Willich Kindstötung: Mutter soll Fragebögen manipuliert haben

Ein Sachverständiger glaubt nicht, dass die angeklagte Willicherin unter erheblicher psychischer Beeinträchtigung litt.

Willich: Kindstötung: Mutter soll Fragebögen manipuliert haben
Foto: samla

Willich/Krefeld. Ein Sachverständiger hat gestern im Landgericht Krefeld Angaben zum gesundheitlichen Zustand der Willicherin gemacht, die angeklagt ist, ihr neugeborenes Kind getötet zu haben. Er könne nicht bestätigen, dass die Frau so stark beeinträchtigt ist, wie sie der Polizei schilderte.

Die Untersuchungsergebnisse stützen die Angaben der Frau nicht, die sie nach der Festnahme machte. In der Vergangenheit habe es zwar Anhaltspunkte für Überforderung und ein depressives Syndrom gegeben, eine erhebliche Beeinträchtigung in psychischer und körperlicher Gesundheit habe zur Tatzeit aber nicht vorgelegen. Beim Auswerten der mit der Frau gemachten Tests sei er zu dem Ergebnis gekommen, dass keinerlei kognitive Störung oder zwanghaftes Verhalten vorliege. Es scheine, als habe sie die Fragebögen manipuliert. Dadurch komme man zu einem erheblichen Wert auf der Depressionsskala.

Die Angeklagte über ihre Aussage bei der Polizei

Er sprach von einem guten Allgemeinzustand, die 35-Jährige sei gedanklich geordnet und affektiv ausgeglichen gewesen. Hätte es während der Schwangerschaft Anhaltspunkte für psychische Beeinträchtigungen gegeben, wäre das von der Gynäkologin dokumentiert worden, ist sich der Sachverständige sicher.

Die Angeklagte habe ihm mitgeteilt, dass sie in den vergangenen Jahren mehrere Male vom Chef schwanger wurde. Der Mann sei verheiratet gewesen und habe finanzielle Einbußen gefürchtet. Als sie von der letzten Schwangerschaft erfuhr, sei es zu spät für einen Abbruch gewesen. Die Frau habe angegeben, mit der Situation überfordert gewesen zu sein. Weil sie nicht wollte, dass er ihr das Kind wegnimmt, habe sie die Schwangerschaft verschwiegen.

Die Geburt habe sie als unerwartet geschildert. Sie habe geglaubt, noch Wochen Zeit zu haben. Das Baby habe sich aber seit dem Vortag nicht mehr im Bauch bewegt, am nächsten Morgen sei es innerhalb einer Minute ohne Nabelschnur rausgekommen. Auch über das bei der Polizei gemachte Geständnis hat sie mit dem Gutachter geredet: „Zum Schluss habe ich einfach nur genickt“, habe sie gesagt. BL

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