etlichen Bürgern auf Ablehnung.

Gibt es ein Recht auf den ewigen "Urwald" hinter dem Garten? Die Bahntrasse, beispielsweise in Niederheide im Bereich der Grietgen-Haaks-Straße, ist seit Jahren von den unterschiedlichsten Pflanzen zugewuchert - ein beinahe undurchdringlicher "Urwald" ist entstanden.

Einige Anwohner halten nicht viel von der Perspektive, dass in absehbarer Zeit die unverfälschte Natur einem Radweg weichen soll. Was stört, sind Radler, die im Vorbeifahren einen Blick auf die häusliche Idylle werfen. Mehr noch: Ein Anwohner befürchtet, dass durch den Alleenradweg das Interesse von Einbrechern am eigenen Objekt geweckt werden könnte.

Andere sagten, dass es in der Nähe bereits jetzt gute Radwege gebe, nannten als Beispiel die St.Töniser Straße. Die Technische Beigeordnete Martina Stall, die das Projekt vorstellte, hielt dagegen: "Freizeitradler möchten nicht gerne entlang von Straßen fahren." "Wozu brauchen wir eine Autobahn für Radfahrer?", konterte ein Bürger.

Im Niederheider Hof verhielten sich die Befürworter zwar unauffälliger, sie waren aber in der Mehrzahl. Eine junge Mutter begrüßte die Pläne. Auf dem geplanten Radweg könne sie ihre Kinder ruhigen Gewissens fahren lassen. "Der Aspekt der Naherholung wird in Zeiten, wo sich Menschen immer seltener einen Urlaub leisten können, zunehmend wichtiger", sagte eine andere Bürgerin. Beide Frauen ernteten Applaus.

Auch Renate Tippmann (SPD) sprach sich für den Alleenradweg aus. Nachdem die Stadt mit eigenen Mitteln die Trasse erworben hat, übernimmt das Land alle Ausbau-Kosten. Der asphaltierte Radweg wird 2,50 Meter breit. Geplant sind vier Rastplätze.

Eine Herausforderung für die Planer sind die Übergänge über die Bahnstraße, die L26 und die Wilhelm-Hörmes-Straße. Ratsherr Johannes Bäumges sagte Kritikern eine Ortsbesichtigung zu. "Das Meinungsbild in unserer Fraktion ist noch nicht abgeschlossen", ergänzte CDU-Pressesprecher Guido Görtz.

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