Radball: Fahrradjagd nach dem Ball

Die Füße abzusetzen ist tabu. Spieler brauchen vor allem Kondition und Körpergefühl.

Schiefbahn. Auf den ersten Blick sehen sie aus wie Affen auf dem Schleifstein. Aber nur, solange die Radballspieler ihr Gesäß im Sattel lagern, denn der ist ziemlich weit hinten über dem Hinterrad angebracht. Und das ist nur beim Warmfahren der Fall. Die übrige Zeit stehen sie auf den Pedalen, oft ziemlich lange, ohne sich zu rühren oder umzukippen, jederzeit bereit loszustürmen.

Die Hände haben sie am Lenker, den sie blitzschnell hochziehen, um mit einer geschickten knackigen Drehung des Vorderrades den Ball aufs gegnerische Tor zu schießen, oder ihn sich gegenseitig zuzupassen. Am Dienstag spielen sie jeweils mit fünf Leuten in einer Mannschaft gegeneinander, am Dienstag sind Vorausscheidungen zur NRW-Landesmeisterschaft im Fünfer Radball.

"Wesentlich häufiger wird Zweier-Radball gespielt", erklärt Rüdiger Hendricks, Vorsitzender des ausrichtenden RSC Blitz Schiefbahn. Der schickt gleich zwei Mannschaften ins Rennen, die Ü40 Herren und die junge Mannschaft, mit einem Durchschnittsalter unter 20Jahren. Die bestreiten das erste Spiel gegeneinander, das unentschieden 2:2 ausgeht.

Im zweiten Spiel treffen die Jungen auf die Mannschaft aus Köln-Stammheim. Weitere Gegner kommen aus Düsseldorf und Baesweiler bei Aachen. Die jungen Schiefbahner machen eine sehr gute Figur gegen die Gäste. Ein Spiel dauert zweimal 15 Minuten. Es endet schließlich 3:1 für die Schiefbahner.

Auch bei der klaren Überlegenheit der Schiefbahner ist es interessant, das Spiel anzusehen. Es bezieht seinen Reiz aus der unglaublichen Radbeherrschung. Die Spieler können vorwärts und rückwärts fahren, drehen sich auf der Stelle, tricksen den Ball um den gegnerischen Abwehrspieler herum, heben das Vorderrad über den Ball hinweg, um ihn vor einem Zugriff des Gegners zu bewahren.

Sie können sowohl mit dem Vorder- als auch mit dem Hinterrad den Ball hoch durch die Luft schießen, wechseln nach einem schnellen Spurt abrupt die Richtung und stehen wieder still lauernd auf ihren Rädern, ohne dass sie die Füße auf den Boden setzen müssen - was verboten ist.

"Drei bis vier Jahre lang müssen Kinder trainieren, bis sie stehen können", erzählt Sven Holland-Moritz nach dem Spiel. Der 18-jährige Schüler des St.Bernhard-Gymnasiums trainiert die 15 bis 20 Jugendlichen und Kinder des Vereins im Alter von sechs bis 17 Jahren.

"Das ist viel schwieriger als Fußballspielen", benennt Dennis Füsgen die Faszination des Sportes. Teamgeist, Rad- und Körperbeherrschung seien gefordert.

Und Kondition braucht man. "So richtig gut riechen wir nach dem Spiel nicht", sagt der 17-jährige Installateurs-Lehrling. "Und an unseren Handschuhen dürfen sie wirklich nicht schnuppern."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort