Herbert Hannen hat eine Kiwi-Plantage Prächtige Kiwi-Ernte in Willich

Willich · Herbert Hannen hat den grünen Daumen. Aus einer Ranke hat er eine Plantage gemacht.

Der erste Zentner Kiwis ist geerntet. Noch hängen an dem Baum etwa fünf Zentner der Früchte.

Der erste Zentner Kiwis ist geerntet. Noch hängen an dem Baum etwa fünf Zentner der Früchte.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Vor 45 Jahren entdeckte Herbert Hannen auf einem Markt in Neuss eine Pflanze, die er als Ranke kurzerhand für seinen Garten kaufte. Im Laufe der Zeit ist daraus aber nicht nur ein seltenes Hobby, sondern auch eine über 30 Meter lange Plantage entstanden, die jedes Jahr leckere Früchte trägt.

„Meine Frau hat anfangs geschimpft, als ich mit den teuren Kiwipflanzen nach Hause kam“, erinnert sich der 71-Jährige schmunzelnd. „Man braucht für den Anbau eine männliche und eine weibliche Pflanze. Eine davon hat damals mehr als acht Deutsche Mark gekostet. Das war viel Geld.“ Eigentlich hatte Herbert Hannen nur nach einer Rankpflanze gesucht, die den Garten verschönern und im Sommer Schatten spenden sollte. „Wilden Wein oder übliche Rankpflanzen wollte ich nicht.“

40 Früchte waren es
im ersten Erntejahr

„Von der Kiwi war ich aber gleich begeistert. Die sollten ja angeblich nur in Australien und Neuseeland wachsen.“ Schnell zeigte sich aber, dass Kiwipflanzen auch im heimischen Willicher Garten bestens gedeihen. Im ersten Erntejahr konnten sich Herbert und Anneliese Hannen über 40 Kiwis freuen. Das ist aber nichts im Vergleich zu der Menge, die seit einigen Jahren regelmäßig geerntet wird. „Es sind in der Regel zwischen 50 und 100 Kilogramm Kiwis, je nach Wetter“, erzählt Hannen. „Im letzten Jahr hatten wir etwas weniger, dafür dickere Früchte. In diesem Jahr werden wir wegen der Hitze im Sommer aber von den Kiwis beinahe erschlagen.“

Da die Hannens so viele Kiwis aber natürlich nicht alleine essen können, sind sie schon seit einigen Jahren für ihre sogenannten chinesischen Stachelbeeren in Willich bekannt. „Wir verpacken die Früchte kiloweise und verkaufen sie zu einem kleinen Preis an Freunde und Bekannte. Ab August fragen sie oft schon danach. Und sobald sie geerntet werden, reißen sich die Leute darum“, so Hannen. Ein paar Tage müssen sich die Abnehmer noch gedulden, denn die grünen Früchte werden kurz vor dem ersten großen Frost abgeerntet.

„Wenn es friert, werden sie reif. Sollte ich also den richtigen Zeitpunkt verpassen, hätte ich auf einen Schlag mehrere hundert Kilogramm reife Kiwis, die direkt gegessen werden müssten“, sagt Herbert Hannen. Die geernteten Früchte lagert er in einem isolierten Schuppen, in dem sie für mehrere Monate haltbar sind. „Die letzten Kiwis der letzten Ernte haben wir Ende Mai gegessen“, erzählt der gelernte Werkzeugmacher. Im Vergleich zu den Früchten aus dem Supermarkt hat Herbert Hannen schon einige Unterschiede an seinen Kiwis festgestellt. „Unsere sind hellgrün und haben eine dünnere Schale, deshalb kann man sie nicht auslöffeln. Der Geschmack ist aber einzigartig und ganz anders“, schwärmt der 71-Jährige. „Die Ernte aus dem letzten Jahr konnten wir im Vergleich mit den Supermarktfrüchten als Handelsklasse A einstufen, also eine sehr gute Qualität.“

Im Laufe der Zeit musste die Plantage vier Mal vergrößert werden – und Schatten spenden die Pflanzen mittlerweile auch so, wie anfangs geplant. Die Ranken muss Hannen jedes Jahr einflechten und auch die Ernte hält ihn auf Trab – besonders in diesem Jahr. Trotzdem kümmert er sich komplett allein darum. „Das macht mir keiner gut genug. Die Kiwis müssen richtig abgeschnitten werden, damit sie nicht von innen austrocknen. Schließlich will ich auch Qualität liefern“, erklärt er.

Die Masse an Kiwis, die er in diesem Jahr ernten wird, ist ihm dann aber doch zu viel für zwei Personen und den kleinen Verkauf. „Deshalb habe ich mir überlegt, einen Teil an die Willicher Tafel zu spenden.“

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