Interview mit Alexandra Geiser: Kleine, abgelegene Stationen erreichen

Alexandra Geiser leitet die humanitäre Hilfe bei medeor. Im Interview spricht sie über das Engagement des Hilfswerks in Ostafrika.

Vorst. Vor einem Jahr litt Ostafrika unter einer der schlimmsten Dürren der vergangenen Jahrzehnte. Die Region leidet immer wieder unter langen Dürreperioden. Seit vielen Jahren engagiert sich das Vorster Hilfswerk action medeor vor Ort. Die WZ fragte Alexandra Geiser, Leiterin der Humanitären Hilfe, wie es momentan dort aussieht.

Wie gestaltet sich das Engagement von medeor in Ostafrika?

Alexandra Geiser: In der Notsituation vor einem Jahr ging es erst einmal darum, Leben zu retten. Medeor versorgte verschiedene Partner in Kenia, in Äthiopien, in Somalia und im Norden Tansanias mit therapeutischer Nahrung, Vitaminen, Infusionslösungen, Antibiotika, Mitteln gegen Durchfallerkrankungen, Schmerzmitteln und Wasserentkeimungstabletten.

Wir haben auch Medikamente in die großen Flüchtlingslager wie in Dadaab in Kenia verschickt. Unser Hauptanliegen war es aber, kleine und abgelegene Gesundheitszentren zu erreichen, Insgesamt verschickte medeor Medikamente mit einem Gewicht von fast 25 Tonnen und einem Warenwert von 400 000 Euro allein im Spätsommer letzten Jahres.

Die Dürrekatastrophe in Ostafrika im vergangenen Jahr hat gezeigt, dass langfristig Unterstützung benötigt wird. Was tut medeor, damit es erst gar nicht so weit kommt?

Geiser: Die Lebensbedingungen der Menschen sind auch unabhängig von der Dürre sehr schlecht. Viele Menschen sind aufgrund der Mangelernährung und der schlechten Hygienebedingungen geschwächt. Wir wollen dafür sorgen, dass die Menschen in den Gesundheitsstationen in ihrer Nähe auch tatsächlich Hilfe finden.

Medeor arbeitet mit den Experten des Deutschen Instituts für ärztliche Mission gemeinsam an der Frage, welche Maßnahmen in den ländlichen Gesundheitsstationen die Situation der Menschen verbessern können. Was ist das Ergebnis?

Geiser: Wir werden dort neun Basisgesundheitsstationen mit einem Einzugsgebiet von 198 000 Menschen zwei Jahre lang gezielt unterstützen. In Namarey, einem kleinen Ort mitten in der Halbwüste, ist eine unabhängige Wasserversorgung durch einen neuen mindestens 150 Meter tiefen Brunnen nötig. Bisher gibt es dort lediglich eine Viehtränke und eine Lebensmittelverteilstation des Welternährungsprogramms.

In dieser Projektregion sind außerdem abgestimmte Impfkampagnen mit der Organisation Tierärzte ohne Grenzen sowohl für die Tierherden als auch für die Menschen vorgesehen.

Krankenschwestern aus den Gesundheitsstationen fahren zur Behandlung auch in Schulen und weit abgelegene Orte, um die Menschen direkt zu behandeln und über Gesundheitsrisiken aufzuklären. Außerdem wird auch die Weiterbildung des Gesundheitspersonals von zentraler Bedeutung sein. Hier soll die Diagnostik z.B. im Bereich Malaria kontinuierlich verbessert werden.

Welches sind für Sie die größten Herausforderungen, um die Hilfe umzusetzen?

Geiser: Der Norden Kenias ist ein riesiges Gebiet und eine unwirtliche Gegend. Zehn Monate lang gibt es keinen Regen, die Böden sind völlig ausgedorrt, es wächst fast nichts. Für uns sind die großen Entfernungen über fast nicht vorhandene Wegenetze und der damit erschwerte Transport von Menschen und Material eine der größten Probleme.

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