In Neersen Tiefe Empfindsamkeit mit Barockoboe und Truhenorgel

Neersen. · Karla Schröter und Markus Märkl vom Kölner Barock-Ensemble „Concert Royal“ spielten Werke aus der Zeit des Spätbarocks und der Frühklassik.

 Karla Schröter und Markus Märkl vom Kölner Barock-Ensemble „Concert Royal“ spielten Original-Stücke für Barockoboe und Truhenorgel.

Karla Schröter und Markus Märkl vom Kölner Barock-Ensemble „Concert Royal“ spielten Original-Stücke für Barockoboe und Truhenorgel.

Foto: Norbert Prümen

„Tiefe“ lautet das Thema der diesjährigen Muziek Biennale Niederrhein. Die Tiefe von Gefühlen und Empfindsamkeit und diese wiederum musikalisch am Übergang vom Spätbarock zur Frühklassik stehend, hatten Karla Schröter (Barockoboe) und Markus Märkl (Truhenorgel) vom Kölner Barock-Ensemble „Concert Royal“ als Leitthema ihres Konzerts gewählt. Gerade einmal ein Dutzend Zuhörer hatte dafür den Weg ins Schloss Neersen gefunden.

Kaum bekannte Komponisten des 18. Jahrhunderts brachte das Duo zu Gehör: Johann Wilhelm Hertel, Gottfried August Homilius, Christoph Förster – und daneben mit Joseph Haydn, Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus berühmte Meister jenes Jahrhunderts. Schröter erläuterte, dass die Literatur für Barockoboe und Orgel sehr spärlich sei und man mit Hertel (1727-1789) und seinen beiden Werken schon den wichtigsten Vertreter dieser Besetzung vorstelle.

Sein Trio in C-Dur begann mit einem Allegro ma non troppo. Es erklang als ein Duett zweier hoher melodieführender Stimmen, zum einen von der Barockoboe, zum anderen von der rechten Hand des Organisten, während er mit der Linken eine übliche Bassbegleitung
spielte.

Kurz stellte die Oboistin ihr Instrument vor, das sich schon optisch und erst recht vom Klang von einem modernen Instrument unterscheidet. Die Barockoboe besitzt nur zwei Klappen für die beiden tiefsten Löcher. „Man muss alles mit dem Atem machen, also überblasen, um hohe Töne zu bekommen“, erklärte Karla Schröter.

Die versprochenen tiefen Gefühle, die musikalischen Beispiele aus der Epoche der Empfindsamkeit waren aber für moderne Ohren kaum nachzuvollziehen. Gespannt wartete man noch auf den Satz „Amoroso“ einer Sonate von Gottfried August Homilius (1714-1785), doch auch dieser Satz überzeugte nicht. Etwas Melancholie konnte man heraushören, aber beim kalten näselnden Klang der Barockoboe blieb es dabei.

Publikum des 18. Jahrhunderts verlangte mehr „Amüsement“

Dann gab Organist Markus Märkl einen kleinen Exkurs in die Musikgeschichte des 18. Jahrhunderts. An den europäischen Höfen war zunehmend „mehr Amüsement gefragt“, Musik sollte nicht mehr so anstrengend – auch zum Zuhören – sein, berichtete er. Der Hof von Versailles setzte auch in diesem Bereich den Trend fest.

Bei den ausgewählten Stücken dieses Konzerts konnte gerade einmal das Andante in F-Dur für Orgel (KV 616) von Mozart überzeugen. Er schrieb es für eine Flötenuhr, einen Musikautomaten jener Zeit, der gleichzeitig auch die Geschichte der „Musikkonserven“ einleitete. Die musikalische Gestaltung dieses Andantes war mit einer Melodie samt dezenter Begleitung sehr übersichtlich; man konnte sich gut vorstellen, dass dieses mit einer einfachen Mechanik umsetzbar war.

Ein zufriedenes Publikum spendet den beiden Musikern schließlich einen langen
Applaus.

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