Neersener Schlossfestspiele: Märchenstunde im Treppenhaus

„Die chinesische Nachtigall“ feierte am Samstag im Neersener Schloss Premiere.

Neersen. „Die Nachtigall ist doch das Allerbeste!“ Der Meinung schlossen sich wohl alle großen und kleinen Zuschauer an, die Samstag die Premiere des Märchens „Die chinesische Nachtigall“ bei den Neersener Schlossfestspielen erlebten.

Die Aufführung fand im Treppenhaus des Schlosses statt. Sie wurde durch ruhige Akkordeonmusik eingeleitet, gespielt von Schauspieler Hartmut Scheyhing, der kurz darauf mit Schauspielerin Claudia Dölker das Foyer betrat. Beide pusteten Federn ins Publikum. „So wollten wir einen sanften Anfang schaffen“, sagte Scheyhing.

Die Schauspieler ermunterten das Publikum, gemeinsam Lieder über Vögel zu singen. „Alle Vögel sind schon da“ oder die „Vogelhochzeit“ schallten durchs Treppenhaus. Kinder und Erwachsene sangen begeistert mit.

„Dies ist die Geschichte von einem ganz besonderen Vogel“, begann Hartmut Scheyhing das Märchen. Das Publikum wurde in die Geschichte einbezogen. Per „Flüsterpost“ verbreiteten sich die Erzählungen über die Nachtigall unter den Zuschauern. Der Koffer mit dem Märchenbuch ging auf seiner Weltreise durch ihre Hände.

Das Märchen erzählte vom chinesischen Kaiser, der alles besaß — bis auf eine Nachtigall. So beauftragte er seinen Haushofmeister, die Nachtigall zu finden. „Wenn nicht, gibt’s kein Abendbrot“, drohte er ihm. Scheyhing war Kaiser und Hofmeister in einer Person, wechselte dafür immer seinen Hut. Kleinere Rollen, wie der kaiserliche Blumengießer oder Eierkocher, wurden mit kleinen Holzköpfen dargestellt.

Schließlich war die Nachtigall gefunden. Sie verzauberte, gespielt von Claudia Dölker, mit ihrem Gesang den Kaiser. Als er aber eine künstliche Nachtigall geschenkt bekam, brauchte er die echte nicht mehr. Sie flog davon.

Eines Tages wurde der Kaiser krank. Er drohte zu sterben. Die künstliche Nachtigall sang nicht für ihn. Dafür tauchte mitten in der Nacht die andere wieder auf. Mit ihrem herrlichen Gesang rettete sie den Kaiser. Eine Belohnung wollte sie nicht annehmen. Es war ihr genug, den Kaiser bei ihrem ersten Treffen mit ihrem Gesang zu Tränen gerührt zu haben.

„Wir konnten die sanfte Linie des Märchens mitgehen“, sagte Hartmut Scheyhing zufrieden. Häufig untermalten die Schauspieler das Stück mit Liedern und Melodien, spielten Blockflöte oder Schellenkranz. Die Kinder im Foyer nahmen begeistert Anteil an der Handlung, zeigten großes Interesse an Instrumenten und Requisiten. Sie lachten über den laut schnarchenden Kaiser, lauschten gebannt dem Gesang der Nachtigall. Beim Warten auf die Nachtigall waren sie mucksmäuschenstill. Das gefiel den beiden Schauspielern sehr gut. „Es zeigt, dass Kinderstücke nicht laut sein müssen“, sagte Claudia Dölker.

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