Neue Heimat für alte Lok

Ein „Arbeitstier“ von 1952 wird Hingucker am Alleenradweg.

Willich/Schiefbahn. Das Ganze sieht fast so aus wie beim Ballett: Exakt aufeinander abgestimmt, bewegen sich die beiden Kran-Ausleger langsam in die Höhe und schwenken dann ebenso langsam zur Seite. Millimeterarbeit ist für Manfred Oellers und seinen Sohn Frank offensichtlich kein Fremdwort.

Denn die Last, die sie da gerade an ihren Autokränen hängen haben, ist nicht von Pappe: 22 Tonnen wiegt die fast 60 Jahre alte Diesellok, die seit gestern in Niederheide am Rande des künftigen Alleenradwegs eine neue Heimat gefunden hat.

Mit Kameras bewaffnet, haben sich Klaus Rabe, die Technische Beigeordnete Martina Stall sowie Udo Hormes, Fritz Friedrich und Frank Magon von der Stadtplanung am Rande der Wilhelm-Hörmes-Straße versammelt.

„Ich bin schon ein bisschen aufgeregt“, bekennt Hormes, der gewissermaßen der Urheber des ganzen Treibens ist. Der Mann hat nämlich „Spaß an alten Sachen“ und ist deshalb regelmäßiger Gast im Nutzfahrzeug-Museum von Klaus Rabe.

Jüngst flatterte ihm ein Bauvorhaben Rabes auf den Tisch, der seinen Fachverlag im Stahlwerk Becker ausbauen möchte. „Was machte er denn dann mit der alten Diesellok, die neben dem Museum steht?“, fragte sich Hormes. Und schon war die Idee geboren, den Schienen-Dinosaurier in die Planungen des Alleenradwegs einzubeziehen.

Besagter Radweg entsteht im nächsten Jahr auf der stillgelegten Bahntrasse zwischen der Krefelder Stadtgrenze und dem ehemaligen Neersener Bahnhof. Ein Schienenstück ist in Niederheide auf Höhe der Straße „Am Klapptor“ erhalten geblieben. „Die Lokomotive könnte dort daran erinnern, dass hier früher die Stahlrösser entlang schnauften“, überlegte sich Hormes.

Er sprach Martina Stall und Klaus Rabe darauf an — und schon nach kurzer Zeit konnte die Sache besiegelt werden. Am Dienstag wurde der Vertrag unterzeichnet, als Dauerleihgabe stellt Rabe die Deutz der Stadt zur Verfügung.

Manfred Oellers und sein Sohn haben die Lok mittlerweile behutsam auf die Schienen gesetzt. „Die wird natürlich noch etwas aufgepeppt, eventuell mit der Hilfe von Jugendlichen“, sagt Martina Stall und beäugt kritisch den verrosteten Anstrich.

„Vielleicht wird ja ein schöner Hundertwasser draus“, ergänzt Klaus Rabe. Seine „Rentner“ aus dem Museum sind auch schon fleißig gewesen: Sie haben die ehemalige Rangierlok mit nachgebauten Lampen verziert. „Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Signal“, stellt Stall fest. „Das kann ich besorgen“, antwortet Klaus Rabe und grinst.

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