Neersen: Der Mann fürs rechte Licht

Horst Ackermann kümmert sich als Technischer Leiter um Akustik und Ausleuchtung.

Neersen. Horst Ackermann turnt in vier Metern Höhe auf einer Leiter. Einige Scheinwerfer, die außen am Schlossfenster im ersten Stock befestigt sind, müssen neu ausgerichtet werden. Wenn es dunkel wird über Neersen, schlägt seine Stunde. Dann rückt der Technische Leiter der Festspiele die Schauspieler auf der Freilichtbühne ins rechte Licht.

Seit der zweiten Spielzeit vor mehr als 20 Jahren gehört er bei den Schlossfestspielen zum Kern des Ensembles. "Wir haben angefangen mit sechs Scheinwerfern, jetzt sind es über 40", blickt der 60-jährige Moerser zurück.

Die Lichtanlagen bringt der Beleuchtungs- und Theatermeister immer im Mai an, bevor die Spielzeit beginnt. Sobald es richtig Nacht ist, kann er mit dem Einleuchten beginnen. "Das Grundgerippe muss stehen", sagt Ackermann. Wenn es soweit ist, schaut er sich die Proben an, um festzustellen, wo noch Feinarbeit nötig ist. "Wenn jemand von rechts die Bühne betritt, muss das Licht von links kommen, damit man das Gesicht sieht", ist eine der vielen Beleuchtungsregeln, an die er sich bei der Vorbereitung halten muss.

Auch muss er die Lautsprecher anbringen und die Kabelwege berechnen, damit die Rathausangestellten im Schloss Neersen tagsüber nicht über Kabelsalat stolpern. Die ersten Proben-Durchläufe begleitet er aufmerksam in der Kabine über den Rängen, dann steht die Lichtstruktur. Konkrete Anweisungen werden ins Textbuch übertragen. "Nach Türfang Musik aus", ist so eine Notiz in "Arsen und Spitzenhäubchen", festgelegt sind auch Ausblendungen, Farbwechsel wie auch der Einsatz von Hall-Effekten und voher zurecht geschnittener Tonstücke.

Manchmal müssen Regie und Technik Kompromisse schließen, um die Künstler so agieren zu lassen, dass sie im Dunklen für alle Zuschauer gut sichtbar sind. "Wir wollen ja auch, dass es gut aussieht, und haben einen anderen Blickwinkel", sagt Ackermann. "Die Technik ist hier in den künstlerische Bereich integriert." So kann er mit seiner mehr als dreißigjährigen Erfahrung als Techniker Tipps geben, wie die Darsteller zum Beispiel von der Bühne abgehen, ohne gesehen zu werden.

Von der Kabine über dem 20.Rang steuern bzw. fahren Licht- und Tontechniker den Ablauf. Der beengte Holzverschlag strotzt nur so vor technischem Equipment: Kabelrollen, das Lichtpult mit dutzenden Schiebeschaltern und das Tonpult mit unzähligen Knöpfchen, plus Zuspielgeräte wie dem CD-Player lassen nicht viel Platz für persönliche Gegenstände. "Früher hab ich auch schon mal alleine gefahren, dann musste man schon Klavierspielen, aber jetzt machen wir das meist zu zweit".

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