Eishockey-Star im Rathaus Ein Held mit Herz für St. Tönis

St. Tönis · Eishockeyspieler Marcel Noebels durfte sich am Freitag ins Goldene Buch der Stadt Tönisvorst eintragen, unter anderem für seine Silbermedaille bei Olympia 2018.

 Zur Freude von Bürgermeister Thomas Goßen und Marcel Noebels überbrachten die Kita-Kinder (v.l.) Matteo Thamm, Mika Steiner und Max Steiner das Präsent der Stadt Tönisvorst.

Zur Freude von Bürgermeister Thomas Goßen und Marcel Noebels überbrachten die Kita-Kinder (v.l.) Matteo Thamm, Mika Steiner und Max Steiner das Präsent der Stadt Tönisvorst.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Das Eishockey-Finale der Olympischen Spiele 2018 als einen der größten deutschen Sportmomente zu bezeichnen, ist keineswegs übertrieben. Überraschungsfinalist Deutschland kämpfte unermüdlich gegen die schier übermächtigen Russen. Kurz vor Schluss sah es sogar nach Gold für Deutschland aus. Urplötzlich machte Russland in der letzten Spielminute den Ausgleich und holte in der Verlängerung Gold. Für Schwarz-Rot-Gold blieb mit Silber nicht weniger als der größte Erfolg in der Geschichte des deutschen Eishockeys. Und mittendrin war ein St. Töniser Jung’: Marcel Noebels.

Warum wir diese Geschichte von Februar 2018 im Juni 2019 noch einmal erzählen? Nun, der Nationalspieler wurde am Freitag für seine Leistung bei den Spielen, aber auch für die folgenden Weltmeisterschaften im St. Töniser Rathaus geehrt. „Wir haben nun endlich ein Zeitfenster gefunden“, sagte Bürgermeister Thomas Goßen mit Blick auf den vollen Terminkalender eines Eishockey-Profis. Noebels, der bei den Eisbären in Berlin sein Geld verdient, sei eben die meiste Zeit des Jahres in Deutschland, Europa und der Welt unterwegs.

Bis Ende Juni auf
Heimaturlaub in St. Tönis

Nun verbringt er bis Ende Juni ein paar freie Tage bei den Eltern in St. Tönis. Mutter Sabine Noebels habe bei der Stadt angerufen und gesagt, dass jetzt die Chance zur Ehrung sei, so Goßen: „Umso schöner, dass das jetzt so spontan klappt. Und es fügt sich ja auch prima an die erfolgreiche WM vor einigen Wochen an“, sagte Goßen während des Empfangs im Kaminzimmer des Alten Rathauses. In der Slowakei spielte das deutsche Team eine furiose Vorrunde und scheiterte erst im Viertelfinale an Tschechien.

Am Freitag im Rathaus zückte Noebels den Stift und trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Dabei wurde deutlich, dass die Handschrift des 27-Jährigen ähnlich schwungvoll ist wie sein Schuss mit dem Eishockey-Schläger. „Obwohl Sie diese Rolle nicht offiziell übertragen bekommen haben, sind Sie ein toller Botschafter für Tönisvorst“, so Goßen. Die Menschen in Noebels’ Heimatort fieberten mit und identifizierten sich mit dem Olympia-Helden.

Emotionaler Dank an
Mutter und Vater Noebels

Noebels, der übrigens zum ersten Mal in seinem Leben im Rathaus war, nutzte am Freitag die Gelegenheit, um sich bei seinen Eltern Sabine und Jörg zu bedanken. „Ohne Euch hätte ich das nicht geschafft. Dann würde ich nicht hier stehen. Danke für alles. Ich bin stolz auf Euch“, sagte Noebels sichtlich bewegt.

Viele Jahre seines Lebens hat der 27-Jährige gar nicht in St. Tönis verbracht. Denn schon mit 14 Jahren ging es aufs Eishockey-Internat nach Berlin, nachdem er Talentsichtern in Krefeld aufgefallen war. Später folgten Stationen in Mannheim und Krefeld sowie letztlich dann wieder in Berlin. Unterbrochen vom mehrjährigen Versuch, es in der besten Eishockey-Liga der Welt in Nordamerika zu schaffen. Dort ist ihm der ganz große Durchbruch noch nicht gelungen. Ein erneuter Versuch würde Noebels aber reizen. „Es ist so, dass Gespräche laufen. Aber es gibt noch keine konkrete Vereinbarung“, sagte Noebels mit Blick auf ein mögliches NHL-Engagement. Wie schon im vergangenen Jahr würde er sich erneut in einem Traingscamp in Übersee versuchen. Möglicherweise klappt es dann noch mit Einsätzen in der NHL. Andernfalls habe er noch drei Jahre Vertrag bei den Eisbären Berlin.

Ärger über den Tönisvorst-Zusatz „in der Nähe von Krefeld“

Bei allen Gedanken an Berlin, USA und sämtlichen Länderspiel-Reisen verliert Noebels nie seinen Heimatort aus den Augen. „Ich bin sehr stolz, dass ich mich heute ins Goldene Buch eintragen darf“, so Noebels, der für seine Heimatstadt immer fleißig Werbung mache. „Ich muss sagen, dass ich eines wirklich hasse: Wenn ich sage, dass ich aus Tönisvorst komme, muss ich oft ein ,in der Nähe von Krefeld’ hinterherschieben“, sagt Noebels. Dabei müsse sich Tönisvorst doch keinesfalls hinter Krefeld verstecken.

Dem Sport verbunden war der Profi schon mit fünf Jahren. Parallel spielte er damals bei den Eishockey-Bambini des Krefelder EV und den Fußball-Bambini des SV St. Tönis. Letztlich schlug dann das Pendel in Richtung Eis. Gut so, werden die Eishockey-Fans denken. „Fußball spielen wir aber heute noch mit der Mannschaft zum Aufwärmen“, so der Wahl-Berliner.

In der Hauptstadt fühlt sich der Niederrheiner sehr wohl, hat dort sogar schon ein Haus gebaut. Eine Rückkehr nach St. Tönis sei aber nicht ausgeschlossen. Das müsse die Zeit zeigen. Konkrete Grundstücksverhandlungen mit dem Bürgermeister gab es aber am Freitag im Kaminzimmer noch nicht. Schließlich will Noebels noch mehrere Jahre Eishockey spielen. Und ob seiner Klasse ist es wohl derzeit unwahrscheinlich, dass die eher schwächelnden Krefeld Pinguine eine sportliche Heimat für die Nummer 92 der Nationalmannschaft werden könnten.

Jetzt freut sich Marcel Noebels auf ein paar freie Tage mit der Familie am Niederrhein. Und dann geht die Reise durch die Eishockey-Welt auch schon weiter: Berlin? USA? Wo auch immer: St. Tönis hat er im Herzen immer dabei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort