Tönisvorst Neue Wege für den Obstanbau

Im „Apfelparadies“ von Bernd Schumacher kommt ab März ein ungewöhnlicher Mitarbeiter zum Einsatz.

Tönisvorst. Bernd Schumacher erwartet einen Neuen in der Huverheide. Anfangen wird er im Monat März. Schumacher will durch ihn eine spürbare Entlastung in den Betriebsabläufen erreichen.

Tönisvorst: Neue Wege für den Obstanbau
Foto: Kurt Lübke

Im Tönisvorster „Apfelparadies“, dem drei Hofläden in Düsseldorf, Moers und Meerbusch angehören, dreht der junge Obstbauer an Stellschrauben, um den Familienbetrieb auch für die Zukunft gut aufzustellen. „Ich möchte den Anbau perfektionieren und mithalten können.“

Der neue „Mitarbeiter“ ist ein Trecker, der GPS-gesteuert und autonom, also ohne Fahrer oder Pflegemaßnahmen in den Plantagen übernehmen wird. Der Trecker wird seine Bahnen durch die Baumreihen ziehen, zugleich Rasen mähen oder das Schnittholz, das auf dem Boden liegt, häckseln.

Über die Investition hat Schumacher intensiv nachgedacht, sich mit dem Fahrzeughersteller Fendt und einem Obstanbau-Kollegen im Selfkant ausgetauscht, der einen solchen Trecker seit einem Jahr einsetzt. Mehr Erfahrungswerte gibt es nicht. Schumacher übernimmt eine Vorreiterrolle. Er ist nach eigenen Angaben erst der Zweite in Deutschland, der das autonome Fahrzeug ausprobiert.

Der Obstbauer wird seinen neuen Trecker die Routen durch die Plantage „einmal perfekt vorfahren und sie dann einspeichern“. Er hat als Vorsichtsmaßnahme einen Holzzaun um einige der bewirtschafteten Flächen ziehen lassen, insgesamt 600 Meter lang, um die Plantagen von den Wegen zu trennen.

Der Trecker erkennt zwar Hindernisse und stoppt automatisch, aber Schumacher will kein Risiko eingehen. Mit Erklärungen auf Schildern wird er noch auf den autonomen „PS-Mitarbeiter“ hinweisen.

„Der Obstanbau hat mit dem Mindestlohn zu kämpfen“, sagt Schumacher. „Wir zahlen 8,50 Euro die Stunde, in Polen werden 3,50 Euro gezahlt.“ Mit diesen Lohnkosten müsse man sich arrangieren.

Schumacher setzt auf Innovationen und will Mitarbeiterzufriedenheit. Zurzeit lässt er den ehemaligen Hofladen zu einen beheizten Sortierraum umbauen, in dem seine Mitarbeiter künftig bei Musik die Maschine bedienen und am sogenannten Verleseband stehen können.

Die Äpfel werden dort computergesteuert sortiert, gewogen und gemessen. Zur schonenden Behandlung setzt Schumacher auf eine Wasserbadentleerung. Die Äpfel kullern nicht mehr in Behälter, sondern tauchen in ein mit Wasser gefülltes Becken ein, schwimmen an die Oberfläche und setzten dann den Weg durch die Sortierung fort.

Bernd Schumachers Ziel ist es, den „Obstanbau noch nachhaltiger zu gestalten“. Er experimentiert mit Wildbienen und plant aktuell, an Plantagenrändern Wildblumen auszusäen.

Mit einer Vielfalt an Apfelsorten will er weiter punkten. Die Huverheide biete sehr gute Bedingungen. Die will er ausloten, nutzen und bis weit ins Jahr hinein durch perfekt abgestimmte Lagerung knackige Äpfel verkaufen.

Innovation und Investition: Schumacher setzt auf Apfelsorten, die kaum einer anbaut, mit denen er sich von Mitanbietern absetzen kann und die ihn selbst begeistern.

Er hat eine neue Sorte entdeckt. Mit dieser will er nun loslegen. Schumacher: „Suri ist der Star für mich.“ Im nächsten Monat wird er die Apfelsorte auf einem 2,5 Hektar großen, von Karl-Heinz Demandt gepachteten Stück Land anpflanzen.

Suri sei eine „tolerante“ Sorte, wenig anfällig für Mehltau und Schorf. Es ist eine holländische Züchtung, „die genau in unser Klimagebiet passt. Viel Wärme und Sonne, dazu eine späte Ernte — die Kempener Platte ist der ideale Boden.“ Im März setzt Schumacher also wieder Zukunft — mit 6300 neuen Suri-Bäumen. Zu 500, die er bereits gesetzt hat.

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