Willicher Kulturprogramm Überraschungs-Lesung im Schloss bringt viel Freude

Neersen. · Ohne dass das Publikum es vorher wusste, führten Sven Post und Reinhild Köhncke textlich durch den Abend.

 Reinhild Köhncke und Sven Post lasen Gedichte und sangen.

Reinhild Köhncke und Sven Post lasen Gedichte und sangen.

Foto: Norbert Prümen/Norbert Prüme

Mit diversen Gläschen Sekt oder Wein macht es sich das Publikum gemütlich: Es ist wieder die Zeit für die Weihnachtslesung im Schloss Neersen, die schon seit einem Jahr ausverkauft ist. Zu diesem Zeitpunkt stand noch nicht einmal fest, wer den Abend gestalten würde. Trotzdem war sich Katrin Ruelfs vom Kulturteam sicher, dass sie gute Akteure finden würde: „Für das Publikum ist es eine Überraschung, wie das zu Weihnachten eben üblich ist.“

Bei der Begrüßung bedankt sich Bernd Hitschler, Geschäftsbereichsleiter für Kultur der Stadt Willich, beim Publikum für dessen Treue und die Arbeit der Kolleginnen vom Kulturteam. Dann betritt das Schauspielerpaar Reinhild Köhncke und Sven Post die kleine, weihnachtlich geschmückte Bühne, und am Flügel nimmt Maren Donner Platz.

Mit einer leise und meist in hohen Tönen tröpfelnden Melodie stimmt die Pianistin das Publikum ein. Wie gut vorbereitete Kinder an Heiligabend tragen die Schauspieler jeweils ein Gedicht vor: Köhncke die „Die hohen Tannen“ von Rainer Maria Rilke, Post „Weihnachten“ von Hermann Hesse. Anschließend entführen die beiden ihre Zuhörer in ein Dorf in der Provence; es geht um „Alice und ihre Tauben“ (Verfasser unbekannt). Lebendig und fesselnd tragen sie die Geschichte vor, die ein gutes Ende nimmt. Es ist ein Vergnügen, den Profis zu lauschen.

Köhncke und Post bringen
mit dem Hörspiel zum Lachen

Gut gewählt ist die Romanze op. 5 Nr. 3 von Clara Schumann, die Donner als Übergang zu einer heiteren Weihnachtsgeschichte von Erich Kästner spielt. Die „Feier mit Hindernissen“ versetzt das Publikum in eine Weihnachtsfeier unter Varietékünstlern, die sich mit ihren Fähigkeiten dabei ausleben. Der Jongleur sorgt mit fliegenden Tellern für den gedeckten Tisch, und andere berufliche Anforderungen von Zauberern oder Kraftprotzen kommen ebenso zum Zuge. Das mitreißende Hörspiel, das Köhncke und Post auf die Bühne bringen, sorgt für viele Lacher und durchgehendes Schmunzeln.

Die heiteren Weihnachtsgeschichten setzen die Schauspieler fort mit den Erlebnissen einer Familie mit studentischen Weihnachtsmännern, die nicht ganz die Erwartungen ihrer Auftraggeber erfüllen. Statt auf die Kinder erzieherisch einzuwirken, versuchen die Weihnachtsmänner es bei den Erwachsenen – „nur die Eltern gehorchen nicht immer!“ lautet ihr Fazit. Dann wird man in das Drama um einen schiefen Weihnachtsbaum, einen wildgewordenen Christbaumständer und die Probleme von Gastgebern mit der Sitzordnung beim Weihnachtsessen einbezogen.

Auch musikalisch sorgen Köhncke und Post für Heiterkeit; sie singen ein Weihnachtslied in „normaler“ Länge, das eigentlich 32 Lieder umfasst. Es ist ein Medley, bei dem jeweils die ersten Zeilen der Lieder in einer äußerst gelungenen Auswahl aneinandergereiht werden und dabei auch wieder für Schmunzeln sorgen. Zum Abschluss bekommt das Publikum ebenso die Gelegenheit, bei einem bekannten Lied in klassischer Weise mitzusingen. Die „Stille Nacht“ erschallt in der Motte.

Ein gelungener Abend – eine Wundertüte, die alle erfreut hat – geht mit viel Applaus zu Ende. Manche sind vermutlich schon glücklich, Karten für die nächste Weihnachtslesung am 18. Dezember 2020 zu besitzen. Diese Veranstaltung ist nämlich auch bereits ausverkauft.

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