Gefahr durch Mähdrescher Voller Erfolg beim Einsatz der Drohnen zur Kitz-Rettung

Kreis Viersen · Nach ersten Drohneneinsätzen zieht die Kreisjägerschaft eine positive Bilanz. Auch ein Menschenleben wurde gerettet.

 In Tönisvorst sah sich die NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser im Mai die Bedienung einer Drohne durch Jagdexperten an.

In Tönisvorst sah sich die NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser im Mai die Bedienung einer Drohne durch Jagdexperten an.

Foto: dpa/Oliver Berg

Über den Wiesen von Vorst kreisten in diesem Jahr die Drohnen ebenso wie in Kempen, Grefrath, Willich, Viersen, Nettetal oder Brüggen. Im gesamten Kreisgebiet setzte die Kreisjägerschaft Viersen Drohnen ein, um Wiesen vor der Mahd zu überfliegen und zu prüfen, ob dort nicht ein Rehkitz abgelegt wurde, dem sonst der Tod durch den Mähdrescher gedroht hätte.

„Der erste Drohneneinsatz hat sehr gut geklappt. Die Investition hat sich gelohnt“, bilanziert Jörg Hoffmann. Dieses positive Resümee konnte der neu gewählte Vorsitzende der Kreisjägerschaft Viersen bei der Mitgliederversammlung ziehen. Der Nettetaler, der das Amt vom turnusmäßig ausscheidenden Heiner Prießen, übernommen hat, blickte mit Freude auf das erfolgreich gestartete Projekt „Rehkitzrettung per Drohne“. Dank der Jäger und vieler weiterer ehrenamtlicher Helfer konnte bei 351 Einsätzen eine Fläche von 1137 Hektar überflogen werden.

113 Kitze und ein Mensch wurden durch die Drohnen gerettet

113 Kitze wurden gerettet. Und nicht nur das: „Dank der Drohnen konnten wir sogar ein Menschenleben retten“, sagt Karl Helge Völker, Schatzmeister der Kreisjägerschaft. In einer Wiese in Dülken lag nämlich ein volltrunkener obdachloser Mensch, in eine Plane gewickelt. Er wäre vom Mähwerk erfasst und getötet worden, hätte es keinen Drohneneinsatz gegeben. 

Mit der Wiesenmahd in der Landwirtschaft gibt es alljährlich dieses Problem: Die Ricken legen ihre Kitze auf Wiesen ab. Aufgrund des sogenannten Druckinstinkts bleiben die jungen Tiere auch bei einer sich nähernden Gefahr im Gras liegen. Sie laufen nicht weg. Vielmehr drücken sie sich noch tiefer ins Grün, so dass sie kaum mehr zu sehen sind. Für den Landwirt auf dem Schlepper oder die Lohnunternehmen mit ihren gigantischen Maschinen sind die Kitze, aber auch weitere Tiere wie Hasen und Bodenbrüter, nicht sichtbar. Sie werden vom Mähwerk erfasst und getötet.

Dabei nehmen nicht nur die Natur und die Artenvielfalt Schaden. Die getöteten Tiere verunreinigen das Gras, die spätere Silage, und sorgen für Botulismus. Das wiederum kann die Nutztiere töten, die davon fressen. Seit Jahren bietet die Kreisjägerschaft Viersen den Landwirten im Kreis Viersen schon an, am Abend vor der Mahd die Felder abzugehen, um die Tiere zu retten.

Die Kreisjägerschaft schaffte fünf Drohnen mit Zubehör an

Nun ist diese Hilfe durch fünf Drohnen erweitert worden: Die Kreisjägerschaft schaffte fünf Drohnen mit Wärmebildkamera sowie entsprechende Zusatzakkus und Walkie Talkies an und verteilte sie auf die Hegeringe Tönisvorst, Kempen, Nettetal, Viersen und Brüggen. Bei zwei Drohnen konnte die Kreisjägerschaft eine 80-prozentige Förderung durch das Land NRW in Anspruch nehmen. Den Rest finanzierten die Jäger aus eigener Tasche.

„Die Arbeit mit den Drohnen ist nichts für Langschläfer und Weicheier“, so Hoffmann mit einem Lächeln. Die Einsätze starten in der Regel um 4.30 Uhr in der Früh und gehen bis durchschnittlich 9 Uhr. Die Landwirte melden ihre Felder dafür bei der Kreisjägerschaft Viersen an. Die Piloten der Drohnen, die einen entsprechenden Führerschein abgelegt haben, programmieren die Fluggeräte vorab mit den Daten der Landwirte, die Gemarkung, Flurstück und Flur angeben.

Der Drohnenpilot lässt die Drohne dann am nächsten Morgen an der Fläche starten. In rund 50 Meter Höhe geht es über die Wiesen, wobei die Drohne in überlappenden Streifen fliegt, um wirklich alles zu erfassen. Findet sie eine Wärmequelle, gibt der Pilot die Koordinaten über das Walkie Talkie an die Helfer. In der Regel sind es je nach Größe des Feldes fünf bis zehn Helfer. Sie markieren die Stelle zunächst. Ein weiterer Trupp sammelt das Tier ein und setzt es um.

„Wir können uns nur aufs Herzlichste bei unseren freiwilligen Helfern bedanken, die uns unterstützen. Nur alleine mit den Mitgliedern der Kreisjägerschaft wäre dies gar nicht umsetzbar“, hebt Hoffmann hervor. Nun hofft die Kreisjägerschaft, dass die ehrenamtlichen Helfer weiter mitmachen und weitere dazu kommen, damit auch im kommenden Jahr mit Hilfe der Drohnen Leben geschützt werden kann.

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