Verwaltung in Tönisvorst Neues Rathaus in Tönisvorst: Wilhelmplatz ist Goßens Favorit

Tönisvorst · Geht es nach der Stadtspitze, soll sich die Politik bis Ende des Jahres entscheiden, ob und wo ein neues Verwaltungsgebäude entstehen soll. Der beauftragte Gutachter bringt vier Standorte ins Spiel.

 Bei den Planungen für einen neuen Verwaltungssitz sprechen Innenstadtlage und ÖPNV-Anbindung für den Wilhelmplatz. Links im Bild ist das bestehende Verwaltungsgebäude (Bahnstraße) zu sehen. Die mögliche Neubaufläche befindet sich rechts der Schienen (nicht im Bild sichtbar).

Bei den Planungen für einen neuen Verwaltungssitz sprechen Innenstadtlage und ÖPNV-Anbindung für den Wilhelmplatz. Links im Bild ist das bestehende Verwaltungsgebäude (Bahnstraße) zu sehen. Die mögliche Neubaufläche befindet sich rechts der Schienen (nicht im Bild sichtbar).

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Bekommt die Stadt Tönisvorst mittelfristig einen Verwaltungs-Neubau? Auf den Weg gebracht werden könnte er, wenn die Politik kurzfristig grünes Licht gibt, für das Jahr 2025.

Wenn das passiert, wo wird er stehen? Wird das Gebäude der Stadt gehören oder bezieht sie als Mieterin ihr neues Quartier? Bekommt die Innenstadtlage von St. Tönis den Vorzug? Oder stimmt die Politik Ortsteil-gerecht eher für die geografische Mitte der Stadt, also im Bereich Höhenhöfe? Und was wird es kosten, die dezentralen Verwaltungsgebäude von Vorst und St. Tönis künftig unter einem Dach zu vereinen?

Die Planer der beauftragten Assmann-Gruppe haben in der Ratssitzung am Mittwochabend Antworten auf das Fragebündel vorgelegt, die Bedarfsermittlung für einen neuen Standort aufgestellt, ein Baukasten-Layout skizziert und durch das Büro PSPC eine Wirtschaftlichkeitsrechnung dazugelegt.

Neubau-Kosten sind noch nicht im Haushalt 2020 eingeplant

Diese ist im Zusammenhang mit dem ebenfalls am Mittwoch vorstellten Haushaltsplan für das Jahr 2020 von höchster Wichtigkeit. Denn bisher sind die Kosten für einen Verwaltungs-Neubau „zu Null, also Zero, im Haushalt drin“, betont Kämmerin Nicole Waßen. „Ich weiß ja noch gar nicht, wie die Investitionen aussehen. Ob Kredite aufgenommen werden müssen, von welchen Standards man ausgeht.“ Deshalb habe sie einen Gesamtüberblick über den Haushalt gegeben. Der weist bereits ein Minus aus, ohne dass Kosten für einen Neubau einkalkuliert sind.

Nicole Waßen hofft, dass die Grundsatzentscheidung der Politik zu einem Verwaltungsbau – Neubau oder Sanierung des Alt-Bestands – zeitlich parallel zu dem Beschluss des Haushalts fällt, also in der Dezember-Ratssitzung.

Jörg Friedenberg, Fachbereichsleiter für Gebäudemanagement, hat die Vorbereitung des Auftrags „Zentraler Verwaltungsstandort“ federführend begleitet.

Assmann hat die Unterbringung von Verwaltung, Einrichtungen und Mitarbeitern an vier Punkten im Stadtgebiet in den Blick genommen: Das Verwaltungsgebäude an der Bahnstraße in St. Tönis, das gemietete Gebäude an der Hospitalstraße, das historische Rathaus in Vorst und das Standesamt im alten Rathaus von St. Tönis, das ansonsten mit seinem Angeboten nicht zur Disposition steht.

Schematisch hat das Büro alle notwendig erscheinenden Funktionen der laufenden Verwaltungsarbeit zusammengeführt – die vier Fachbereiche A bis D, benötigte Büro- und Besprechungsräume und den Bereich, in dem Kundschaft, also der Bürger, empfangen wird.

