Inklusion: Probleme beim Zusammenleben

CDU diskutierte über das Leben mit Behinderten.

Willich. Bringt die „Inklusion“ etwas auf dem Weg zur gemeinsamen Lebenswelt von Behinderten und Nichtbehinderten? Der CDU-Stadtverband hatte dazu den Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe, zu Gast. Der CDU-Politiker musste zu Beginn erst einmal erklären: Während bei einer Integration die Eingliederung von gehandicapten Menschen in die Gesellschaft angestrebt wird, sollen bei der Inklusion die Strukturen so verändert werden, dass die Unterschiede und das Zusammenleben zur Normalität werden.

Die CDU-Veranstaltung im Seniorenheim Moosheide war gut besucht. Etwa 40 Besucher waren gekommen, darunter Rollstuhlfahrer, Verantwortliche der Lebenshilfe, Kindergärtnerinnen und Vertreter von Förderschulen. Eine Logopädin aus Schiefbahn schilderte die Vor- und Nachteile einer teilweise schon gelebten Inklusion: Schon vor Jahren habe sie ein Kind behandelt, das in die Regelschule eingeschult wurde, in der Sprachentwicklung aber im Vergleich zu anderen Kindern um etwa zwei Jahre zurück gewesen sei. Dieses Kind kam dann zwei Jahre später erneut zu ihr, weil „es in der Schule von vorne bis hinten nicht geklappt hat.“ In einem anderen Fall habe ein autistisches Kind einen Regel-Kindergarten besucht und „die ganze Gruppe geschmissen“.

Paul Schrömbges leitete auf dem roten Sofa die Talkrunde, bei der sich der Bundesbeauftragte Verbesserungen in verschiedenen Bereichen wünschte. Dies beginne damit, dass sich die Pädagogen in den Förder- und Regelschulen stärker mit den Lebenswelten der Behinderten vertraut machen müssten. Den „Behördendschungel“ müsse man transparenter und verständlicher machen, ältere oder gehandicapte Menschen dürften nicht länger ausgeschlossen werden, wenn sie zum Beispiel Bahn fahren wollten, aber „nicht wissen, wie sie an eine Fahrkarte kommen“.

Von der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen wurde gesprochen, von Kompetenzzentren, Aktionsplänen, Ausführungsbestimmungen. Dazu CDU-Fraktionsvorsitzender Siegfried Kirsch: „Es wird geredet, geredet, geredet und nicht gehandelt.“ Kirsch wünschte sich von den Behinderten selbst Verbesserungsvorschläge: „Aber wie kommen wir an die ran?“

Schulausschuss-Vorsitzender Christian Pakusch machte auf Vorurteile aufmerksam, die das Zusammenleben erschwerten. Er führte die geringen Anmeldezahlen an einer Schiefbahner Grundschule darauf zurück, dass diese Schule integrative Klassen habe. „Einige Eltern wollen nicht, dass ihr Kind mit Behinderten zusammen unterrichtet wird.“ cc

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