In St. Tönis Konfirmation in katholischer Kirche

St. Tönis. · Ökumenische Gottesdienste in einem evangelischen oder katholischen Gotteshaus sind keine Seltenheit mehr. Doch evangelische Feste in der katholischen Kirche sind noch Neuland. In St. Tönis wird dieses jetzt betreten.

 Zurzeit laufen noch die Vorbereitungen zur Konfirmation – wenn möglich, im Freien. Pfarrer Christian Dierlich (l.) sowie Pfarrerin Daniela Büscher-Bruch und Diakon Volkmar Büscher begleiten die Jugendlichen.

Zurzeit laufen noch die Vorbereitungen zur Konfirmation – wenn möglich, im Freien. Pfarrer Christian Dierlich (l.) sowie Pfarrerin Daniela Büscher-Bruch und Diakon Volkmar Büscher begleiten die Jugendlichen.

Foto: Norbert Prümen

Die evangelische und die katholische Gemeinde in St. Tönis gehen wegen der Corona-Pandemie einen neuen Weg: Anfang November werden in der großen katholischen Pfarrkirche St. Cornelius am Kirchplatz in der Innenstadt 45 evangelische Mädchen und Jungen konfirmiert. Gemeinsame Schulgottesdienste und ökumenische Gottesdienste, ja, das hat es alles in St. Tönis schon gegeben. Ein evangelisches Fest wie eine Konfirmation ist hingegen bislang Neuland.

Doch der Reihe nach: Eigentlich sollten die jungen Leute Ende April in der Evangelischen Kirchengemeinde St. Tönis konfirmiert werden. Eine gemeinsame Freizeit vom 27. bis 29. März in Kranenburg sollte der krönende Abschluss der fast zweijährigen Konfirmandenzeit sein und auf die Feier am 25. und 26. April einstimmen. „Doch dann kam Corona“, erinnert sich Pfarrer Christian Dierlich.

 Christian Dierlich, Pfarrer St. Tönis

Christian Dierlich, Pfarrer St. Tönis

Foto: Heribert Brinkmann

Der Lockdown machte alle Vorhaben zunichte, die Fahrt wurde abgesagt – und an ein feierliches Fest mit 150 Leuten in der kleinen evangelischen Kirche an der Hülser Straße war gar nicht zu denken. „Dass wir nun erst am 7. und 8. November feiern, hängt mit der verschobenen Fahrt nach Kranenburg zusammen. Wir wollten mit den Jugendlichen noch einmal ein gemeinsames Wochenende verbringen, um die Konfirmandenzeit würdig abzuschließen. Und im Oktober hatte die Jugendeinrichtung Plätze frei“, sagt der evangelische Pfarrer.

Dass es in diesen Corona-Zeiten zu einem evangelischen Fest auf katholischem Boden kommt, ist dem katholischen Pfarrer Thomas Eicker zu verdanken. Seit Jahren pflegen die beiden Gemeinden gute Kontakte durch die gemeinsame Frauenarbeit und Schulgottesdienste. „In einer unserer Gesprächsrunden machte Probst Eicker den Vorschlag, unsere Konfirmation in seiner großen Kirche zu feiern“, erzählt Dierlich glücklich. Er empfindet es als „tolles Zeichen“ von Pfarrer Eicker, das katholische Gotteshaus für die 45 Konfirmanden und deren Familien zur Verfügung zu stellen.

In der katholischen Kirche ist genügend Platz, um alle Corona-Regeln einhalten zu können. Auflagen des Hausherren habe es nicht gegeben, versichert der evangelische Theologe. Die Feiern werden am Samstag, 7. November, um 10 Uhr mit elf Konfirmanden und deren Angehörigen stattfinden, um 13 Uhr mit 16 Jungen und Mädchen und am Sonntag, 8. November, um 14 Uhr wiederum mit je sieben Familienmitgliedern und 18 Jugendlichen.

Geplant ist ein Livestream des Gottesdienstes im Internet

Die jungen Leute werden an allen drei Terminen mit ihren Angehörigen in einer Bankreihe sitzen und nicht, wie normalerweise üblich, als Gruppe junger Leute zusammen. Außerdem wird immer eine Bankreihe frei bleiben, und alle Kirchenbesucher werden außerhalb der Bänke Masken tragen müssen. „Wir planen im Moment noch einen Livestream aus der Kirche, damit Angehörige, die aus Sicherheitsgründen nicht teilnehmen möchten, die Feier verfolgen können“, erklärt Pfarrer Dierlich die weiteren Planungen.

Fest steht jetzt bereits, dass jeder Konfirmand einen eigenen Teller mit Brot und einen kleinen Kelch mit Traubensaft auf seinem Platz stehen haben wird. „Ich werde jeden Konfirmanden einzeln nach vorne bitten, um ihn mit desinfizierten Händen zu segnen“, schildert der Pfarrer das Prozedere.

150 Besucher sind in St. Cornelius jetzt zugelassen. Durch die drei Gruppen bleiben die Zahlen geringer, es wird nicht gesungen, und die Familien bleiben als feste Gruppe unter sich.

Die jungen Leute sind voller Vorfreude. Auch die Eltern waren mit den geänderten Terminen und der „neuen Location“ mehr als einverstanden. Dieses Fest bleibe garantiert in Erinnerung, war die einhellige Meinung. Die „dunkle Jahreszeit“ und das imposante Gotteshaus von St. Cornelius werden der Konfirmation 2020 noch einen festlicheren Rahmen verleihen. Nicht zu vergessen: Endlich dürfen die Anzüge und schicken Kleider nach langer Wartezeit getragen werden, die Geschenke dürfen in Empfang genommen werden, und es darf in kleinem Kreis gefeiert werden. Einige Familien überlegen, die große Feier in den nächsten Sommer zu verlegen.

Mit der Konfirmation in St. Cornelius ist der Weg frei für weitere gemeinsame Gottesdienste der Konfessionen.

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