Parkplätze: „Schutzwall“ fürs Wasser

25 Wackersteine sollen die Wasserschutzzone vor wild parkenden Autofahrern schützen.

Tönisvorst. Sie stammen aus einer Zeit, in der es noch keine Landtiere gab, weder lästige Insekten noch lustige Amphibien. 390 Millionen Jahre alt sind die Wackersteine, die seit einigen Tagen an dem Parkplatz des Ärztehauses am Wasserturm liegen. Ihre Aufgabe ist ausgesprochen neuzeitlich: Sie sollen verhindern, dass Menschen ihr Auto im Gras abstellen und so eine Gefahr für die dortige Wasserschutzzone darstellen.

25 Steine sind es, die die Firma Cemex, die unter anderem am Graverdyk auskiest, der Stadt gestiftet hat. Sie bilden einen 70 Meter langen „Schutzwall“ (O-Ton Stadt) und sind Zeugen einer erdgeschichtlichen Epoche, in der Tönisvorst in einem abgelegenen Arm eines tropischen Meeres auf der Südhalbkugel dieses Planeten lag — unmittelbar vor der franko-allemanischen Halbinsel. Seither hat sich viel geändert: Solches Gestein wird heute gerne als Fahrbahnbelag für Autobahnen eingesetzt.

Es gab in den vergangenen Monaten ein riesiges Parkplatz-Problem in dem Bereich. Der Energieversorger NEW hatte die Straße aufgerissen, um neue Leitungen zu legen, die Zufahrt war eingeschränkt. Am Wasserturm-Café reichen die Stellplätze für die Kundschaft sowieso nicht, und die Mediziner im Ärztehaus fragten sich, warum sie wohl für die Patienten-Stellplätze bezahlt hatten. Und dann gibt’s eben noch die Menschen, die dort mit ihrem Hund spazieren gehen, joggen oder sich einfach nur die Zeit vertreiben wollen. Wenn diese ebenfalls mit dem eigenen Pkw anreisten, spielten sich Szenen ab wie im Kurzzeit-Parkhaus des Düsseldorfer Flughafens.

Das soll durch den Wackerstein-Wall jetzt vorbei sein? Eigentlich sind die Abstellmöglichkeiten für Autos doch noch weiter eingeschränkt als zuvor. Gibt’s denn plötzlich keine Schwierigkeiten mit den Parkplätzen mehr? „Nun, es gibt schon mal Stoßzeiten, aber wir haben keine Verlagerung des Verkehrs festgestellt“, sagt Birgit Lufen vom städtischen Umweltamt. Ihrer Einschätzung nach ist alles gut, reichen die Plätze. Außerdem könnten Parkplatz-Suchende ja ihren Wagen auf dem Stück zwischen dem Wohnhaus Bergerfurth und dem Ärztehaus an die Straße stellen. „Da stehen keine Verbotsschilder“, sagt Lufen.

Eine Nachfrage bestätigt das. Noch sei dieses Stück als Parkplatz zu benutzen. Aber bei der langfristigen Planung denke man über eine „Optimierung“ nach, sagt Stadt-Pressesprecherin Catharina Perchthaler. Sprich: Irgendwann werden die Autos dort wieder verjagt.

Richtig ins Zeug gelegt hatte sich die Firma Cemex. Zunächst konnte sie dem Wunsch nicht nachkommen, Steine aus Tönisvorst dort zu legen. „Solche Findlinge gibt’s am Graverdy nicht“, sagt Andreas Richter, zuständiger Geologe bei Cemes. Also nahmen er und Werkleiter Stefan Lubjuhn Kontakt mit einem Steibruch in Lüdenscheid auf und besorgten die Klumpen dort. Sie ließen sie auch gleich verlegen.

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