Willich Imker klagen über Bienensterben

Nicht nur im Kreis Viersen gibt es teils Totalverluste von Bienenvölkern.

Willich: Imker klagen über Bienensterben
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Kreis Viersen/Anrath. Die Meldung klingt alarmierend: Nur jedes zweite Bienenvolk habe den Winter überlebt — so berichtete vor einigen Tagen der WDR. Ähnliche Nachrichten gibt es auch aus anderen Teilen der Republik. Die „Berliner Morgenpost“ etwa titelte „Bei den Bienen herrscht das große Sterben“. Ein Sprecher des dortigen Imkerverbandes beklagt in dem Artikel: „So ein großes Sterben hat es seit zehn Jahren nicht gegeben.“

Ist die Lage am Niederrhein ähnlich dramatisch? „Generell schon“, sagt dazu Detlef Vaessen, Vorsitzender des Imkerverbandes Krefeld-Viersen. Von vielen seiner mehr als 300 Kollegen, die dem Verband angeschlossen sind, hat er gehört, dass ganze Völker eingegangen seien. Auch er selbst hat unter seinen 20 Völkern Totalausfälle, berichtet er.

Hauptursachen seien der Klimawandel und die Varrora-Milbe, heißt es bei Experten. Detlef Vaessen legt sich nicht so eindeutig fest. „Ich weiß nicht genau, woran es liegt.“ Gegen die Varroa-Milbe, die seit Jahren den Bienenvölkern zusetzt, habe er wie immer im Herbst/Winter die empfohlene Behandlung mit Säure vorgenommen. Auch genügend Futter sei vorhanden gewesen.

Andererseits: „Wenn Bienenvölker sterben, hat meist der Imker etwas falsch gemacht“, sagt Vaessen. So könne es sein, dass ein Volk zu klein sei, um im Winter der Kälte widerstehen zu können. Gut 6000 Bienen müsse ein Volk haben, um die Temperatur im Stock halten zu können. Im vergangenen Winter habe es nach längerer Zeit mal wieder mehrere Frostperioden gegeben. Kleine, schwache Völker seien damit womöglich nicht zurecht gekommen.

Iris van den Bongard, die gemeinsam mit ihrem Vater Johann das „Bienenland“ am Donkweg in Anrath bewirtschaftet, hat ähnliche Berichte von vielen Imker-Kunden gehört. Sie selbst kann dagegen nicht klagen: „Wir haben nur einen Verlust von drei Prozent.“ Bis zu 30 Prozent würden im Schnitt in Deutschland erwartet. Einige Kollegen fütterten vielleicht nicht rechtzeitig oder die Varroa-Behandlung sei unzureichend, sagt sie. Zudem sei es manchmal angesagt, auf Honig zu verzichten, um ein Volk gesund zu halten.

Was kann ein Imker tun, der viele Völker verloren hat? „Im Moment gar nichts“, sagt Detelf Vaessen. Er könne lediglich im Laufe des Jahres versuchen, neue Völker zu bilden, in dem er Ableger von alten bildet.

Dramatische Folgen für die Obsternte in der Region erwartet der Kreisvorsitzende durch die geringere Zahl der Völker allerdings nicht. „Die Bienen tragen nur zu etwa 30 Prozent zur Bestäubung bei.“

Trotzdem empfiehlt er Landwirten, Bauhöfen und Gartenbesitzern, bei der Pflege der Natur an die Bienen zu denken. „Im Frühjahr brauchen sie und die Hummeln Nahrung.“ Die Frühblüher wie Haselnuss und Weide sollten deshalb nicht komplett gerodet werden. Und auch das Anlegen von Steingärten trage nicht gerade dazu bei, dass sich Bienen und Hummeln dort künftig blicken lassen.

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