Priestermangel: Das Murren der Gläubigen wird immer lauter

Die Katholiken tun sich mit den Einschränkungen immer schwerer.

Willich/Tönisvorst. Zu sagen, es gärt, wäre ganz sicher eine Untertreibung. Selbst mit brodeln wäre die Stimmungslage in den katholischen Gemeinden an einige Orten nur sehr unzureichend beschrieben. Vielmehr ist schwer Dampf im Kessel, die Unzufriedenheit ist groß.

Die Zahl der Priester sinkt konstant, ebenso wie die der Messen. Dafür steigt die Anzahl der Wortgottesdienste und die der Beerdigungen, die nicht von einem Pastor abgehalten werden - Personal- und Priestermangel. Viele Gläubige sind heftig verärgert.

Gravierend zeigt sich die Not im Willicher Stadtgebiet. Für die vier Stadtteile gibt es aktuell zwei Priester. Einer von beiden ist krank, mit einer schnellen Rückkehr ist nicht zu rechnen.

Bleibt Markus Poltermann als einziger Geistlicher. Zeitnah sollte seinerzeit die Stelle von Pastor Arnold Houf an St. Katharina in Alt-Willich (11000 Seelen) besetzt werden, als dieser zum Bistum abgezogen wurde. Das war vor rund dreieinhalb Jahren. Getan hat sich seither nichts, entsprechend geladen ist die Stimmung. Neuerdings ist Dietmar Prielipp vor Ort. Der Mann, den kaum jemand kennt, ist Pastoralreferent: Er hat keine Weihen, ist aber Diplom-Theologe.

Beim Volk, aber auch bei den Verantwortlichen, kommen solche Korrektur-Versuche nicht gut an. "Da ist eine vollendete Laienspielschar zu Gange", sagt ein Insider mit Blick auf das Chef-Personal beim Bistum in Aachen. Nach der Zusammenführung der Gemeinden St. Katharina und St. Mariä Rosenkranz werde nun mit der Fusion aller Stadtteile die nächste Baustelle eröffnet.

Die Aktion, so ist zu hören, laufe de facto auf eine Entmachtung der Kirchenvorstände hinaus. Wieso? Jetzt muss ein so genannter Kirchengemeindeverband gegründet werden mit Vertretern aus jeder Pfarre. Dieses neue Gremium verteilt die Steuern und stellt Arbeitsverträge aus.

In seine Verantwortung gehen dann auch die Trägerschaft für Kindergärten oder Jugendfreizeitheime über.Niemand weiß, wie hier mit dem Personal verfahren wird. Zur seelsorgerischen Seite: "Hier wird keine Strukturreform vorgenommen, sondern ein Rechenexempel durchgeführt", heißt es.

Im benachbarten Tönisvorst stellt sich die Personalsituation fast paradiesisch dar. Ein Pfarrer in jedem Stadtteil, zusätzlich ein Kaplan. Nachdem Pfarrer Josef Beenen die Gemeinde in St. Tönis verlassen hatte, war flugs ein Nachfolger gefunden. Und auch für den zum Bistum berufenen Kaplan gab’s ruckzuck Ersatz. Allerdings: Auf die Tönisvorster Geistlichen warten Aufgaben in Kempen.

In der Thomasstadt herrscht derzeit akuter Priestermangel. Für drei Pfarren, St. Marien, St. Josef und Christ König (mehr als 13000Gläubige) gibt es einen einzigen Priester, nämlich Probst Thomas Eicker von St.Marien. Für den nach Erkelenz gewechselten Werner Rombach gab’s keinen Ersatz.

Bei der Zusammenlegung der Gemeinden ist der Widerstand zum Teil erbittert. "Auch wenn’s in den letzten Monaten ruhiger war, hinter den Kulissen rumort’s ganz gewaltig", sagt ein Beobachter. Das Murren der Gläubigen werde lauter. Zumal die neu fusionierte Gemeinschaft sich dann mit den beiden Tönisvorster Pfarren zu einer Gemeinschaft der Gemeinden zusammenschließen muss.

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