Mit viel Enthusiasmus in den Traumberuf Hebamme

In ihrer Praxis hilft die Willicherin Julia Gabriel Familien von Beginn der Schwangerschaft bis zur Geburt des Kindes.

Mit viel Enthusiasmus in den Traumberuf Hebamme
Foto: Kurt Lübke

Willich. Mit 17 Jahren stand es für Julia Gabriel fest. Sie wollte Hebamme werden: „Ich hatte mich schon früh für den Beruf interessiert. Daher hatte ich mich entschieden, in den Herbstferien ein Praktikum bei einer Hebamme zu machen.“ Das sollte montags beginnen. „Am Samstag zuvor rief mich die Hebamme an und sagte, ich solle ins Bethesda-Krankenhaus Mönchengladbach kommen.“

Die Willicherin machte sich auf den Weg: „Dann habe ich zum ersten Mal eine Geburt und die Arbeit einer Hebamme erlebt. Ab diesem Zeitpunkt gab es bei meinem Berufswunsch keinen Plan B mehr.“ Heute ist Julia Gabriel 29 Jahre alt und hat sich ihren Traum erfüllt. 2011 hat sie ihre Ausbildung zur Hebamme abgeschlossen. Seit einem Jahr ist sie Inhaberin der Hebammen-Praxis Pippilotta an der Martin-Rieffert-Straße. Wenn sie über ihre Arbeit spricht, ist ihr Enthusiasmus zu spüren. Gabriel ist keine klassische Geburtshelferin mehr.

Mit einer Zusatzqualifikation ist sie Familienhebamme geworden. In dieser Funktion unterstützt sie Mütter ab Beginn der Schwangerschaft bis zum ersten Geburtstag des Kindes. „Ich helfe vor allem bei psychosozialen Problemen“, sagt Gabriel. Die Mütter, um die sie sich kümmert, fühlen sich häufig mit der Verantwortung für ihr Kind überfordert: „Das können besonders junge oder alleinerziehende Frauen sein.“ Gabriel hilft, den Alltag zu organisieren. Zudem geht es um die Bedürfnisse des Kindes: „Wir besprechen, welche Spielsachen es braucht und reden über die Ernährung.“ Obwohl Gabriel bei ihrer Arbeit mit vielen Problemen und Sorgen zu tun hat, überwiegen für sie schöne Momente: „Wenn die Menschen Hilfe annehmen und eine Verbesserung der Situation stattfindet, macht das sehr zufrieden.“

Ihre Aufträge werden Gabriel von der Erziehungsberatungsstelle der Stadt vermittelt: „Die Idee ist aber, dass die Eltern selber bei mir anrufen. Sie sollen freiwillig entscheiden, ob sie Hilfe haben möchten.“ Gabriel ist die einzige Familienhebamme in Willich. Neben Hausbesuchen bietet sie Kurse in ihrer Praxis an. Unter anderem gibt es Krabbel- und Spielgruppen. Dabei geht es auch um das Wohl der Mütter: „Am Ende haben sie Zeit sich auszutauschen. Sie müssen sich Freiräume nehmen. Es ist wichtig für ein Kind, dass die Mama auch auf sich selber achtet.“

Wenn Gabriel über ihre berufliche Zukunft redet, wird sie nachdenklich. Zahlreich sind die Probleme, mit denen Hebammen zu kämpfen haben. So leistet die Willicherin wie viele ihrer Kolleginnen keine Geburtshilfe mehr, da es sich finanziell nicht lohnt. Die Kosten für die Berufshaftpflicht sind in den letzten Jahren stark gestiegen. „2011, als ich angefangen habe, musste ich 4000 Euro im Jahr zahlen, heute sind es 6000.“ Aber: „Es gibt zwar Politiker, die versprechen, uns zu helfen, aber es passiert nichts.“ Dabei bestehe der Bedarf nach Hebammen mehr denn je. Es gebe nicht genug Hebammen, um die Anfragen zu decken: „Teilweise müssen wir Notfallsprechstunden für die Mütter einrichten. Aber das ist ja nicht das Konzept des Berufs.“ Auch die Schließung von Geburtsstationen in kleinen Krankenhäusern ärgert Gabriel: „Es ist schlimm, wenn Frauen nicht mehr die Wahl haben, wo sie ihr Kind zur Welt bringen.“

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