Martin Maier-Bode im Schloss Neersen

Martin Maier-Bode trat mit „Voll krass deutsch“ auf die Bühne.

Neersen. Martin Maier-Bode versteht es, kritische Inhalte und Unterhaltsames zu mischen und zu einer leicht verdaulichen Kost zu verarbeiten, die aber trotzdem wesentlich gehaltvoller ist als jeder Comedy-Brei. Im Neersener Schloss trat er mit seinem Soloprogramm „Voll krass deutsch“ auf die Bühne.

Maier-Bode spricht gestenreich. Was er zu sagen hat, soll eine gewisse Heilkraft auf die Gesellschaft entfalten. Bei allen Klamauk-Anteilen: „Voll krass deutsch“ ist politisches Kabarett. Er nimmt dabei nicht nur die Politiker ins Visier, sondern auch Otto Normalverbraucher.

Philipp Rösler als Gesundheitsminister: Martin Maier-Bode deutete das rückblickend als „die Rache der ostasiatischen Heilkunst an der deutschen Schulmedizin“. Oft taucht die Kunstfigur Heinz-Rüdiger auf: Der Oberstudienrat und Weltverbesserer mit umfassender Volkshochschul-Zusatzausbildung hält den Kubanern in Havanna vor, Salsa nicht korrekt zu tanzen. Mit solch genial gezeichneten Bildern prangert der Neusser deutsche Besserwisserei an.

Immer wieder bückt sich Maier-Bode ganz tief, fasst in den braunen Sumpf der Nazi-Zeit, stellt Bezüge zur Gegenwart her und zur Vergangenheit. Die Sammelleidenschaft des Deutschen ist ebenso ein Thema wie sein Drang zum Singen und Wandern. Er kommt zu folgendem Schluss: „Ob Völkerwanderung, Weltkriege oder Neckermann — der Deutsche ist nun mal ein Weltenbummler.“

Meistens arbeitet der Kabarettist mit viel Ironie, redet sich aber auch schon mal in Rage, bringt eine Reportage von einem Krieg im Supermarkt — den Kampf um die besten Schnäppchen schildert er im Militärjargon. „Ich bin deine Mutter, du Hurensohn“: Maier-Bode lässt auch die Volksverblödung nicht aus, mutet sich keinen „roten Faden“ zu, sondern plaudert scheinbar so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.

Dass es die fortpflanzungsmüden Deutschen in 500 Jahren nicht mehr geben wird, sei nicht so schlimm: „Die interessantesten Völker — Karthager, Etrusker, DDRler — sind längst ausgestorben.

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