Urlaub zu Hause Niederrhein-Historie vor der Haustür

Kreis Viersen. · Das mit dem Urlaub wird in diesem Jahr schwierig werden. An dieser Stelle muss Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, niemand erklären, dass die Corona-Pandemie den Reiseplänen ins Ausland in diesem Sommer einen Strich durch die Rechnung machen könnte.

 Es gibt wohl wenige Bürgermeister, die einen so schönen Arbeitsplatz haben wie Willichs Erster Bürger Josef Heyes im Schloss Neersen.

Es gibt wohl wenige Bürgermeister, die einen so schönen Arbeitsplatz haben wie Willichs Erster Bürger Josef Heyes im Schloss Neersen.

Foto: Marc Schütz

Prompt folgen Nachrichten, dass die Anbieter am Niederrhein schon eine erhöhte Anzahl an Buchungen registrieren. Insbesondere auf Campingplätzen ist schon wieder was los (die WZ berichtete am Montag). Dass „unsere Heimat“ eine Menge zu bieten hat, wird auch in einem neuen Buch deutlich. „Niederrhein. Schlösser, Burgen, Herrenhäuser und Rittergüter“ befasst sich mit der historischen Architektur der Region. Autorin Susanne Wingels beschreibt textlich und fotografisch spannende Orte, die man zudem ideal mit dem Fahrrad ansteuern kann. Von der Anholter Wasserburg bis zum Wissener Schloss ist alles dabei – und mittendrin wunderschöne Anwesen aus Willich, Tönisvorst, Kempen und Grefrath.

So zum Beispiel Schloss Neersen, wo „rundum Lebensfreude herrscht“, wie es Wingels in ihrem Buch ausdrückt. Nun, diese Lebensfreude wird in diesem Jahr logischerweise etwas gemäßigter ausgedrückt. Denn das Markenzeichen des Anwesens – die Neersener Festspiele – müssen in diesem Sommer bekanntlich auch pausieren. Dennoch lohnt sich der Besuch „eines der schönsten Rathäuser am Niederrhein“, wie es auf der Homepage der Stadt Willich heißt. Denn dieser Sommer wird der Sommer der Parks werden. Und ein viel schönerer als der Neersener Schlosspark wird am Niederrhein schwerlich zu finden sein.

Weiter geht die kurze Niederrhein-Tour in Richtung Vorst. Dort steht das Haus Neersdonk, das WZ-Fotograf Kurt Lübke jüngst für unser fehlerhaftes Osterrätsel verunstaltet hatte – vielleicht erinnern Sie sich. Im Original hat das Wasserschloss, dessen Ursprung womöglich im Jahr 1193 zu finden ist, einiges zu bieten. Das wissen nicht nur Störche, die das Umfeld gerne zur Rast nutzen. Im Buch von Wingels erfährt man auch Dinge, die man zunächst nicht wirklich auf der Pfanne hat, wie es so gerne heißt. Zum Beispiel etwas von der Legende, dass der berüchtigte Räuber Matthias Weber – „Der Fetzer“ – in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1797 das Anwesen heimgesucht hat. Zudem soll der Fetzer seine Kindheit als Waise im Haus Neersdonk verbracht haben.

Unsere Reise geht von Vorst aus in Richtung Kempen. Denn unweit des „Dreiländerecks“ Kempen-Tönisvorst-Krefeld steht das Gut Heimendahl. Und auch das Haus Bockdorf findet sich im Wingels-Buch. Auf dem Anwesen der Familie von Heimendahl wird es zwar in diesem Jahr sicher auch keine großen Feste geben. Dennoch lohnt sich ein Abstecher nach Unterweiden mit Hofladen und Café. Insbesondere für Kinder ist das Gut eine interessante Erfahrung. Und mit „Schafe gucken“ kann man doch den Nachwuchs zwischen zwei und sechs Jahren immer noch glücklich machen.

Und weiter geht’s in Richtung Kempener Innenstadt. Dort stehen viele Wahrzeichen der Thomasstadt, aber auch das Wahrzeichen schlechthin: die Burg. Zu besichtigen gibt es im Innern der früheren kurkölnischen Festung (noch) nicht viel. Aber das Umfeld des Anwesens, in dem das Kreisarchiv noch bis 2021 beheimatet ist, reicht schon für einen Ausflug. In der Altstadt Kempens kann man schöne Stunden verbringen. Und vielleicht reiht sich die Burg in ferner Zukunft auch als begehbares Highlight ein. Nach 2021 wird die Stadt Kempen überlegen, was aus dem Denkmal werden wird. Erste Ideen gibt es, inklusive eines gastronomischen Angebots.

Zum Schluss landen wir noch in Grefrath. Auf dem Gelände des Niederrheinischen Freilichtmuseums steht die Dorenburg. Das Areal ist so etwas wie der ideale Corona-Zufluchtsort. Denn auch unter Einhaltung von Abstandsregeln und Co. bietet das Museum ausreichend Fläche zwischen Kaltblutfohlen und Ausstellungen in den Gebäuden. Und das Pannekookehuus ist auch schon wieder geöffnet.

Diese Anwesen aus Kempen, Grefrath, Willich und Tönisvorst und viele andere finden sich im Buch von Susanne Wingels, die aus Bedburg-Hau stammt. Erschienen im Wartberg-Verlag kostet das Buch mit 70 Seiten 16,90 Euro.

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