Neersen: Theater in der Turnhalle

An der Vinhovenschule ist der „Gott des Gemetzels“ vorbereitet worden. Nicht immer geht alles glatt.

Neersen. Kennen Sie "Ama"? Wohl kaum, wenn Sie nicht zufällig mit dem Theater zu tun haben. Die Abkürzung steht für "Alle mit Allem" und bezeichnet die erste Komplett-Probe eines Stücks, bei der auch Maske, Kostüme, Bühnenbild, Licht und Ton ausprobiert werden.

Für den "Gott des Gemetzels" bei den Neersen war am Dienstag "Ama". Mittwoch und Donnersta folgen die Hauptproben, Freitag ist Generalprobe - und am Samstag hat das Stück endlich Premiere.

Fünf Wochen hatten Regisseur Martin Maier-Bode und seine vier Schauspieler Claudia Dölker, Markus Rührer, Juliane Ledwoch und Hartmut Scheyhing Zeit, den französischen Stoff für die Freilichtbühne einzustudieren. Was teils mit unerwarteten Quälereien verbunden war.

So spielt im Stück der Genuss eines französischen Apfel-Birnen-Kuchens ("Clafoutis") eine wichtige Rolle. "Deshalb mussten die Akteure jeden Tag Kuchen essen", erzählt Angela Khoun-Siefert, die als Dramaturgin das Stück vorbereitet.

Beim Probenbesuch mit der WZ in der Sporthalle der Vinhovenschule stellt sie dann allerdings fest: Die Truppe hat den Apfel- heute gegen Kirschkuchen ausgetauscht. Was später bei der Aufführung natürlich nicht mehr geht. Änderungen am Stück sind beim Verlag ohnehin nicht erwünscht.

Probenbesuche gehören zum Job von Angela Khoun-Siefert. Soll doch ein Dramaturg als "erster Zuschauer", wie es schon Lessing formuliert hat, dem Regisseur Tipps geben, wo man noch etwas verbessern könnte.

In der Sporthalle steht eine Probenbühne, die in den Abmessungen exakt der "richtigen" Bühne vor dem Schloss entspricht. Damit kann sogar an kalten, regnerischen Tagen geprobt werden. "Das ist eine feine Sache", sagt Khoun-Siefert. Kleine Unterschiede gibt es aber. So hängen über dem Kopf von Hartmut Scheyhing, der die Rolle des Alain Reille spielt, die Turnringe, an denen sonst die Schüler Übungen machen.

Markus Rührer ("Michel Houillé) kämpft derweil mit einem Föhn. Damit will er allerdings nicht sein schütteres Haar, sondern Buchseiten trocknen. Die werden im Stück aus Gründen, die hier nicht verratenen werden sollen, schmutzig und nass. Leider funktioniert der Föhn nicht, was Rührer nervt.

Regisseur Martin Maier-Bode lässt eine andere Szene probieren. Um die Schauspieler nicht aus der Konzentration zu bringen, erklärt Khoun-Siefert im Flüsterton, wie sie ihnen inhaltlich zur Hand geht. So ist im "Gemetzel" vom Darfour-Konflikt die Rede. Die Dramaturgin hat Material zusammengestellt, in denen Hintergründe der kriegerischen Auseinandersetzung erklärt werden. Und zur Hoyo-Zigarre, die im Stück geraucht werden soll, hat sie erfahren: kommt aus Kuba, 19,4 Zentimeter lang, brennt 75Minuten.

Auf der Bühne beginnt ein lautstarker Streit. Doch keine Angst: "Privat verstehen sich die Schauspieler sehr gut", erklärt die Dramaturgin. Im "Gemetzel" aber gehen sie sich verbal an die Gurgel. Was vorher geübt werden muss.

Das Resultat kann ab Samstag angeschaut werden. Premiere ist um 20.30 Uhr, danach wird das Stück bis 20.August zehnmal gezeigt.

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