Kultur-Bilanz in Willich Neersener Festspiele: Das nächste „Wahnsinns-Jahr“

Neersen · Erneut haben die Neersener Festspiele den Zuschauerrekord gebrochen. 26 853 Menschen haben die drei Hauptstücke sowie die anderen Veranstaltungen besucht.

 100 Prozent Auslastung: „Monsieur Claude und seine Töchter“ wurde von 7350 Besuchern gesehen.

100 Prozent Auslastung: „Monsieur Claude und seine Töchter“ wurde von 7350 Besuchern gesehen.

Foto: Wolfgang Kaiser

„Die 27 000er-Marke hätten wir dann doch noch gerne geknackt. Insofern hat es uns etwas gefuchst, dass es nicht geklappt hat“, sagte Svenja Küppers-Heinrich am Montag bei der Bilanz-Pressekonferenz zur Saison der Neersener Festspiele. Die Geschäftsführerin, die ihre erste Saison als Hauptverantwortliche erlebt hat, schob aber sofort hinterher: „Ich bin so froh, dass mein Einstieg mit so einem Wahnsinns-Jahr verbunden ist.“ Denn der Festspielverein konnte das Rekord-Ergebnis von 2018 mit 26 798 Zuschauern in 72 Veranstaltungen leicht toppen: Bei ebenfalls 72 Terminen wurden in diesem Sommer am Schloss 26 853 Gäste begrüßt. Das entspricht einer Auslastung von 89,6 Prozent.

„Ich bin glücklich und zufrieden. Das ist ein exorbitanter Erfolg“, sagte Intendant Jan Bodinus. Zumal man immer sehen müsse, von welchen Zahlen die Festspiele kämen. Nach der ersten Bodinus-Saison 2015 habe man noch einen Zuschauerrekord im Bereich von 21 000 gefeiert. Insofern seien die Gespräche rund um 27 000 „Jammern auf hohem Niveau“.

Sowohl Bodinus und Küppers-Heinrich als auch Sabine Mroch, Vorsitzende des Festspielvereins, strahlen deshalb auch am Montag weitestgehend um die Wette. „Die Inszenierungen und die Leistungen der Schauspieler waren einfach klasse“, blickte Mroch zurück auf die vergangenen Wochen. Sie wurde sogar so euphorisch, dass sie Bodinus als „König der Neersener Theaterkünste“ bezeichnete. Dieser blieb aber auf dem Boden und korrigierte sich kurze Zeit später selbst, da er in seinen Worten von „Regentschaft“ statt „Amtszeit“ gesprochen hatte. Dies könne nur ein Versehen gewesen sein.

Der Erfolg bei den drei Hauptstücken gibt dem Intendanten und seinem Team aber Recht. Eine 100-prozentige Auslastung haben die Festspiele mit der Komödie „Monsieur Claude und seine Töchter“ erreicht – alle 15 Vorstellungen waren ausverkauft. „Der Musergatte“ stand „Monsieur Claude“ fast in nichts nach. 8467 Zuschauer in 18 Vorstellungen bedeuten 96 Prozent Auslastung. „Angesichts einiger verregneter Abende ist das ein unfassbar gutes Ergebnis“, so Bodinus.

Leicht geschwächelt hat in diesem Jahr das Kinderstück. Mit „Arielle, die kleine Meerjungfrau“ wurde eine Auslastung von 81,3 Prozent erreicht. Beim „Dschungelbuch“ waren es im vergangenen Jahr noch etwa 88 Prozent. „Wir hatten ein paar kurzfristige Absagen von Schulen, die wegen der Hitze nicht gekommen sind“, begründet Geschäftsführerin Küppers-Heinrich den leichten Einbruch. Es sei aber so, dass nicht immer alle drei Stücke gleich stark seien“, ergänzte Vorsitzende Mroch. 2018 habe das „Weiße Rössl“ etwas gelahmt, in diesem Jahr sei es eben das Kinderstück.

Mit großer Erleichterung erwähnte die Vorsitzende, dass die Tribüne bei den Zuschauern gut angekommen ist. „Es gab viele positive Rückmeldungen“, so Mroch. Dass die Sitze etwas breiter geworden sind, habe den Komfort erhöht. Für diesen Service habe man gerne in Kauf genommen, dass pro Vorstellung zehn Besucher weniger teilnehmen konnten. „Dank der Hilfe der Stadt und der NRW-Stiftung ist das jetzt unsere Tribüne“, so Mroch. Das mache die künftigen Planungen deutlich einfacher. Auf Nachfrage machte die Vorsitzende deutlich, dass der Festspielverein pro Saison rund 600 000 Euro bewege, um die Veranstaltung zu realisieren. Getragen werde diese Summe zu zwei Dritteln über die Zuschauereinnahmen und zu einem Drittel von der Stadt.

Bodinus, Kulturschaffender und Fußball-Fan, blickte nach dieser positiven Bilanz auch freudestrahlend in die Zukunft. Denn auch in der kommenden Saison gehe es wieder um den Erfolg. „Aber mein Gott, dann sind wir eben so selbstbewusst wie Borussia Dortmund und wollen Meister werden“, so Bodinus. In etwa sechs Wochen wolle man das neue Programm vorstellen. „Wir sind schon weit in den Planungen“, sagte der Intendant. Etwa 90 Prozent des Ensembles habe man schon zusammengestellt. Inhaltlich ließ sich der Intendant aber noch nicht in die Karten gucken.

Bodinus erwähnte aber, dass die Neersener Festspiele unter den Schauspielern zu einer Marke geworden seien. „Diejenigen, die hier waren, kommen gerne wieder“, so der Intendant. Ein Beispiel sei „Mustergatten“-Hauptdarstellerin Michaela Schaffrath. Sie habe signalisiert, ein weiteres Engagement sofort anzunehmen. Bodinus: „Das Arbeiten hier in dieser Familien-Bande ist unheimlich spannend und macht großen Spaß.“

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