Borussia Mönchengladbach Krise bei Borussia? Was denn für eine Krise?

Die Fohlenelf hat sich mit ihrem Sieg über Augsburg Luft und Respekt verschafft. Für die Fans heißt das: Es geht aufwärts.

Borussia Mönchengladbach: Krise bei Borussia? Was denn für eine Krise?
Foto: Kurt Lübke

St. Tönis. „Und denkt daran, wie bald sich alles ändern kann.“ Dieser Satz aus einem Uralt-Schlager beschreibt die Situation perfekt. Am Mittwoch schien das Loch, in das Borussia Mönchengladbach gefallen war, noch so groß zu sein, dass ein Herauskrabbeln unmöglich war. Am Donnerstagvormittag — gerade mal zwölf Stunden nach Abpfiff im Mönchengladbacher Nordpark — schienen sich einige schon nicht mehr an eine Krise erinnern zu können. Die WZ hatte gefragt, wie die Fans die Situation bei der Fohlenelf bewerten.

„Die Krise ist nicht Vergangenheit, sie war nie da“, erklärt Horst Saum, selbst Fan von Hertha BSC. Der frühere Berliner kannte die Situation. „Lucien Favre hat schon in Berlin den selben Mist gemacht. Wenn sein Konzept nicht funktioniert, kriegt er Probleme.“ Wahrscheinlich sitze der frühere Coach jetzt in der Schweiz und ärgere sich über sich selbst.

Die Borussia ist zurück
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„Die Krise ist Vergangenheit“, glaubt Karl-Heinz Lessenich. „Die Mannschaft brauchte einen Dämpfer, um sich zusammenzureißen. Jetzt klappt es wieder.“

„Vielleicht schaffen die es tatsächlich noch“, erklärt Susanne Simon. Sie selbst ist Borussen-Fan, allerdings der Farben Schwarz und Gelb. Sie ist eher etwas betrübt über den Punktverlust der Tuchel-Truppe in Hoffenheim.

„Die haben doch gespielt, als ob der Favre noch auf der Bank säß’“, findet Peter Kirschnik. Aber nach einem Spiel könne man noch nicht viel sagen. „Aber wenigstens war Zug nach vorne da, haben wir Torschüsse gesehen.“ Er hält es für möglich, dass die Spieler ihres Trainers überdrüssig waren.

„Endlich. Das ist der Durchbruch“, freut sich Marlies Gehrmann. „Jetzt geht’s bergauf.“ Am Ende werde die Borussia weit oben landen, glaubt sie. Das Verhalten von Favre indes findet sie nicht in Ordnung.

„Ich habe das am Morgen vor dem Spiel schon vorhergesagt, man hat mich für verrückt erklärt“, sagt Manfred Schaffhausen. Vielleicht habe der Interimstrainer seinen Spielern mal erklärt, dass Fußball ihr Beruf sei, mit dem sie ihr Geld verdienen müssten. „Und die angeblich Verletzten waren dann plötzlich geheilt.“

Ebenfalls als Fan der „falschen Borussia“ outet sich Edeltraud Körschgen. „Jetzt meinen die Anhänger, dass das in Mönchengladbach nun der große Durchbruch ist. Ich glaube nicht, dass das passiert.“

„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, warnt Reinhard Maly. „Wir wollen hoffen, dass das so anhält“, fügt er hinzu. Um augenzwinkernd zu betonen: Borussia hat sich in der Spielweise wohl an den Bayern orientiert.“

Josef Storm hatte über 30 Jahre ein Geschäft an der Hindenburgstraße in Mönchengladbach. Fohlen-Spieler kamen regelmäßig zur Autogrammstunde. In der Sprachschule über seinem Laden gingen die Kicker ein und aus. Dabei hat Storm zahlreiche Trainer erlebt und findet regelmäßige Wechsel auf dem Bank gut: „Ein Trainer ist nach zwei Jahren aufgebraucht.“ Alles darüber hinaus sei ein besonderes Phänomen. Favres Rücktritt habe einen Impuls gebracht: „Alle Spieler mussten sich anstrengen, um sich beim neuen Trainer zu beweisen.“ Falls André Schubert nur die Interimslösung bleiben sollte, mahnt Storm zur Ruhe bei der Trainersuche: „Der Neue sollte in einer Pause Abstand zu seinem alten Verein gewonnen haben.“

Georg Vogler sagt: „Ich finde es blöd, wie sich Favre verabschiedet hat.“ Er hätte sich gewünscht, dass der Schweizer seine Entscheidung nicht alleine trifft, um dann alle Parteien vor vollendete Tatsachen zu stellen. „Ich weiß nicht, was in der Sommerpause passiert ist.“

„Trainer und Mannschaft haben offenbar keinen Zugang mehr zueinander gefunden“, sagt Renate Leenen: „Zuletzt stand Herrn Favre ins Gesicht geschrieben, dass er hilflos ist.“ Daher habe sie große Achtung für den Rücktritt. Ihre Beobachtung beim ersten Saisonsieg gegen Augsburg: „Ich hatte das Gefühl, dass von den Spielern eine Last abgefallen ist. Zu André Schubert kann ich nicht viel sagen. Er sollte eine Chance bis zum Saisonende bekommen.“

Dieter Blumenberg meint: „Wenn ein Trainer zu lange da ist, kann er die Mannschaft nicht mehr motivieren.“ Blumenberg sieht Parallelen zur Talfahrt des BVB in der letzten Spielzeit. Daher ist er zuversichtlich, dass sich die Fohlen genau wie die falsche Borussia von ihrer Krise erholen.

„Die Mannschaft ist ganz anders aufgetreten“, sagt Rainer Wloka, VfL-Anhänger seit 1964, nach dem Augsburg-Spiel. Die Suche nach einem neuen Coach bringt ihn ins Grübeln: „Ich wüsste nicht, wen man nehmen sollte.“ Auf dem Trainermarkt sei nicht viel zu holen.

Spielverein-Legende Atti Müller warnt vor zu großer Euphorie nach dem ersten Dreier: „Das ist erst ein Spiel.“ Er hofft, dass es in dieser Saison noch ein einstelliger Tabellenplatz wird. Als Grund für die aktuelle Misere möchte er auch die Abgänge der Nationalspieler Christoph Kramer und Max Kruse berücksichtigt wissen.

Heinz Lemke, schon zu Bökelberg-Zeiten Dauerkartenbesitzer, sagt: „Favre war verbrannt.“ Der Auftritt gegen Augsburg hat ihm gefallen: „Die Spieler mussten was riskieren. Vorher war da kein Leben drin.“

„Dass der Trainer die Mannschaft im Stich gelassen hat, finde ich schade“, so Heinz Weyers. Mit Favre sei die Wende möglich gewesen. Schließlich liege die Schuld für den Misserfolg bei den Spielern. In den ersten Partien habe es zu wenige Torchancen und zu viele individuelle Fehler gegeben. Als neuen Trainer könnte sich Weyers Jürgen Klopp vorstellen.

Steffen Berg hat nach dem unglücklichen 1:2 gegen Mainz vermisst, dass die Mannschaft Charakter zeigte. „Die hatten keine Eier.“

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