Themen wie Bürgerservice, Soziales, Wohnen, Schule, Sport sowie Kinder und Jugendliche stellt sich Architekt Frank Kaldewei, der die Gesamtprojektleitung für die Assmann-Gruppe übernommen hat,  beispielsweise als typische Erdgeschoss-Bereiche mit viel Bürgerkontakt vor. Gleichwohl betont er, dass es sich bei diesem Gesamtschema keinesfalls um eine Architektenplanung handele. „Wir wollen grob darstellen, was räumlich und funktional umgesetzt werden kann.“ Geplant werde ein Energie-optimiertes Gebäude.

Vier Standorte für einen Neubau hat Assmann einem Vergleich unterzogen: 1. ein Grundstück im Bereich Höhenhöfe, das sich in Privatbesitz befindet. Parkplätze wären dort oberirdisch möglich. Die Investitionskosten mit Grundstücksankauf liegen dort bei 17,31 Millionen Euro.

2. Ein Grundstück – ebenfalls im Privateigentum –  am Wasserturm. Auch dieses zähle wie Standort eins zum dezentralen Versorgungsschwerpunkt und sei über den Nahverkehr gut angeschlossen. Parkplätze wären ebenfalls oberirdisch möglich. Investitionskosten (mit Grundstück): 17,94 Millionen Euro.

3. Ein Grundstück am Maysweg (in Privateigentum). Es befindet sich innerhalb eines Industriegebiets, in einer „Nebenlage“. Parkplätze sind dort oberirdisch möglich. Investitionskosten: 17,77 Millionen Euro.

4. Am Wilhelmplatz im zentralen Versorgungsbereich von St. Tönis besitzt die Stadt Tönisvorst ein Grundstück. Es liegt hinter dem Straßenbahnhalt und dem Verwaltungsgebäude  gegenüber. Die Zentrumslage und die ÖPNV-Anbindung sind gut bis sehr gut. Allerdings wäre an diesem Standort eine Tiefgarage erforderlich. Kaldewei: „Wenn man auf sie verzichten könnte, dann wäre an diesem Standort das Wunschkonzert komplett.“

Wilhelmplatz: Derzeitige Kalkulation bei 25,5 Millionen

Denn, so führte er aus, auch   der Einzelhandel stelle einen wichtigen Aspekt in der Betrachtung dar. Die Bedarfsermittler sind  davon überzeugt, dass die Ansiedlung eines Verwaltungsgebäudes „zur Erhaltung und funktionalen Stärkung der Einzelhandels-Situation“ beiträgt. Gerade St. Tönis zeichne sich durch wenig Leerstand aus. Viele Geschäfte seien Inhaber-geführt. Es gebe kaum Filialisten.

Bürgermeister Thomas Goßen machte auf einer Pressekonferenz im Vorfeld der Ratssitzung   keinen Hehl daraus, dass er den Standort Wilhelmplatz ganz vorne sieht. Erreichbarkeit top, Knotenpunkt top, ein Übergangsstandort könne dort vermieden werden.

Die Investitionskosten sind „Stichtag heute“ berechnet. Legt man eine Steigerung der Baukosten von jährlich fünf Prozent zu Grunde,   werden im Jahr der angenommenen Fertigstellung rund 25,5 Millionen Euro erwartet. Eine Eigenrealisierung eines Neubaus ist aus Sicht der Assmann-Gruppe trotzdem „die wirtschaftlich vorteilhafteste Beschaffungsvariante“. Kaldewei: „Je länger man wartet, desto teurer wird es.“ Am teuersten werde es, wenn man gar nichts unternehme,  um die räumliche Situation der Stadtverwaltung zukunftsgerichtet zu verbessern.

Nun ist die Politik gefragt: Ja zum Neubau? Bau durch eine öffentlich-private Partnerschaft? Eher  einen  Kommunalkredit aufnehmen? Oder einen Investor finden, der baut, und mit ihm einen Mietvertrag über 30 Jahre abschließen. Mit der Antwort muss sich die Politik beeilen. Jede Verzögerung kostet Zeit und Geld.

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