Schauspiel-Unterricht Post an die Jugend: „Ab auf die Bühne“

Neersen · Schauspieler und Regisseur Sven Post betreut und trainiert seit Jahren die Jungen Schlossfestspiele Neersen. Die Gruppe probt weiter, nutzt nun andere Wege des miteinander Spieles. Und ist offen für neue Mitspieler.

 Schon 2014 scharte Schauspieler Sven Post, bekannt von Rollen und Regie bei den Schlossfestspielen,  junge Menschen um sich, die es auf die Bühne zieht. Seit Corona laufen die Proben digital. 

Schon 2014 scharte Schauspieler Sven Post, bekannt von Rollen und Regie bei den Schlossfestspielen,  junge Menschen um sich, die es auf die Bühne zieht. Seit Corona laufen die Proben digital. 

Foto: Lübke, Kurt (kul)

„Ich komme gerade aus Neersen“, sagt Sven Post in die Freisprechanlage, als ihn der Anruf der WZ im Auto erreicht. Er ist auf dem Rückweg. „Musste mir mal die Beine an der Niers vertreten“, sagt der Regisseur, Akteur und Schauspiellehrer. Neersen? Im Winter? Dabei gibt es keine Festspiele weit und breit. Allenfalls als Kartenaufdruck im Frühbuchermodus an der Theaterkasse.

Nun, Neersen und Post sind seit ein paar Jahren eine berufliche Ganzjahres-Liaison eingegangen. Post schart normalerweise dienstags am Schloss Nachwuchsschauspieler um sich. Jungen und mehrheitlich Mädchen zwischen 14 und 20 Jahren, die in Willicher Schulen auf ihren Abschluss zusteuern, sich nach Stundenplan noch mit Mathematik, Biologie, Sport und Englisch beschäftigen müssen, aber auch den einen Wunsch verfolgen: „Schauspieler will ich werden.“

Sven Post stellt die Star(t)rampe zum Ziel. Er leitet die Jungen Schlossfestspiele Neersen. Es sind zielstrebige Darsteller mit Lust aufs Schauspielern vor der Kamera und auf der Theaterbühne. Ihnen hilft er hinauf auf die Bretter am Schloss, ins Rampenlicht des Ratssaals und vielleicht sogar gleich auf den Spielplan der großen Festspiele im Sommer, wenn sich die eine oder andere Komparsen- oder Nebenrolle anbietet.

„Wir haben in Neersen eine richtig gute Truppe“, sagt Sven Post. Eine, die nach Abgängen (Schulabschluss) ruhig wieder größer werden könnte, sich mühelos von acht auf 16 verdoppeln ließe. „Es herrscht eine gute Gemeinschaft, die es Neueinsteigern sehr leicht macht“, macht Sven Post Mut und Reklame zugleich. Interessierte erwartet jeden Dienstag ab 18 Uhr ein wöchentliches Schauspieltraining mit Aufgaben à la Improvisations-Theater, auf Wunsch auch Monolog-Texte.

„Im Sommer haben wir uns im Ratssaal oder hinter dem Schloss getroffen, dort gespielt, wo sich sonst Brautpaare mit ihren Gästen fotografieren lassen.“ Doch Corona grätscht auch in die Routine des Schauspielunterrichts. Face to Face, also von Angesicht zu Angesicht benötigt man nun Zoom, die Handykamera und die Lautsprecherfunktion, um teilnehmen und teilhaben zu können. Dann teilt sich statt des Bühnenvorhangs der PC-Bildschirm. Zwei bis vier Mitspieler interagieren zeitgleich in einer Szene. Kilometer voneinander entfernt.

„Wir müssen jetzt filmisch denken“, sagt Post. Online agiert man in Genres wie Sciene-Fiction, Western oder Horror. Die würden im Improvisationstheater immer vom Publikum abgefragt, sagt Post. Die jungen Schloss-Festspieler sitzen und reagieren zurzeit zugeschaltet vor der eingebauten Kamera. „Manche haben sogar einen Green-Screen und blenden Hintergründe ein.“

Nach der „großen Depression im März 2020“, als der Lockdown das miteinander Spielen ausbremste, haben nun alle mehr und mehr Gefallen an den neuen medialen Möglichkeiten gefunden, sagt Post. „Das war für alle ein Lernprozess“, sagt er. „Auch für mich.“ Wenn sich zwei, drei oder vier Akteure nun via Kamera anspielen, dann stehen sie für Post alle in der ersten Reihe. „Ich sehe sie größer, kann besser auf sie eingehen.“ Post sieht Mimikeinsatz besser, als wenn Akteure der Gruppe auf der Bühne verstreut stehen.

Sven Post betreut die Jungen Schlossfestspiele Neersen seit März ohne Pause. „Ich fühle Verantwortung den Jugendlichen gegenüber.“ Er halte selbst auch lieber die Gruppe zusammen als zu Hause Däumchen zu drehen.

Und die Jugendlichen, die sich zurzeit nicht treffen dürften, könnten aber ihr Hobby ausleben, kreativ werden, eben etwas Cooles machen und ihre Zeit nicht vertrödeln.

Wer jetzt einsteigt, kann sich Hoffnung darauf machen, bei den sogenannten Impro-Battles, die im Spielplan der Schlossfestspiele verankert sind, dabei zu sein. Wenn Corona Wettbewerb und Vorstellungen zulässt.

Die Kontaktaufnahme zu Sven Post, der zu den Publikumslieblingen in verschiedenen Rollen in Neersen gehört und der im Sommer beim Kinderstück „Dr. Dolittle und seine Tiere“ Regie führen wird, geht auf dem kurzen Corona-Dienstweg. Das heißt online über diese Email-Adresse:

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