Kultur in Schiefbahn Kleine Whistle und große Orgel ergeben ein fröhliches Zusammenspiel

Willich. · Auf grüne, irische Wiesen entführte das Musikerpaar Ulrike und Claus von Weiss mit ihren „Planxties & Airs“ – mit einer ungewöhnlichen Instrumentierung.

 Ulrike und Claus von Weiss spielten in der Evangelischen Hoffnungskirche.

Ulrike und Claus von Weiss spielten in der Evangelischen Hoffnungskirche.

Foto: Norbert Prümen

Draußen tobte der Sturm, drinnen schienen Lerchen über den grünen Wiesen Irlands zu trällern. Die Kraft der Musik, Bilder im Kopf entstehen und die Zuhörer in Gedanken reisen zu lassen, wurde wieder einmal unter Beweis gestellt. „Planxties & Airs“ lautete das Motto des Konzerts in der Evangelischen Hoffnungskirche Schiefbahn. Die Musiker Ulrike und Claus von Weiss widmen sich seit vielen Jahren einer ungewöhnlichen Kombination von Instrumenten: Die Kirchenorgel trifft auf die irische Whistle.

Jeder kennt den Klang der Whistle, vielleicht, ohne es zu wissen. Berühmt wurde sie durch die Titelmusik der Filme Titanic und Braveheart. „Die Whistle ist ein höchst emotionales Instrument“, erklärt der Musiker Claus von Weiss: „Sie kann einem das Herz herausreißen.“ Seit er 18 Jahre alt war, hat er sich der Folkmusik verschrieben; erst der Gitarre, dann der Whistle. Wie viele Flöten er besitzt, kann er nur schätzen: 120 vielleicht. Nach Schiefbahn mitgebracht hat er neun. Whistles aus Metall und Holz, kleine und große. Die benötigt er auch: „Man braucht für jede Tonart eine eigene Flöte.“

Das Musiker-Ehepaar
war noch nie in Irland

Seit seiner Pensionierung – von Weiss war nicht nur Musiker, sondern auch Berufsschulpfarrer – macht er ausschließlich Musik. Gemeinsam mit seiner Frau: Ulrike von Weiss ist ausgebildete Kirchenmusikerin und Kantorin der Evangelischen Heilig-Geist-Kirche in Düsseldorf. Ulrike und Claus von Weiß leben seit gut drei Jahren in Kaarst. Beide waren noch nie in Irland – aber die irische Musik, die beherrschen sie.

Auf dem Programm des Konzertes in der Evangelischen Hoffnungskirche standen irische und englische Melodien. Traditionelle Stücke wechselten sich mit eigenen Kompositionen von Claus von Weiss ab. So gegensätzlich die Instrumente auf den ersten Eindruck erscheinen: Die große Orgel, die den Raum majestätisch zu erfüllen vermag, und die winzige Flöte – zwischen ihnen scheint eine Verwandtschaft zu herrschen, besteht die Orgel doch ebenfalls aus Pfeifen. So verbanden sich unter den Arrangements der beiden Musiker die Instrumente zu einer grandiosen Partnerschaft, in der heitere und verspielte Töne tanzten, sprangen, hüpften, lyrische Klänge verzauberten, Orgel und Flöte sich abwechselten und einander den Vortritt ließen, um dann wieder gemeinsam Fahrt aufzunehmen.

Die irische Musik versprüht Lebensfreude, Harmonie und Witz. Schon die Titel der traditionellen irischen Stücke sprechen Bände: In ihnen wird der Quaker geküsst, die Blume von Edinburgh besungen, werden Zärtlichkeiten beim Einschlafen ausgetauscht, die Kniebundhosen eines Mönchs und ein schlafender Liebling besungen. Was ein Planxty ist, kann Claus von Weiss erklären: Der Begriff geht auf den irischen Komponisten Turlough O’Carolan zurück. Ein Planxty ist ein musikalischer Gruß. Turlough O’Carolan zog durch die Lande und spielte in reichen Haushalten. Er widmete die dort komponierten und gespielten Stücke als Dank für die Gastfreundlichkeit – er erhielt Kost und Logis – dem jeweiligen Hausherrn.

Kost und Logis erhielt Ulrike und Claus von Weiss nicht, aber wie den Gästen des Konzerts wurden ihnen in der Pause irisches Essen und irische Getränke angeboten. Der aus Irland stammende John Quirhe, der im Schiefbahner Emmaus-Projekt mitsingt, hatte das Essen organisiert. „Es gibt kein traditionelles Hammelfleisch, das ist ein wenig streng, aber in Guinness eingelegtes Rindfleisch“, erklärte er. Und natürlich irische Getränke. b-r

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