Reportage im Krankenhaus: Betten machen, Blutdruck messen

Fünf Frauen versorgen morgens die erwachenden Patienten in der Chirurgie.

Willich. Die Uhr zeigt fünf vor fünf. "Die muss kaputt sein", sagt Schwester Edith auf der Station vier, der Chirurgie im Katharinen-Hospital in Willich. Denn es ist bereits eine halbe Stunde her, seit sie ihren Dienst um sechs Uhr angetreten hat. Der Nachtdienst hat sie über alle Vorkommnisse der vergangenen Stunden informiert, sie hat nachgesehen, welche Patienten heute zur Operation vorgesehen sind.

Jetzt klemmt sich Schwester Edith Blutdruckmanschette, Stethoskop und Fieberthermometer unter den Arm, reibt sich die Hände mit Desinfektionsmittel ab und öffnet mit einem freundlichen "Guten Morgen" die erste Tür. Gedämpftes Licht ist an, der Dunst der Nacht hängt noch im Raum. Die Patientin im ersten Bett wird heute in die Reha befördert, die vom mittleren Bett sitzt schon auf der Kante und bekommt ihr Fieberthermometer, dass sie sich unter die Achselhöhle steckt.

Die Patientin am Fenster ist frisch operiert, hält die Augen mit gequältem Gesichtsausdruck geschlossen. "Können Sie sich bitte das Thermometer in den Po stecken, dort misst man genauer." Doch sie hat Schwierigkeiten, sich auf die Seite zu legen und Schwester Edith hilft ihr mit sanften, aber effektiven Griffen. Bis sie das Thermometer ablesen kann, misst sie bei der über 70-Jährigen schon mal den Blutdruck. "Bekommen Sie genug Luft?" Misst den Plus. Auch nach den Schmerzen fragt sie, lässt sie zwischen eins und zehn beziffern. Alle Angaben trägt sie später in die Patientenblätter ein. Sandra, die Praktikantin, schiebt derweil einen Nachtstuhl ins Nachbarzimmer.

Schwester Hanka kommt. Sie hatte dem ersten Patienten, der zur OP muss, ein Fußbad gemacht und holt jetzt einen Rollstuhl. Auf den setzt sich die Patientin aus dem mittleren Bett und wird zum Waschbecken geschoben. Edith zieht ihr das Nachthemd aus, legt ihr Handtücher und Waschlappen parat, Hanka zieht schon einmal das Laken von der Matratze.

"Schwester, mir fehlt die Duschcreme!" ruft die Frau vom Waschbecken. Und Edith flitzt. Dann entfaltet sie das neue Betttuch, lässt mit einem Tritt auf ein Pedal das Bett hochfahren, so dass die beiden sich nicht bücken müssen, Hanka greift das andere Ende des Lakens. Mit wenigen geübten Griffen ist es glatt über die Matratze gespannt.

Sandra schiebt den Nachtstuhl wieder zurück. Die Patientin, die gestern am Blinddarm operiert wurde, schaffte es nicht, aufzustehen: Die Bettpfanne muss her.

Die Ärzte Heiko Lienhard und Mustafa Ercan sitzen kurz vor sieben am PC und sehen sich Patientendaten an. Die 93-Jährige, die zur Reha soll, geht mit ihrem Stock zur Toilette auf der gegenüberliegenden Gangseite.

Schwester Barbara kommt mit einer Unterlage aus einem Zimmer und wirft sie in den Behälter im Wagen. Kurzzeitig riecht es leicht nach Kot in dem Gang. Ercan spricht sie an: "Kommst Du mit?" Sie desinfiziert sich die Hände, schnappt sich Patientenblätter und folgt den beiden zur ersten Visite. Um acht müssen die beiden im OP sein.

"Können Sie bitte den Schlüssel vom BTM-Schrank holen", fragt Schwester Edith ihre Kollegin Hanka. Sie möchte der frisch operierten Patientin ein Schmerzmittel geben. Der alten Dame stellt sie eine Dusche im Stationsbad in Aussicht, "wenn Sie etwas Geduld haben." Denn sie wäscht der Dame am Waschbecken erst mal den Rücken. "Aah, ist das eine Wohltat", ruft die entzückt.

Sandra kommt mit der Bettpfanne aus dem Zimmer. Ihr entströmt der Geruch von frischem Urin: Die Patientin hat es geschafft, ihre Blase zu leeren.

Die drei examinierten Schwestern, eine Schülerin im Anerkennungsjahr und Praktikantin Sandra, haben bis acht Uhr Zeit, die 32 Betten zu machen, die Vitalwerte und die Schmerzwerte einzutragen. Dann sind auch die Ärzte durch, eine weitere Mitarbeiterin kommt um das Frühstück zu verteilen. Dann können die Schwestern kurz durchatmen.

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