Schützenfest am Grenzweg Erbitterter Kampf um die Burg

Neersen. · Die Erstürmung der Königinnen-Burg war der Schlusspunkt des Schützenfestes in Neersen.

 Mit vollem Wassereinsatz stürmten die Gruppen die Königinnenburg. Danach gab es für Königinnen und Angreifer ein Bad in der Niers.

Mit vollem Wassereinsatz stürmten die Gruppen die Königinnenburg. Danach gab es für Königinnen und Angreifer ein Bad in der Niers.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

„Unkraut vergeht nicht“, stand auf der Fassade der Königinnen-Burg – eine Parole, die hohe Abwehrbereitschaft signalisieren sollte. Alle Teilnehmer der Erstürmung hatten sich zuvor mit Erbsensuppe „gedopt“, und die zehn Königinnen sollten ihren Widerstand gegen die Übermacht rund 20 Minuten lang aufrecht erhalten. Dann war Zeit für die Kapitulation.

Wenn die zehn Frauen auf die Solidarität der anderen Frauen in der St. Konrad Schützengilde gehofft hatten, mussten sie schnell erkennen, dass diese Hoffnung völlig unberechtigt war. Valerie Hardt und Sarah Holz waren zwei der fünf „Küpp’schen Mädels“, die vergleichsweise kleines Geschütz auffahren sollten: mit Wasser gefüllte Luftballons. Markus Meskes bediente die leistungsfähige Pumpe, die ein Zugkamerad zur Verfügung gestellt hatte. Die Wassermengen, die sie aus der Niers zog, wurde auf vier Schläuche verteilt. Die hatten ein zentrales Ziel: die Königinnenburg. Wasser an sich ist ja eine sehr saubere Sache, und eine kleine Erfrischung tat sicher gut bei 27 Grad warmem Sommerwetter. Schlecht ist nur, wenn sich das kühle Nass mit anderen Stoffen und Substanzen vermischt. Die Burgerstürmung hätte auch eine Dschungel-Prüfung ersetzen können. Denn eklig waren nicht nur die Stinkbomben, die die Mitglieder von „Mac Alt“ warfen.

Zur Erstürmung kamen auch Wasserbomben zum Einsatz

Begonnen hatte aber alles mit einer kleinen Showeinlage: Da waren Bomben im Einsatz, die einen kornblumenblauen Nebel verursachten. Leider beteiligten sich nicht ganz so viele Schützen wie in den Vorjahren an dem Spektakel, und auch die Zahl der Zuschauer war ein wenig geringer. Wer kam, sollte aber Spaß haben. Die Zuschauer machten es sich auf Decken bequem, die außerhalb der Reichweite der Wasserkanonen ausgebreitet wurden.

Ein Plätzchen im und auf dem Trockenen war heiß begehrt. Die Angreifer hatten sich mehr oder weniger gut gegen das feuchte Element geschützt. Einige Schützen hatten transparente Schilde dabei, als die Erstürmung in vollem Gange war, erinnerte die Szenerie an die Erstürmung des Hambacher Forstes, nur mit dem Unterschied, dass die Aggressoren keine Autonomen, sondern ansonsten brave Schützen waren. Zur Erstürmung, für die Präsident Jürgen Latzke pünktlich den Startschuss gab, kamen auch Wasserpistolen im Großformat zum Einsatz. Die „Braven Jonges“ machten ihrem Zugnamen keine Ehre, sie warfen mächtige Wasserbomben. Die zehn Königinnen mit einheitlichen grauen Perücken duckten sich immer wieder weg – immer gelang ihnen das aber nicht rechtzeitig.

Die Grenadiere kamen mit Seifenblasen an die Front. Julian Hardt, Minister der Jungkönigin und damit einziges männliches Mitglied der Königshäuser, hatte sich als Frau getarnt. Die schwarze Langhaarperücke über das schüttere Haupthaar gestülpt, leitete er einen Kamikaze-Angriff ein: Er lenkte den Traktor, warf die geliehene Haarpracht immer wieder elegant nach hinten, wie man es früher von der Sängerin Milwa kannte, und schnell war sein Dirndl komplett durchnässt. Die „Tellis“, die auf dem Anhänger standen, konnten den Königinnen fast die Hände reichen – daran dachten sie allerdings nicht, sie wollten sie bekämpfen, in die Knie zwingen. „Niersblumen-Vernichter“ hatten sie auf ihren Wagen geschrieben.

Während der heftigen Kampfhandlungen gab es einen starken Kontrast: Ein Boot, auf dem Schützen völlig entspannt in Gartenstühlen saßen, vor der Sonne mit einem Schirm geschützt, zog friedlich an dem Schlachtfeld vorbei. Friedlich ging es schlagartig auch nach der Kapitulation zu.

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