Appell der Polizei an Eltern Kinder sind viel zu unsicher auf dem Rad

Kreis Viersen · Polizei appelliert an die Eltern: „Übt das Radfahren mit den Kindern.“ Vielen Schülern fehle die Routine im Straßenverkehr.

 Schüler müssen das Radfahren im „Echtraum Straßenverkehr“ üben, um Routine zu bekommen, sagt die Polizei.

Schüler müssen das Radfahren im „Echtraum Straßenverkehr“ üben, um Routine zu bekommen, sagt die Polizei.

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Hier redet einer nicht um den heißen Brei herum: André Berndt, einer von sechs Verkehrssicherheitsberatern der Polizei Viersen, wendet sich im Namen seiner Kollegen direkt an Eltern. Sein Appell an sie: „Fahren Sie mit Ihren Kindern mehr Fahrrad!“

Ein Grund für die Dringlichkeit: Schüler im Alter zwischen zehn und 14 Jahren gehören zu der Altersgruppe, die am häufigsten als Radfahrer in Unfälle verwickelt ist.

Berndt und seine Kollegen beobachten in ihrer täglichen Arbeit fahrerisches Unvermögen:  „Viele Kinder nehmen teilweise unsicher bis hin zu hilflos mit ihren Fahrrädern am Straßenverkehr teil.“  Damit meint er die Fahrten zur Schule, zum Sportverein oder zu Freunden.  „Zu wenig Übung“, stellt Berndt fest.

Dabei absolvieren doch alle Kinder im Laufe ihres vierten Grundschuljahres die Radfahrausbildung, über viele Wochen vorbereitet in Theorie (Regeln im Straßenverkehr) und Praxis (Routen rund um die Schule).

Doch die Überprüfung des erworbenen Wissens einige Monate später, im fünften Schuljahr, offenbare eklatante Schwächen: Viele Kinder seien  trotz erfolgreich abgelegter Prüfung „nicht mehr in dem erforderlichen Maße in der Lage“, sich im Verkehrsraum sicher zu bewegen: „Fundamentale Fertigkeiten wie sicheres Absteigen, richtiges Abbiegen, Bremsen und Ausweichen werden nicht mehr beherrscht.“ Klingt nach:  Gelernt, aber zu wenig geübt, dadurch vieles vergessen und nun unsicher unterwegs. Berndt: „Für uns absolut erschreckend.“

 Michael Okuhn, Leiter der Direktion Verkehr, stellt fest: „Kinder erleben den Verkehr nicht mehr. Sie nehmen, wenn sie nur im Auto sitzen und dort auch möglicherweise nur aufs Handy schauen, die Verkehrsrealität nicht wahr. Kinder müssen aber lernen und üben, sich im Echt-Raum zu bewegen. Nur so erlangen sie eine Routine.“

Schulung und  Radfahrausbildung durch die Verkehrssicherheitsberater in Kitas und Schulen könnten nur  „Wecker und Impuls für Eltern sein“.

Das anschließende Training des Erlernten, das sei Aufgabe der Eltern. Berndt betont ihre Vorbildfunktion für den Nachwuchs.  „Ein vorbildliches Verkehrsverhalten von Eltern hat einen äußerst positiven, kaum zu überschätzenden Einfluss auf die Kinder“, so Berndt.  „Es gehört unzweifelhaft  zu Ihrer Verantwortung“, sagt er und spricht damit ebenso gezielt wie direkt Väter und Mütter an, „Ihre Kinder auch für diesen Bereich des Lebens zu befähigen“.

In Rahmen des Projekts Vorkids, mit dem die Polizei die  Zahl der Radunfälle von und mit Kindern reduzieren will, wurden Teilnehmer  nach ihren Wünschen gefragt. Okuhn: „Ganz oben stand der Wunsch der Kinder, dass Eltern mehr mit ihnen üben.“  Der polizeiliche  Appell wird in den vierten Grundschuljahrgängen  verteilt. Fahrradrouten inklusive:

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