„Klappertüüt“ für die Tollitäten

Ein Riesenprogramm hat das Tönisvorster Kinderprinzenpaar derzeit zu bewältigen. Die WZ war dabei.

St. Tönis. Die Einmarschmusik läuft. „Alle fertig? Es geht los!“ Marion Arndt vom Jugendkarnevalsverein (JKV) Tönisvorst mahnt zur Eile. Es ist 10.30 Uhr, als das Kinderprinzenpaar Fabian I. (Schulz) und Lena I. (Christ) samt Ministern und 20 Gardetänzerinnen in den Turnraum des Kindergartens Wiesenzauber einzieht.

Es ist der dritte von elf Terminen an diesem Tag. Die Stimmung, die der jecke Tross an Altweiber 2013 verbreitet, könnte nicht besser sein. Die WZ begleitete JKV und Prinzenpaar Donnerstag exklusiv durch den Tag. 68 verkleidete Kinder und acht Erzieherinnen heißen den royalen Besuch lautstark willkommen und haben extra einen Tanz einstudiert.

Der Tag hat ist nicht mehr jung. Er begann jeck und früh: „Seit 6.30 Uhr bin ich auf den Beinen“, sagt Marion Arndt. Die JKV-Vorsitzende hat den Zeitplan im Kopf — sie koordiniert, wann wer wo sein muss. Ihre ständigen Begleiter durch den Tag sind JKV-Visitenkarten, Orden für Ehrungen, Wurfmaterial und die Musik-CD mit den offiziellen Tanzliedern. Viel Zeit fürs zweite Frühstück bleibt Arndt im „Wiesenzauber“ beim stramm geschnürten Zeitplan aber nicht — organisierter Karneval ist stressig.

„Um 8.30 Uhr haben wir uns am Rosental-Parkplatz getroffen“, erzählt sie zwischen zwei Bissen. Von dort geht’s zu vier Kindergärten, später zu Banken und Altenheimen. Professionell tanzt die Garde zu denselben zwei Songs — immer wieder, immer mit einem Lächeln, nie gelangweilt. „Ein gutes Mariechen muss auf einer Briefmarke tanzen können“, sagt Arndt — der Kindergarten-Turnraum ist relativ klein.

„Kinderprinz zu sein, ist schon cool“, sagt Fabian I. auf dem Weg zum Mullewapp-Kindergarten. Begleitet wird er von seiner Mutter Nicole Schulz, die 2001 Stadtprinzessin war. „Schon mein Opa war 1995 Prinz“, erzählt Fabian, der sich besonders auf den Tulpensonntagszug durch St. Tönis freut. Dann wird Urgroßtante Grete van der Vight (88) ihrem Urgroßneffen an der Viersener Straße zujubeln und laut „Klappertüüt“ rufen.

Doch genug vom Prinzen — an Weiberfastnacht steht ganz klar Kinderprinzessin Lena im Mittelpunkt. Sie sieht entzückend aus, die Haare von Garde-Mariechen Jenny Berger kunstvoll geflochten. Gegen Mittag steht ihr gewichtigster Termin an: Das Aufwiegen der Lieblichkeit mit Berliner Ballen bei der Bäckerei Hoenen. Die selbstgebaute Waage hängt am Traktorhaken des Vorster Landwirts Peter Joppen. Rechts nimmt Lena Platz, links stapelt Seniorchef Heinz Hoenen kistenweise Berliner — 60 Ballen mit Vierfruchtmarmelade à 80 Gramm. Den Rest des 50 Kilo-Gegengewichts besorgten Sandsäcke. Ein herzhafter Biss in den Berliner, dann ist Lenas Pflicht beendet — vorerst.

Nach der Mittagspause geht’s weiter, bis zum Treffen aller Karnevalisten in der Gaststätte Fyen. Von dort aus marschierte das Kinderprinzenpaar zum Rathaussturm. Um dort einen richtigen Kraftakt zu bewältigen: Mit vereinten Kräften schaffen es die Narren, den Stadtschlüssel aus den Händen von Bürgermeister Thomas Goßen zu reißen.

Zufrieden, aber geschafft beenden die kleinen Tollitäten den Altweibertag. Nun folgen noch fünf weitere jecke Tage — bis dann am Aschermittwoch bekanntlich mal wieder alles vorbei ist. . .

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