Radweg ärgert Landwirte

Ein Bio-Gärtner soll Flächen abgeben und sieht sich in der Existenz bedroht.

Anrath. Die Willicher Landwirtschaft hat teils große Bedenken gegen die Planungen des Kreises Viersen in Beckershöfe. Wie berichtet, soll die Kreisstraße von Anrath nach Willich (Hausbroicher Straße) an ihrer Nordseite um einen Radweg ergänzt werden. Gleichzeitig sollen im Bereich Beckershöfe Regenrückhaltebecken entstehen, um künftig Überschwemmungen der Straße zu verhindern.

„Gegen einen Radweg haben wir nichts“, sagt Stadt-Landwirt Theo Heyes, der selbst am Rande der Beckershöfe seinen Hof hat. Problematisch sei allerdings die Führung des Weges durch den bebauten Bereich, da es durch Planungsfehler der Stadt Willich in Beckershöfe besonders eng ist. „Wir haben deshalb empfohlen, den Radweg um einen Hof herum zu führen“, sagt Theo Heyes. Dazu könnte auch ein bestehender, momentan unbefestigter Wirtschaftsweg genutzt werden.

Besonders kritisch sehen die Landwirte die Pläne zur Straßenentwässerung. Zwei Regenrückhaltebecken, so der Stadtlandwirt, seien geplant. Vor allem für einen davon betroffenen Bio-Gärtner sei das nicht hinzunehmen. „Der braucht jeden Quadratmeter für seine Kräuter.“

Bei besagtem Gärtner handelt es sich um Johannes Thees. Wenn der die Stichwörter „Radweg“ und „Regenrückhaltebecken“ hört, sieht er rot. Für ihn sei die Planung „existenzbedrohend“.

Thees treffen die für die Hausbroicher Straße geplanten Maßnahmen gleich doppelt. Auf einer Länge von 90 Meter müsste er einen ein Meter breiten Streifen seines eigenen Landes abgeben und dort auch roden. „Zum Schutz meiner Kulturen vor Wind und Emissionen steht in diesem Bereich eine Hecke. Die muss weg, weil man Platz schaffen muss für den Radweg auf der anderen Seite“, berichtet Thees.

Noch viel schlimmer träfe ihn der Bau der Regenrückhaltebecken, die verhindern sollen, dass die Anwohner an der Hausbroicher Straße bei Starkregen ihre Keller geflutet bekommen. Eins davon soll nämlich dorthin kommen, wo er Land gepachtet hat und seine Folientunnel stehen.

„Das ist für mich eine hochwertige Produktionsstätte von 2800 Quadratmetern. Gerade das Land, das um meine Betriebsstätte herum liegt, ist für mich besonders wertvoll“, erklärt Thees. Sollte dort das Regenrückhaltebecken entstehen, kann der Bio-Gärtner seine Folientunnel nicht mehr aufbauen und auch das Land, das hinter den Becken liegt, nicht mehr bewirtschaften: „Ich könnte nur mit einem Boot übersetzen“, bemerkt Thees ironisch.

Hinzu kommt, dass der gelernte Gemüsegärtner einen zertifizierten Bioland-Betrieb betreibt. Er kann nicht einfach irgendwelches Ackerland nutzen. Dort würde nämlich sein Bioland-Zeichen verfallen. „Wir brauchen Land, das schon seit Jahren nachweislich biologisch bewirtschaftet wird, um unser Zertifikat zu behalten“, sagt er.

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