Mit Morden unterversorgt

Im Neersener Kudl war der Düsseldorfer Krimiautor Klaus Stickelbroeck zu Gast.

Neersen. Wer düstere Tristesse erwartet hatte, wurde enttäuscht. Die Lesung des Krimiautors Klaus Stickelbroeck im Kudl an der Hauptstraße in Neersen war eindeutig kabarettistisch-vergnüglich einzuordnen. Fragt man ihn nach dem Grund, warum er Kriminalromane schreibt, sagt er augenzwinkernd: „In Sachen Mord und Totschlag bin ich unterversorgt“ — als Polizist im Wachdienst in der Landeshauptstadt Düsseldorf.

Von daher kennt er sie alle! Die Rotlichtgrößen und die Motorradgangs, die Prostituierten und die Fixer, die Modell standen für die Figuren in seinen Geschichten. Und er kennt auch die Orte. Die Clubs und den Bahnhof oder die Eisenbahnbrücke hinüber zum Hafen in Hamm.

„Das war so gespenstisch“, erzählt er mit leuchtenden Augen von einem nächtlichen Einsatz, „da war mir klar, da muss ein Mord geschehen.“ Das fand Niederschlag im Roman Fischfutter, dem dritten in der Reihe um Privatdetektiv Christian Hartmann, einem Ex-Fußballprofi, der seiner Aufgabe nicht so ganz gewachsen ist.

Ist die Großstadt für die Romane das ideale Umfeld, ist es für die Kurzkrimis das Land. Aus denen zitiert er in der ersten Hälfte der Lesung. Sie spielen zum Teil in der Eifel, wie es der Verlag vorgegeben hat, zum Teil aber auch in Kerken (Kreis Kleve), wo Stickelbroeck seit seiner Kindheit wohnt. „Geboren bin ich in Anrath“, sagt er.

Ganz genau beschreibt der Autor, mit welchen Mitteln ein hünenhafter Dachdecker (mit einem Stall voll ebenso imposanter Brüder) und ein mit richtig schweren Geschützen auffahrender Bauer gegen einen armen Beamten vom Friedhofsamt vorgehen. Beide wollen die gleiche Grabstelle und da es unmöglich ist, sie zu befrieden, kommt es zu einer so boshaft finalen Lösung, wie Roald Dahl sie ersonnen haben könnte.

Stickelbroecks Sprache ist abwechslungsreich, sein Vortrag lebendig. Ganz genau kann man nachvollziehen, wie der Bauamtsleiter im Rathaus seine Wange an die Fensterscheibe presst, um die junge Lehrerin im Haus gegenüber im Bad zu beobachten.

„Diesen Ausblick gibt es wirklich“, sagt Stickelbroeck in der anschließenden Fragerunde. „Meine Leser würden es mir auch nicht verzeihen, wenn da etwas nicht stimmt.“ Eines Tages saß sogar ein beschriebenes Paar in seiner Lesung . . . und hat sich gut amüsiert.

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