Kirche: Ein Ort der inneren Einkehr

In der Kerzenkapelle der Kirche St. Hubertus ist der Besucher wohltuend weit weg vom Alltag.

Willich/Tönisvorst. Früher war es selbstverständlich. Wenn man dem Lärm und dem Trubel der Straßen entgehen wollte, ging man zur Kirche. Die katholischen Kirchen waren tagsüber offen. Zwar zog man schwer an den Klinken der Portale, bis sie sich öffneten und Einlass gewährten in eine Welt der Stille. In einen Raum, der der Heiligkeit geweiht war.

Heute ist vieles anders. Seit die Einrichtung der Kirchen Räubern und Vandalen nicht mehr heilig sind, müssen sie geschlossen bleiben, um sicher zu sein. Ein Dilemma.

In St. Tönis gewährt eine Tür am rechten Seitenschiff von St. Cornelius Einlass. Doch dann befindet man sich in einem Plexiglaskasten, der einen hermetisch vom übrigen Kirchenraum abschirmt. Eine Bank bietet eine Sitzmöglichkeit, ein Schriftenstand etwas zum Lesen, etwa die "Stadt Gottes", doch die Lampe, die diesen Vorraum erhellt, spiegelt sich in den Scheiben, so dass man die Größe und Erhabenheit des Kirchenraumes nur sieht, wenn man die Nase an die Scheiben presst.

In St. Hubertus in Schiefbahn gibt es die Kerzenkapelle für das Bedürfnis, mal zur Ruhe und zu sich selbst zu kommen. Man betritt die Kirche durchs Hauptportal. Ein großes Gitter grenzt den Eingangsbereich ab. Auch hier gibt es einen Schriftenstand, der einen mit allen Informationen um das Gemeindeleben versorgt. Auch hier gibt’s Plexiglasscheiben, doch die Beleuchtung ist dezenter und ein Blick hindurch offenbart den Raum, an dessen Ende bunte Glasfenster das Licht des Tages in die Apsis auf den Altar strömen lassen.

Links geht es in die Kapelle, die angenehm temperiert ist. In ihr ein Tisch, auf dem viele kleine Kerzen schimmerndes Licht verbreiten. Dahinter das ikonenartige Bild einer Madonna mit Kind. Die richtige Einstimmung auf das Fest, in dem es um die Geburt des Erlösers geht, der den gleichen Weg auf die Erde nimmt wie alles Lebendige.

Schräg davor eine Bank zum Knien, wo man zu innerer Einkehr kommen kann. Zwar hört man auch hier, wie die Fahrzeuge über die Hochstraße vorbeirauschen. Wohltuend weit weg, gedämpft durch die dicken Mauern, die einen schützend in ihre Obhut nehmen. Hier ist der Blick durch das Gitter hindurch unverstellt. Zwar sind die bunten Fenster nicht zu sehen, aber man spürt die Tiefe des Raumes. Da dauert es nicht lange und man geht gestärkt zurück in den Trubel, betrachtet ihn gelassener und vielleicht sogar ein wenig erleuchtet.

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