Neersen: Turmbläser spielten bei stürmischem Wind

Nur 100 Zuhörer hatten sich eingefunden, um den Musikern auf dem Turm des Vorwerks zuzuhören, viel weniger als sonst.

Neersen. Was wäre der 1. Weihnachtsfeiertag ohne die Turmbläser? Der Weihnachtstradition wurde aber diesmal nur sehr zurückhaltend gefrönt. Bei kaltem Wind und zu Beginn auch noch leichtem Regen kamen rund 100 Menschen auf den Parkplatz vor dem Neersener Schloss - in den Vorjahren waren es rund dreimal so viele gewesen.

Unter unwirtlichen Bedingungen spielten die Turmbläser zehn Weihnachtslieder. Mit ihren zum Teil sehr sperrigen Blasinstrumenten hatten sie sich über Treppen und Leitern auf den Turm des Vorwerks von Schloss Neersen gequält. Die Notenständer kippten um, so stürmisch war es und der Blick nach unten versprach nichts Gutes: Es war eben ein vergleichsweise kleines Grüppchen, das sich da eingefunden hatte.

Anja Nieendick von der Jugendabteilung der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Neersen ahnte, dass die 80 Liter Glühwein wohl nicht weggehen würden. Im letzten Jahr waren 70 Liter getrunken worden, hinzu kamen 15 Liter Kakao. "Wir hatten mittags schon überlegt, ob wir überhaupt unseren Stand aufbauen sollten", erklärte Anja Nieendick, während das erste Lied ertönte: Der "Siegesmarsch" aus Judas Makkabäus.

Josef Schmidt, Zuhörer am Schloss

Ingrid Oschonczek hatte sich als Turmbläserin krank gemeldet, sodass Annegret Neuschäfer die einzige Frau auf dem Turm war. Ihr Waldhorn spielt sie seit 35 Jahren. Manfred Gumbinger brachte noch mehr Erfahrung mit: "1951 habe ich in meiner Heimat, dem Sauerland, mit dem Trompetespielen angefangen." Am ersten Weihnachtsfeiertag hatte er die Tuba mitgebracht. Hans-Josef Heyer hatte die Trompete dabei - und Enkel Nils Kurze. Der hatte die ehrenvolle Aufgabe, das Notenheft im rechten Moment umzublättern.

Die Zuschauer bekamen diese Details nicht mit - sie schauten den beleuchteten Turm hinauf, hörten Klassiker wie "Oh Tannenbaum" und wünschten sich gegenseitig gesegnete Weihnachten. Ratsherr Bernard Henter schwärmte: "Die Kulisse ist einfach phantastisch." Josef Schmidt begründete seine Anwesenheit so: "Die Turmbläser gehören für mich zum Fest." Anja Nieendick mit ihrem roten Elchgeweih aus Stoff und ihre Helfer sollten gerade mal die Hälfte des mitgebrachten Glühweins verkaufen.

Auch das ist schon fast Tradition: Nachdem das zehnte Weihnachtslied verklungen war, ließ sich Bürgermeister Josef Heyes auf dem Turm blicken: "Die Turmbläser haben der widrigen Witterung ebenso wie Sie getrotzt - ich wünschen Ihnen alle gesegnete Weihnachten." Bleibt nur zu hoffen, dass im nächsten Jahr wieder mehr Besucher kommen.

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