Immer Probleme mit der Gema

Vor fünf Jahren wurde die Diskussion losgetreten. Wie ist der aktuelle Stand?

Willich/Tönisvorst. Es gibt Dinge, die dauern lange. Das ist eine Binsenweisheit. Es gibt aber auch Dinge, die dauern so lange, dass das kaum noch jemand verstehen kann. Ein solches Ding ist die Praxis der Gema. Das ist die Gesellschaft, die von den Vereinen und Veranstaltern von Festen aller Art Geld für das Abspielen von Musik eintreibt. Vor fünf Jahren war von Vorst aus eine Initiative gestartet worden, dieses System zu vereinfachen, beziehungsweise Erleichterungen für die Vereine zu erzielen. Wie ist der aktuelle Stand?

Ja, es gibt Erfolge. Nein, ein Durchbruch wurde nicht erzielt. Da hatte es zunächst Vorschläge gegeben, wie die Vereine sparen könnten. „Das Rote Kreuz hat wohl einen Rabatt von zehn Prozent bekommen“, erklärt Kunibert Schmitz aus Vorst. Gemeinsam mit dem verstorbenen Wilfried Schmitz aus St. Tönis und Reinhard Maly aus Vorst hatte er sich stark engagiert. Die Geschichte war sogar bis zur Enquete-Kommission des Bundestages gedrungen, die in einer Petition Vorschläge gemacht hatte. Zudem hatte ein Runder Tisch getagt, an dem z.B. die Vertreter der Schützenvereine saßen. Außerdem war eine Schiedsstelle eingerichtet worden.

Zurück in die Realität: Eine weitere Idee war seinerzeit, dass etwa die kleineren Schützenvereine sich einem größeren Verband anschließen sollten. So könne man auch Gema-Beiträge sparen. Das wiederum funktioniert nur in der Theorie. „Hier verlangt die Gema, dass die Verbände dann für die Bonität der Vereine geradestehen“, sagt Kunibert Schmitz. Das könne und wolle natürlich niemand. Sein Fazit fällt verheerend aus: Beim Schiedsgericht erreicht man nichts, seit fünf Jahren gebe es Stillstand, nach wie vor würden Spione geschickt, deren Verhalten oft fragwürdig sei. „Die Gema kassiert weiter ohne Ende“, so Schmitz.

So negativ möchte der Kreis Viersener Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer sein Resümee nicht ziehen. Er hat sich seinerzeit stark in die Diskussion eingebracht, tut das nach eigenem Bekunden immer noch. „Da muss man dicke Bretter bohren“, betont er. Aber es sei „Bewegung drin.“ Schummer räumt zugleich Probleme ein: „Ja, es gibt Schwierigkeiten, etwa wenn die Dachverbände für die Zahlungsfähigkeit ihrer Mitgliedsvereine garantieren sollen.“ Hier schlägt er vor, das kommunal — etwa über die Stadt — abzusichern.

Es werde nicht mehr lange dauern, so Schummer, dann werde die Petition in den Bundestag eingebracht. Sie macht konkrete Vorschläge, wie das „System Gema“ zu ändern wäre. „Das müsste dann auch über das Justizministerium gehen, das ist verantwortlich“, sagt Schummer. Er hofft, dort auf Bereitschaft zu stoßen, bevor die Legislaturperiode zu Ende ist. Zum Teil übt diese Petition aber auch heftige Kritik: „Die Gema wird zunehmend vom Kultur-Schützer zum Kultur-Vernichter.“

Die scheinbare Allmacht der Gema führt dazu, dass Vereine und Verbände sich nicht offen äußern möchten. Zentrale Kritikpunkte sind immer wieder „arrogantes und unverschämtes Auftreten“ der Gema-Vertreter. „Da wird Angst geschürt“, sagt ein Insider, der seinen Namen nicht nennen möchte. Er habe schon den Satz gehört: „Beschweren Sie sich ruhig. An dem, was Sie dann zahlen müssen, werden Sie schon sehen, was Sie davon haben.“

Ein anderer Fall: Ohne irgendeine Vorankündigung stellte ein Wirt fest, dass eine ihm völlig fremde Person mit seinen Schritten den Saal abmaß, um so für seinen Arbeitgeber Gema gleich die Rahmenbedingungen mit melden zu können.“

Auch Wolfgang Dille, Mitorganisator der Schlagerparty beim Willicher Schützenfest, hat seine Erfahrungen gemacht. „Da stürmt ein Mann einfach ins Zelt, tut nur so, als wolle er seinen Ausweis zeigen. Dann hält er das Handy hoch und fotografiert — ohne jede Erlaubnis.“ Und Eintritt zahlen? Das habe er schon mal überhaupt nicht nötig.

Was sagt Uwe Schummer zu solchen Auftritten? „Das ist eine Unverschämtheit. Im Zweifelsfall sollte man denjenigen des Saals verweisen oder auch die Polizei rufen.“

Was sagt die Gema? Eine versprochene Stellungnahme am Dienstag blieb aus.

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