Josef Heyes: „Personalpolitisches Gekungel wäre schlimm“

Im Gespräch mit der WZ äußert sich der Willicher Bürgermeister zur Zukunft der Beigeordneten — und zu seiner eigenen.

Josef Heyes: „Personalpolitisches Gekungel wäre schlimm“
Foto: Reimann/Lübke

Willich. Josef Heyes schaut zufrieden auf das Jahr 2017 zurück. „Nach engen Haushalten in den Jahren davor hat sich die Finanzsituation der Stadt Willich gut stabilisiert“, sagt der Bürgermeister. Die WZ hat sich kurz vor Silvester mit ihm in seinem Haus in Schiefbahn getroffen, um einen Blick zurück, vor allem aber auch einen nach vorne zu werfen.

Josef Heyes: „Personalpolitisches Gekungel wäre schlimm“
Foto: Reimann/Lübke

Im Rückblick zählt Josef Heyes auf: Ein gutes Steueraufkommen, ausnahmsweise einmal fließende Schlüsselzuweisungen des Landes sowie niedrige Zinsen setzten die Stadt in die Lage, notwendige Investitionen durchzuführen und Schulden abzubauen — vor allem im Bereich der kurzfristigen Kassenkredite. Nach dem Verlauf der letzten Ratssitzung vor Weihnachten sei er aber ein bisschen in Sorge, dass zusätzliche freiwillige Ausgaben wieder zur Gewohnheit werden könnten. „So positiv wie bisher wird es nicht immer weitergehen“, warnt der Bürgermeister. Er appelliere deshalb an die Politik, bei allem Freiraum zur Gestaltung auch die Finanzen der Stadt und die Schuldenentwicklung stärker als bisher in den Blick zu nehmen. „Da hätte man noch mehr tun können.“

Bei der Verabschiedung des Haushalts 2018 im Rat war schon erkennbar, dass es zwischen CDU und Grünen große Gemeinsamkeiten gibt. Wenige Tage später wurde dies durch eine gemeinsame Pressekonferenz unterstrichen. Dabei wurde eine „strategische Partnerschaft“ verkündet, bei der jede Partei ihren „Markenkern“ behalten soll. „Ich bin nicht in allen Teilen glücklich über diese Zusammenarbeit“, sagt Josef Heyes dazu. Für das CDU-Urgestein ist so etwas nur punktuell richtig, doch „die Unterschiede der Parteien sollten für den Wähler deutlich werden und bleiben“. In der für Willich unbedingt notwendigen Ausweisung neuer Wohn- und Gewerbeflächen hätten die Grünen auf jeden Fall völlig andere Grundsätze als die CDU. Das gelte auch für die Behandlung freier Schulträger wie die Malteser am St. Bernhard-Gymnasium.

Steckt hinter der „strategischen Partnerschaft“ eventuell der Versuch, anstehende Personalentscheidungen gemeinsam auf den Weg zu bringen? Schließlich steht in diesem Jahr die Neubesetzung der Stelle von Martina Stall an, da die Technische Beigeordnete Ende 2018 in den Ruhestand geht. Und auch die Amtszeit der Dezernentin Brigitte Schwerdtfeger geht zu Ende. 2020 folgt dann Kämmerer Willy Kerbusch (SPD), mit dem Josef Heyes sehr gut zusammenarbeitet.

Josef Heyes (72) auf die Frage, ob er 2020 noch einmal für das Bürgermeisteramt kandidiert

Raimund Berg, Fraktionschef der Grünen und ausgewiesener Finanzfachmann, wird in politischen Kreisen schon als Nachfolger des Kämmerers gehandelt. „Ein personalpolitisches Gekungel wäre schlimm“, urteilt der Bürgermeister. Aus seiner Sicht müsse es bei allen Neubesetzungen in der Stadtverwaltung eine Besten-Auslese geben — auch bei den Beigeordneten. Das Parteibuch dürfe dabei keine Rolle spielen. Eine gute, qualifizierte Nachfolge für Martina Stall zu finden, werde nicht leicht, sagt Heyes. Die Suche müsse man sehr frühzeitig einleiten, denn bis Mitte des Jahres müsse die Stelle ausgeschrieben werden.

Ob es eine Ausschreibung der Stelle von Brigitte Schwerdtfeger oder eine Verlängerung ihrer Amtszeit gibt, ist derzeit offen. Eine knappe Mehrheit in der CDU-Fraktion soll sich aber schon für eine Verlängerung ausgesprochen haben. Was sagt der Bürgermeister dazu? „Jede Beigeordnete und jeder Beigeordnete weiß, dass sie oder er für acht Jahre gewählt ist. Das ist eine Zeit der Bewährung“, so Heyes. Dann müsse die Politik entscheiden, ob diese Bewährung bestanden wurde.

Etwas enttäuscht ist der Bürgermeister von der Umsetzung der Verwaltungsreform „Modernisierung 2.0“. Es habe dazu allein 135 Änderungsanträge gegeben, doch am Ende habe die Politik davon nur wenig beschlossen. Insgesamt, so urteilt Heyes, „wäre eine größere Wertschätzung der Politik für Verwaltungsarbeit dienlicher als immer nur Kritik“. Viele Forderungen würden im Rathaus längst umgesetzt, so zum Beispiel die verstärkte interkommunale Zusammenarbeit.

Die nächste Kommunalwahl steht 2020 an. Josef Heyes ist dann 72 Jahre alt. Als mögliche Nachfolger werden schon CDU-Chef Christian Pakusch, CDU-Vizebürgermeister Guido Görtz und CDU-Fraktionschef Johannes Bäumges gehandelt. Endet aber tatsächlich bald die Ära Heyes als Willicher Bürgermeister? „Ich sage dazu noch nichts“, sagt dieser — und schiebt lächelnd hinterher: „Konrad Adenauer ist 1949 mit 73 Jahren zum ersten Mal Bundeskanzler geworden — und blieb es bis 1963.“

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