Ruhestörung: Anwohner verärgert über Lärm durch Feiern

Nicht nur in Neersen beklagen sich Anwohner über Lärm durch Feiern.

Willich. Die Klagen von Anwohnern häufen sich: In Neersen hat eine Frau vor Gericht erkämpft, dass der Wahlefeldsaal nicht mehr für Feiern genutzt werden darf. In Schiefbahn haben Anwohner der Kulturhalle durch eine Petition erreicht, dass bei Veranstaltungen stärker auf Einhaltung des Lärmschutzes geachtet wird. Und auch in Anrath ist ein Anlieger gegen Lärm durch das Vereinsheim der Viktoria vorgegangen.

Mit Beschwerden solcher Art hat bei der Stadtverwaltung Hubert Zischewski (57) zu tun. Wenn sich jemand zum wiederholten Male belästigt fühlt und offenbar Ermahnungen durch die Polizei nicht zum Erfolg führen, schreitet der Mitarbeiter des Ordnungsamtes ein, macht eine Anhörung und legt — je nachdem — die Höhe des Bußgeldes fest. „Im Jahr sind es aber im Durchschnitt etwa ein Dutzend Verfahren“, sagt Hubert Zischewski.

Seit fast 15 Jahren hat Hubert Zischewski mit Lärmbeschwerden zu tun. So auch beim Wahlefeldsaal oder unlängst auch am Vereinsheim von Viktoria Anrath. Der Anwohner dort fühlte sich in seiner Abend- und Nachtruhe beeinträchtigt. Wie in Neersen stellt auch Viktoria das Vereinsheim für private Feiern zur Verfügung.

„Wir sagen allen Nutzern, dass ab 22 Uhr eine Ruhestörung unbedingt zu vermeiden ist, die Fenster geschlossen bleiben oder draußen nicht mit großem Palaver geraucht wird“, sagt der dafür zuständige Vorsitzende des Fördervereins, Dieter Welter. Meistens mit Erfolg. Aber nicht immer: Kürzlich wurde gegen einen Gast, der dort einen runden Geburtstag feierte, ein Ordnungsgeld in dreistelliger Höhe festgesetzt. Und Viktoria hat mittlerweile auf die Beschwerden reagiert. Welter: „Erst einmal werden wir im Vereinsheim keine privaten Feiern mehr erlauben.“

„Etwas mehr Rücksichtnahme wäre manchmal vonnöten“, sagt Zischewski, der ein Ordnungsgeld bis zu einer Höhe von 100 000 Euro verhängen könnte. Dazu ist es aber noch nicht gekommen: „Einmal musste ein Discothek-Betreiber 2000 Euro zahlen, weil trotz mehrfacher Ermahnung die Auflagen nicht eingehalten wurden.“ Und die Fälle seien unterschiedlich zu bewerten: „Eine einmalige Geburtstagsfeier ist etwas anderes als der wiederholte Lärm, der von derselben Lokalität ausgeht.“

Beschwerden hat es unter anderem auch am Vereinsheim des SC Schiefbahn, der Schießsportanlage der Schiefbahner Schützen, an der Orangerie in Neersen und in der Nähe des Sport- und Freizeitzentrums in Willich gegeben. Dort fühlten sich Anwohner von der Beschallung beim Triathlon-Wettbewerb in ihrer Mittagsruhe gestört. Zischewski: „Hier sind wir nicht mit einem Bußgeld eingeschritten, sondern haben mit dem Veranstalter dafür gesorgt, dass die Lautsprecher anders platziert wurden.“

Auch am Schiefbahner Ausflugslokal „Märchenwald“ war es vor Jahren zu einigen Beschwerden gekommen. Der Ordnungsamts-Mitarbeiter erinnert sich: „Der damalige Pächter hat danach die Anwohner eingeladen und mit ihnen gesprochen, danach hat uns keine Beschwerde mehr erreicht .“

Natürlich seien auch Beschwerdeführer dabei, die nur darauf warten, initiativ zu werden. Aber dies sei nicht die Regel. Als „traurig“ bezeichnet Hubert Zischewski den Fall des nun für private Veranstaltungen gesperrten Wahlefeldsaals. Verständnis für die Beschwerdeführerin hat er aber auch: „Die Demonstranten sollten sich einmal im Sommer drei Monate in der Wohnung der Klägerin einnisten und sich selbst ein Bild davon machen.“

Zischewski rät daher, bei privaten Festen die Nachbarschaft im Vorfeld davon zu unterrichten, sie wenn möglich sogar einzuladen. Und viele andere würden auf ihre Art reagieren: „Es gibt in Willich sehr viele Menschen und direkte Anwohner, die in Urlaub fahren, wenn in ihrer Nähe Schützenfeste oder Karnevalsveranstaltungen durchgeführt werden.“

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