Moritz Netenjakob Udo Lindenberg trifft auf Klaus Kinski

Anrath. · Mit den besten Geschichten seines Schaffens unterhielt der Satiriker Moritz Netenjakob rund 200 Gäste in der Aula des Anrather Lise-Meitner-Gymnasiums.

 Der Kabarettist, Satiriker, Autor und Grimme-Preis-Träger Moritz Netenjakob spielte bei seinem Auftritt im Lise-Meitner-Gymnasium in Anrath eine Morgenszene „Aus dem Tagebuch von Udo Lindenberg und Klaus Kinski“.

Der Kabarettist, Satiriker, Autor und Grimme-Preis-Träger Moritz Netenjakob spielte bei seinem Auftritt im Lise-Meitner-Gymnasium in Anrath eine Morgenszene „Aus dem Tagebuch von Udo Lindenberg und Klaus Kinski“.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Allein die Idee ist so abwegig, dass sie schon wieder gut ist: Wie sieht wohl ein Vormittag in einer Wohngemeinschaft aus, die der tiefenentspannte Udo Lindenberg und der Berufscholeriker Klaus Kinski gemeinsam bewohnen? Moritz Netenjakob gibt eine mögliche Antwort. Der Kabarettist, Satiriker, Autor und Grimme-Preis-Träger spielte eine Morgenszene „Aus dem Tagebuch von Udo Lindenberg und Klaus Kinski“ bei seinem Auftritt im Lise-Meitner-Gymnasium in Anrath. Und weil Netenjakob zu allem anderen auch noch ein begnadeter Stimmenimitator ist, war das sehr lustig.

Gut zwei Stunden lang reihte Netenjakob bei seinem Auftritt Szenen und Texte aus seinen Soloprogrammen, seinen Büchern und seiner Tätigkeit als Sketchschreiber fürs Fernsehen aneinander. Dabei wechselten sich alte Sketche, wie etwa einer, den er für die Dirk-Bach-Show in den 1990er-Jahren geschrieben hatte, und persönlich Erlebtes, wie der Clash der Kulturen, deren Zeuge er wurde, als seine Eltern auf seine zukünftigen türkischen Schwiegereltern trafen, ab.

„Hänsel und Gretel“-Versionen
waren Höhepunkte des Abends

Zu diesem Zweck legte Netenjakob eine kleine Lesung ein und holte sein erstes Buch, Titel: „Macho Man“, hervor, in dem das gemeinsame Abendessen der so ungleichen Menschen mit viel Witz beschrieben ist. Auch das Märchen von Hänsel und Gretel, mal erzählt von einem Sportkommentator, mal von einem Piloten und zu guter Letzt von einem Marktschreier, gehörte zum Programm und war einer der Höhepunkte des Abends.

Dass Moritz Netenjakob seit fast 30 Jahren im Geschäft ist, merkte der Besucher dem Abend mit dem 49-Jährigen an. Sprachtempo, Pointen, Mimik, Gestik – alles sitzt. Keine Frage: Hier ist ein Profi am Werk. Tatsächlich steht der Kölner allerdings erst seit 2002 auf der Bühne und vor der Kamera. Bis dahin war Netenjakob hinter den Kulissen tätig, das heißt, seine Texte waren auf der Bühne, aber nicht er als Autor. Schon 1991 begann der Kölner, erste Sketche für „Hurra Deutschland“ zu schreiben. Die Gummipuppen in der Anrather Kulisse erinnerten daran.

Von 1994 bis 1996 war er als Autor im „Haus der Springmaus“ in Bonn tätig. Außerdem schrieb er für Comedygrößen wie Hella von Sinnen, Bastian Pastewka, Cordula Stratmann und Bernhard Hoëcker. Auch für die berühmt-berüchtigte Kölner Stunksitzung war er als Autor tätig. 1998 kam er zum Fernsehen, schrieb Szenen und Sketche für Sendungen wie die „Wochenshow“ und „Switch“. 2002 dann traute Netenjakob sich erstmals selber beim Kölner Comedyabend „Night wash“ mit seinen Texten auf die Bühne.

Später wurde er Autor der Sendung „Stromberg“, was ihm den Grimme-Preis einbrachte, und kreativer Kopf mehrerer Bühnenshows wie „Zu gut fürs Fernsehen?“, in der Comedy-Autoren abgelehnte Texte vortrugen. Auch als Dozent für Sketch­comedy an der Universität Berlin war der Kölner tätig. 2007 gab Netenjakob mit „Multiple Sarkasmen“ sein erstes Bühnen-Solo beim Köln-Comedy-Festival. Seitdem ist er von der Bühne nicht mehr wegzudenken. Mittlerweile hat der 49-Jährige außerdem drei Bücher geschrieben, die er in Anrath auf Wunsch auch signiert verkaufte, und etliche Preise eingeheimst.

Das Geheimnis seines Erfolgs verriet Netenjakob den gut 200 Gästen in Anrath auch: „Von Dirk Bach habe ich vor vielen Jahren gelernt, dass man sich seinen Figuren mit Liebe und Humor nähern muss, nicht mit dem Kopf.“

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