Müllärger und Jubel-Wurst

Geflüster: Hässliche Seiten von Anrath sind am Bahnhof zu sehen. Außerdem geht’s heute um korrektes Deutsch und Reklame.

Willich/Tönisvorst. Der nördliche Teil des Anrather Bahnhofs ist für Fahrradfahrer, Spaziergänger sowie Bahn-Reisende das Eingangstor zum Stadtteil. Hier erhalten Auswärtige einen ersten Eindruck vom "Jahrtausenddorf". Und der ist, äh - manchmal bedauerlich, wie SPD-Mann Uli Winkler findet. Dort werde in letzter Zeit immer mehr Müll abgelagert, beklagt er. Es begann vor etwa vier Wochen mit unbrauchbaren Möbelstücken, zu denen sich im Laufe der Zeit Farbeimer, Reste einer Wohnungs- oder Hausrenovierung, Abfalleimer usw. hinzugesellten.

Winkler hat sich mit der Bitte an die Stadtverwaltung gewandt, diesen Müll entfernen zu lassen. Als Antwort erhielt er die Auskunft, dass dieses Grundstück nicht im städtischen Besitz ist und deshalb vom Eigentümer in Ordnung gehalten werden muss. Die Stadt wolle sich mit ihm in Verbindung setzen. "Was nutzen die schönsten Feiern in diesem Jahr, wenn die Besucher von Anrath als ersten und möglicherweise prägenden Eindruck den Anblick von Müllkippen erhalten?", fragt Winkler.

Er kommt rum. Die Rede ist vom St. Töniser Kung-Fu-Lehrer Frank Scheler. Letzten Samstag war Scheler in der Funktion des Vizepräsidenten des National Martial Art Games Commitee am diesjährigen Jubiläumsturnier "Nordseefighteropen" dabei. Wie schon im vergangenen Jahr galt dieser Wettkampf unter anderem als Qualifikationsturnier für die Teilnahme an den World Martial Art Games im September in Las Vegas. Von Frank Scheler nominiert werden können alle diejenigen Athleten, die sich durch Erreichen des 1. Platzes erfolgreich gegen Ihre Konkurrenten durchgesetzt haben. Ferner wird der St.Töniser Kämpfer auch wieder als Hauptkampfrichter tätig sein.

Der frühe Vogel fängt den Wurm. Das denkt sich sicher auch Günter Scheuer vom Verein "Kultur im Rathaus". Schon am Dienstag, 11.Mai, kündigte er deshalb eine Veranstaltung an, die erst am 1.Oktober gezeigt wird: "Offene Zweierbeziehung", eine Komödie des Niederrhein-Theaters Brüggen. Bis dahin haben wir Fußball-WM, Schlossfestspiele Neersen und Sommerferien längst hinter uns. Da mag man noch gar nicht an Oktober denken.

An dieser Stelle war vergangene Woche die Rede davon, dass der frühere Willicher Dezernent Christoph Gerwers in der Stadtverwaltung immer noch sehr präsent ist. Das gilt auch für andere Stellen. Und ist nicht mal verkehrt. So ist es kein Fehler, dass Christoph Gerwers auf der Homepage des Roten Kreuzes Willich nach wie vor als Vorsitzender steht. Das ist er tatsächlich immer noch. De facto wird er von Manfred Jacobs vertreten, dem persönlichen Referenten von Bürgermeister Josef Heyes.

Die Anrather 1000-Jahr-Feier treibt die tollsten Blüten. So steht seit kurzem am Ortseingang aus Richtung Krefeld ein Groß-Plakat, das für eine Jubiläums-Salami wirbt. Ein kleiner Junge lässt es sich darauf schmecken. Die Wurst stammt vom benachbarten Stautenhof.

So, jetzt müssen wir mal über politisch-korrekte Formulierungen sprechen. Da schrieb die Polizei doch letzte Woche über einen versuchten Trickbetrug in Vorst, dass dieser vermutlich von "Angehörigen einer reisenden ethnischen Minderheit" versucht worden war. Offenbar geschah dies in der Absicht, elegant den Ausdruck Zigeuner zu vermeiden. Was lernen wir daraus? Wenn Sie, liebe Leser, das nächste Mal in Ihrer Imbiss-Stube gutbürgerlich essen wollen, bestellen Sie ein "Angehöriger-einer-reisenden-ethnischen-Minderheit-Schnitzel". Oder wenn Sie gemütlich mit dem Akkordeon am Lagerfeuer sitzen, stimmen Sie das traditionelle Lied an "Lustig ist das Angehörige einer reisenden ethnischen Minderheit Leben".

Die Willicherin Lisa Bakun ist unter den letzten drei Kandidaten der Musik-WG "The Flatstar". Nachdem sich die Jury in der vergangenen Woche nicht entscheiden konnte, ob Lisa oder eine Konkurrentin ihre Koffer packen müssen, mussten diese Woche gleich zwei Kandidaten die Wohngemeinschaft in Los Angeles verlassen. Die 20-jährige Lisa hat sich mit ihrer Stimme durchgesetzt. Der Gewinner der Show, die auf dem Online-Portal binwach.de gezeigt wird, erhält einen Plattenvertrag, ein Video, das auf Viva ausgestrahlt wird, und einen Auftritt beim Viva Comet am 21.Mai.

Er kam, wurde gesehen - und fotografiert. Der Blitzbesuch von Ex-Profi-Boxer Axel Schulz am Pavillon-Grill vor Real in St. Tönis hat den Kunden sichtlich Spaß gemacht. Hier ein Autogramm, da eine Berührung, ein kurzes Gespräch, vor allem aber Fotos, Fotos, Fotos. Ob mit Handy oder mitgebrachtem Fotoapparat - Axel grinste in die Linse, ihm war kein Fan-Wunsch zu viel. Auf die Frage, wie oft er denn am Tag wohl so fotografiert werde, meinte er schlagfertig: "Na, in Frankfurt an der Oder, wo ick herkomme, keen Mal mehr. Die haben alle schon eins."

Zum Europatag waren hochrangige Gäste in der Vinhovenschule eingeladen. Der Schulrat des Kreises, Thomas Bongartz, war da, der neue Geschäftsbereichsleiter Schulen der Stadt Willich, Bernd Hitschler-Schinhofen auch, und, man höre und staune, eine Staatssekretärin des Finanzministeriums. Warum gerade sie sich an dem Tag in der Neersener Grundschule umsah, wusste Rektor Siegfried Dahlmann gar nicht so genau. Der Besuch war über das Ministerium organisiert worden. Die Gäste sahen sich die Schule an, die Kinder präsentierten einen Europatanz - und zum Ausklang waren im Lehrerzimmer der Euro und Griechenland ein Thema. Na, da sage mal einer, das Ministerium setzte seinen Wunsch, das Fach Wirtschaft in Schulen stärker zu etablieren, nicht konsequent um.

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