Naturschutz in Willich: Suche nach Käuzen

Derzeit wird der Bestand an Steinkäuzen in Willich festgehalten. Vor einigen Wochen haben sie mit der Erfassung begeonnen und bereits jede Menge Stationen abgefahren.

Willich. "Was haben die denn für ein Problem?" Eine Gruppe von zwölf Joggerinnen schaut etwas ungläubig auf die beiden Herren, die da auf dem dunklen Feldweg zusammen stehen, es ist 20.30 Uhr. Der eine hält einen roten CD-Player in der Hand, aus dem undefinierbare Laute kommen, der andere lauscht neben einer Streuobstwiese auf der Moosheide.

Die Beiden stellten sich als so genannte "Steinkauz-Kartierer" vor. Sie sind seit Wochen auf der Suche nach der gefährdeten Vogelart, wollen den Tieren Brut- und Nistmöglichkeiten geben.

Die Rede ist von Jack Sandrock (66) und Harry Abraham (63), den Verantwortlichen der Willicher Nabu-Gruppe, die derzeit im gesamten Stadtgebiet gemeinsam mit Manfred Niehaus, Walter Galonka, Wolfgang Otrzowsek und dem 17-jährigen Gesamtschüler Manuel Püttmanns auf der Suche nach den Steinkäuzen sind. Nach 2003 soll jetzt im gesamten Kreisgebiet eine erneute Erfassung erfolgen. Koordiniert wird die Aktion von der Biologischen Station Krickenbecker Seen.

Das Geräusch auf der CD war der bestimmende Ruf eines Männchens und hörte sich an wie ein forsches "uiiiiikk". "Zu meiner Kinderzeit hieß es immer, es bringt Pech, wenn ein Kauz auf dem Dach sitzt, denn der Ruf hörte sich an wie "komm mit" und erinnerte an den Tod", flüstert Jack Sandrock.

Derweil meldet sein Kollege den ersten Treffer des Tages: Soeben ist der Ruf von einem Männchen auf einer etwa 60 Meter entfernten Pappel an der Moosheide erwidert worden. Die plausible Erklärung von Harry Abraham: "Das auf der Pappel sitzende Männchen will seinem Kontrahenten sagen, dass dies sein Revier ist und er verduften soll."

Vor einigen Wochen haben sie mit der Erfassung begeonnen und bereits jede Menge Stationen abgefahren. Die Route geht an diesem Tag weiter. Kurze Zeit später sind die beiden ehrenamtlichen Nabu-Mitarbeiter an den Streithöfen angelangt. Dort hatten sie im Oktober des vergangenen Jahres einen eigens angefertigten Brutkasten fachmännisch an einem Baum installiert.

"Wollen mal sehen, ob in diesem Kasten jetzt jemand drin ist." Sandrock schaltet den Apparat ein. Und auch hier wieder kommt nach etwa acht Sekunden die energische Antwort aus der Dunkelheit "Haut bloß ab hier..."

Seit Jahren setzt sich der Nabu Willich auch für den Erhalt des Steinkauzes ein, suchte erst einmal bei "Google Maps" nach geeigneten Brutplätzen. "Bauernhöfe werden immer mehr zu Wohnungen umgewandelt, so dass die Versiegelung von Flächen immer stärker zunimmt", ergänzt Elektromeister Abraham. "Der Steinkauz bevorzugt Wiesen, Weiden, Pferdekoppeln oder Höfe, auf denen er auf Jagd nach seiner liebsten Speise, der Maus, gehen kann."

Mit der Erfassung der Steinkäuze haben die Willicher Natur- und Tierschützer 2007 begonnen. Damals entdeckte man gerade mal vier Brutpaare. Im vergangenen Jahr waren es schon 39 Jungtiere, mittlerweile stieg die Zahl der aufgehängten Nistkästen auf 50. Jack Sandrock: "Bis zum Spätsommer haben wir wohl den 60. Kasten installiert." Auch Schleiereulen und Waldkäuze habe man unter anderem auf dem Willicher Streithof und dem Schiefbahner Berderhof entdeckt.

Harry Abraham, der beim Nabu auch der Experte für staatenbildende Insekten wie Hummeln, Hornissen oder Wespen ist, hat auch selbst für die Käuze Brut- und Nistkästen gezimmert. Einen großen etwa einen Meter langen für das Weibchen, das in der Regel im April zwei bis drei Junge zur Welt bringt, und einen etwa 50 Zentimeter großen Nistkasten für das Männchen. "Während der Brutzeit duldet das Weibchen nämlich keinen Partner an ihrer Seite", erklärt Abraham.

Zu einem späteren Zeitpunkt werden die Jungtiere erfasst, finden auch offene Exkursionen zu den jeweiligen Plätzen statt. Nähere Informationen über die nur 22 Zentimeter großen und 200 Gramm leichten Tiere, aber auch über Nistkästen, erteilt Harry Abraham, Ruf 02154/1888.

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